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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXV (1980 / Heft 170)

Sieglinde Mayer-Kum 
 
Die Malerin, die ihr Studium an der Wiener Kunst- 
akademie bei Professor Andersen mit dem Diplom 
abschloß, errang schon im Laufe ihrer Ausbildung 
einige Fügerpreise und fiel bei diesen Grafiken 
mit ihrer kraftvollen, für eine Frau ganz ungewöhn- 
lichen Linienführung auf. 
Die Linie, das grafische Element, ist auch eine je- 
ner Komponenten, die in allen ihren Bildern eine 
dominierende Rolle spielen. Meist sind es Land- 
schaften, die der Künstlerin den Anstoß zu ihren 
Arbeiten geben. Sie setzt das Geschaute dann 
freilich mit sehr heftigen, breiten Pinselstrichen in 
ein eigenwilliges Kompositionsgefüge um. Ihre 
Farben sind gedämpft bis stumpf, oft nur mehr 
Grau in verschiedenen Abstufungen, wobei sie mit 
wenigem viel Atmosphäre erreicht. So gelingt es 
ihr etwa, mit eher trockenem Pinsel Tönungen in 
einem Auftrag zu erreichen, die, durch die fast 
kratzigen Schraffuren, eine föhnige Aufbruchstim- 
mung auslösen. 
lst das grafische Element die eine Komponente, 
die bei den Bildern der Mayer-Kum besonders si- 
gnifikant ist, so ist eine vehemente Dynamik die 
andere. Das ist schon ganz eindeutig und klar aus 
der Arbeitstechnik der Künstlerin ersichtlich. Mit 
groben Wischern wird die Farbe auf große Flä- 
chen aufgetragen. Es ist etwas Wildes, Ungestü- 
mes in dieser Gestik. Schwünge gehen den Falten 
und Erhöhungen der geologischen Erscheinungen 
nach. Eine vorherrschende Farbtönung, Ausdruck 
einer Stimmung, einer Jahreszeit oder einer Wet- 
terlage, gibt den Grundakkord. Schon dieses ma- 
lerische Unterfutter ist von einer sehr bewegen- 
den Art. Nun setzt die Mayer-Kum aber noch dick- 
balkige, dunkle, oft schwarze Begrenzungen. Fast 
gewalttätig modellieren diese die Flächen, geben 
Tiefen, grenzen ab, zeichnen Baum und Haus und 
geben Distanz. 
Es ist nur selten, daß sich in den Blättern weiche 
Übergänge finden. Sind sie dann aber, wie in eini- 
gen Landschaftsbildern aus dem Süden oder aus 
dem niederösterreichischen Hügelland, gegeben, 
dann flimmert wohl auch die Luft mit, breitet sich 
über die Konturen aus, macht sie weich und flie- 
ßend. Bei den meisten Blättern kommt so ein dä- 
monischer Grundakkord zum Tragen, ein Akkord, 
der Landschaften, Baumgruppen, Wolkenfahnen 
zu einem doppelbödigen, emotionale Schichten 
des Beschauers ansprechenden Ergebnis führt. 
Alles wird lebendig, hat sein Eigendasein, atmet 
und bewegt sich. 
Einen eigenen Raum in dem Oeuvre der Sieglinde 
Mayer-Kum nehmen die Arbeiten mit figürlichen 
Darstellungen ein. Auch hier ist es der breite Pin- 
selstrich, der augenscheinlich ist und der den 
Menschen durch seine variierende Dichte Plastizi- 
tät gibt. Er ist es auch, der von einer Vitalität, einer 
Kraft und wohl auch einer Eigenwilligkeit der 
Künstlerin zeugt. 
Der Raum ist nur ganz wenig angedeutet, wird 
durch die Perspektiven der agierenden Personen 
erschlossen. Wenn die Malerin dann hier einmal 
Farben einsetzt, dann sind es eher akzentuierende 
Signalwerte plakativer Art, die einen gewissen 
Ausdruck zu unterstützen scheinen, an den Ju- 
gendstil und Toulouse-Lautrec erinnern. Diese Fi- 
guren verlangen nach größeren Bildebenen, und 
wir können gespannt sein, ob die Künstlerin den 
eingeschlagenen Weg konsequent weiterverfolgt. 
Alois Vogel 
1 Landschaft, Farbgralik 
2 Winterlandschaft, Farbgrafik 
a Bäuerin, Farbgralik 
4 Doppetporträl, Mann mit Frau, Farb- 
gralik 
5 Landschalt, Farbgrafik 
6 Sieglinde Mayer-Kurn
	        
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