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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXV (1980 / Heft 170)

I Aktuelles KunstgeschehenlÖsterreich 
Wien 
Künstlerhaus 
SCULPTURE - LIVE 
uWie arbeiten Bildhauer? Wo arbeiten Bildhauer?" Auf 
diese Fragen versucht der Gestalter der Ausstellung, Kurt 
lngerl, selbst Bildhauer, eine Antwort zu geben, eine Ani- 
wort, die möglichst viele Menschen erreicht, und eine Ant- 
wort, die zugleich auch ein Bild des Schaffenden und sei- 
ner Eigenart gibt. Angeregt durch die Fotos des Grafikers 
H. Zille, die Berliner Bildhauerateliers zeigen und die heu- 
te schon Dokumentationswert besitzen, fuhr lngerl mit ei- 
ner Fotografin zu seinen Kollegen, um ähnliche Studien 
zu machen. Die Schau zeigt nun in abgeteilten Kojen die 
se Großfotos der Bildhauer, es handelte sich durchwegs 
um Künstlerhausmitglieder, in ihrer Arbeitswelt. Die Prä- 
sentation kann, von der Idee her, durchaus als gelungen 
betrachtet werden. Jeweils einige Werke (je nach Größe) 
des einzelnen Künstlers, Produkte der Persönlichkeit und 
seiner Umgebung, standen in den gezeigten Environ- 
ments. Dabei wurde der Zusammenhang von der Eigenart 
des Menschen und seiner Umgebung meist sehr deutlich. 
Es ist sicher kein Zufall, wie und mit welchen Dingen etwa 
Coufai, Katzgraber oder Gert Linke uns gegenübertritt. 
Das gilt aber auch von den alten. z.T. in schulischen Posi- 
tionen stehenden Künstlern, wie E. Pieier und F. Welz 
oder V. Hammer und H. Scheibner. Problematisch ist die 
Beteiligung von Künstlern wie Isolde M. Höllwartsioham 
und Efthimios Warlamis, beide sind eher, auch mit ihren 
ausgestellten Werken, Designer und durchaus keine Bild- 
hauer. Offenbar kann der für die Zusammenstellung ver- 
antwortliche lngerl schlecht nein sagen. Er sucht dafür in 
dem launigen Begleittext des schönen Kataloges, in dem 
er seinen Besuch in den gezeigten Ateliers schildert, ein 
Ventil. Wer zwischen den Zeilen lesen kann, wird hier so 
manche Ergänzung und Stellungnahme finden. Die ausge- 
stellten Arbeiten der sechsunddreißig Bildhauer gaben 
natürlich nur einen sehr beschränkten Einblick in das 
Schaffen des einzelnen. Meist wirkte eine einzige Skulp- 
tur oder Plastik weit mehr als eine Anhäufung von vielen 
Beispielen. So überraschte Seebacher mit seiner Kompo- 
sition ebenso positiv wie Walenta mit dem Stein, Huber 
mit seinen aggressiven Eisengefügen, Linke mit Humor 
und Nakajima mit seinen harten, aber ehrlichen Formen. 
(1. - 17. 4. 1980) - (Abb. 1,2) 
Galerie Ariadne 
Stephan Fillitz 
Der junge Bildhauer, geb. 1950, zeigte hier sehr originelle 
Eisenplastiken. Mit dem "Chinesischen Sohmetterlingu 
war noch die Arbeit einer sehr gewalttätigen Phase vertre- 
ten. Die meisten anderen Objekte, in ihren Formen zwar 
auch immer assoziativ mit riesigen Insekten verbunden, 
laden aber auf den ersten Blick zur Berührung und Betäti- 
gung ein. Es sind bewegliche Elemente, meist als Model- 
le für Kinderspielobjekte, also Schaukeln, Rutschen und 
Kletterbäume, gedacht, wobei die plastische Form nicht 
auf Kosten der Funktion vernachlässigt wird. Fillitz ver- 
wendet industriegeformte Materialien, verschleift die 
Oberflächen und ist jetzt dazu übergegangen, sie mit ei- 
nem einheitlichen Farbanstrich zu versehen, der das Ma- 
terial verfremdet, dem Objekt ein spezifisches Eigenleben 
gibt. Neben den 14 Figuren waren noch 18 Zeichnungen 
zu sehen, Entwürfe zu den Arbeiten. (19. 3. - 19. 4. 1950) 
- (Abb. 3) 
Neue Galerie 
Friedrich Danielis I Zauberflöten-Projekt 
Es ist eine große Arbeit, die Danielis hier vorlegt. In einer 
Fleihe von Gouachen empfindet er die Mozartsche Oper 
Szene um Szene in abstrakten Farbakkorden nach. Oft 
werden die Akzente zu suggestiven Bündeln geballt, nä- 
hern sich gegenstandsbezogenen Formen, oft öffnen sich 
die Farbmelodien zu aquarellnahen fließenden Tönen, die 
in ihren Valeurs Übergänge von einmaliger Zartheit schaf- 
fen. Die Farben, oft geheimnisvoll und hintergründig mar- 
chenhaft, sind fast überall mit einem einmaligen Feinge- 
fühl in Beziehung zur Musik gesetzt. Trotz der Bindung an 
das Thema ist viel Spontaneität in diesen Blättern zu spü- 
ren. Einzelne Arbeiten, wie etwa Nr. 16, lassen den Be- 
trachter an ostasiatische Bilder denken. (6. 3. - 15. 4. 
1980) - (Abb. 4) 
Galerie Alte Schmiede 
Robert Schmitt - Akte 
im ersten Stock waren vor allem Olbilder, die zwischen 
1970 und 1980 entstanden sind. Sie zeigten Schmitts Ent- 
wicklung zu einer sehr eigenständigen Aussage. Von Pi- 
casso kommend, bewies er gerade in dieser Ausstellung 
eine Eigenwertigkeit und Reife wie noch nie. Die Freiheit 
und Unverkrampftneit der Gestaltung bei bevvußtem Ein- 
satz des aus dem Kubismus und Futurismus erarbeiteten 
Formenkanons ist erfrischend. Die Farben sind eher ru- 
hig, oft sind die Bilder nur in Weiß und verschiedenen 
Grautönen gehalten. Wo stärker akzentuiert wird, ist die 
Linienführung betonter. im zweiten Stock sah man Blei- 
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stiftstudien nach der Natur, die Schmitts Können doku- 
mentieren, viele Aktstudien in Aquarell, in Tusche und in 
Mischtechnik. Hier, besonders im Aquarell und in den 
Kohlearbeiten, sprechen uns emotionell und spontan ge- 
arbeitete Blätter mit einer unverfälschten Kraft an, die wir 
bei vielen Altersgenossen des Künstlers leider bereits nur 
zu oft vermissen. (19. 3. - 2G. 4. 1980) - (Abb. 5) 
Galerie Basilisk 
Doris Reitter, nKretaa - Bildobjekte 
Es ist eine Dokumentation des Lebens einer einfachen 
Frau in Kreta, wo Doris Reitter in einem einsamen Berg- 
dorf lebte, in symbolhaften Montagen von sehr wenig Ma- 
terlalien. Auf großen Flächen, schwach gerahmt, werden 
farbige Tücher weiß, blau und schwarz gerafft und ge- 
strafft und drücken in ihrer Anordnung, in der Dominanz 
der Farbe Lebensstationen und -gefühle aus. Von dem 
fleckenlosen Weiß des unberührten Mädchens bis zur 
schwarzen, alles verhüllenden Bekleidung der Matrone 
spannt sich der Bogen in Blau und Weiß, den griechi- 
schen Nationalfarben, die ja auch nicht (wie vielleicht bei 
manch künstlichem Staatssyrnbol) zufällig diese Farben 
sind, und lassen uns sehr, sehr kritisch über unsere 
Erfolgs- und Konsumwelt nachdenken. Wie aus den 
Sprossenwanden verschlossener Türen oder Fenster ge- 
fälteites Leben wie bei einer sich öffnenden Pflanze 
dringt, wie Trauer erschlafft, wird uns mit sparsamsten 
Mitteln nahegebracht. (6. - 26. 3. 1980) - (Abb. 6) 
Galerie Modern Art 
Ernst lnsam 
Unter dem Titel "Entwicklungenu zeigte Ernst lnsam die 
zwei Seelen in seiner Brust. Da waren in dem großen vor- 
deren Raum die Bilder unter dem Motto Glashaus. Es wa- 
ren großflächige, mit groben Strichen hingepinselte Ob- 
jekte, die uns immer wieder bewußt machen sollen, daß 
wir in einer von Architekten, Planern und Ingenieuren ge- 
formten Welt, quasi in einem Glashaus leben, daß wir hin- 
ter gerasterten Fenstern fern der Natur atmen. Da und 
dort scheint die Aufforderung zum Aufreißen, zum Ein- 
schlagen der Fenster gegeben. Im zweiten Raum bietet ln- 
sam Aquarelle, gemalt nach der Natur. Die Blätter stam- 
men aus dem Zeitraum von den 50er bis in die 70er Jahre. 
Es gibt aus all den Jahren gute Arbeiten dabei. Zuerst ist 
noch eine gewisse Abhängigkeit von Pauser zu spüren. 
Manche dieser Aquarelle sind, wie jene seines Lehrers, zu 
schön. (19. 3. - 12. 4. 1980) - (Abb. 7) 
Galerie Peithner-Lichtenfels 
Ferdinand Andri 
Eine umfangreiche und wertvolle lnformationsschau mit 
wichtigen Frühwerken des 1871 -1956 lebenden Künst- 
lers. Von den über 130 Exponaten waren allein 33 Ölbilder 
und über 70 Zeichnungen aus der Zeit 1889- 1938. Der 
Schwerpunkt lag bei den Bildern, die Motive vom Leben 
auf dem Lande zeigen, und bestätigte so den Ruf des Ma- 
lers, der immer wieder in Verbindung mit dem Bäuerli- 
chen gebracht wurde. Von Lelbl herkommend, war er aber 
frei von jener verlogenen Blut-und-Boden-Mentalität der 
30er Jahre, die ihn gerne zu den ihrigen gerechnet hätte. 
Sehr schon einige wichtige Porträtzeichnungen. (11. 4. bis 
10. 5. 1980) - (Abb. B) 
Galerie am Graben 
Sergei Blumin 
1947 in Leningrad geboren und seit 1979 in New York le- 
bend, wurde schon in der UdSSFl für seine künstlerischen 
Leistungen ausgezeichnet. Hier zeigte er Kleinplastiken 
und Schmuckgegenstände. Sein Material ist Silber, Holz, 
Edelsteine und Perlen. in den grazilen Arbeiten mit ihren 
großen Steinfassungen, mit Metallschmelzen und farbi- 
gen Gründen wird uns die Verbundenheit mit der byzanti- 
nischen Tradition bewußt. (25. 2. - 15. 3. 1980) 
Miniaturen aus Textil 
In dem ägyptischen Dorf Harrania werden verschiedene 
außerordentlich reizvolle Gewebe erzeugt, die als Wand- 
behänge oder auch als Einsätze in Verwendung stehen. 
Die von den einheimischen Frauen gewobenen Muster 
zeigen freie Motive. die einerseits auf altagyptische Bild- 
werke, vielfach aber auch auf koptische Einflüsse zurück- 
zugehen scheinen. Auf die frühgeschichtlichen Grabma- 
lereien weisen oft Jagdszenen und Tierdarstellungen, 
während wohl besonders in der Farbgebung spätere Ein- 
flüsse wirksam sind. Es sind naturnahe Schilderungen in 
einfachen Formen. Eine ganz zauberhafte Schau. (21. 4. 
bis 10. 5. 1080) - (Abb. 9) 
Galerie Metropol 
Bertold Löffler 
Von dem 1874 -1960lebenden Künstler, einem wichtigen 
Vertreter des Wiener Jugendstlls, waren Ölgemalde, 
Aquarelle, Zeichnungen, aber auch die für sein Schaffen 
so typischen Keramiken (Wiener Keramik ab 1912 mit 
Gmundner Keramik fusioniert), Schmuckgegenslände 
und kleinere Möbelstücke zu sehen. Auch sehr reiz 
Entwürfe für Gebrauchsgrafiken, etwa Buchumsci 
und Plakate, zeigten Löfflers Eigenart in Strich und F 
Weiß dominierte, besonders bei der Keramik, Blai 
Schwarz geben Modulationen. Manchmal, wie bei V 
die er in Gemeinschaft mit Powolny gearbeitet 
kommt noch Gold dazu. Eine Ausstellung, die viel 
ein Auftakt für eine größere Bestandsaufnahme 
kann. (10. 4. - 30. 4. 1980) - (Abb. 10) 
Galerie auf der Stubenbastei 
Maria Moser 
Die Malerin, die zweimal einige Monate in Ägypten 
und malte, zeigte auf ihren großen, in Mischtechnik 
beiteten Blättern rudimentäre Architektur, von er 
Farbtönen verweht und in einem Zustand des Versii 
begriffen. Die Formen sind beherrscht, haben fasi 
magische Strahlung, und die manchmal eingesetzte 
chen, die an Schriftzüge assoziieren, steigern da 
heimnisvolle. (5. 2. e 1. 3. 1980) 
Galerie im Theater am Schwedenplatz 
Ernst Zdrahal 
Der Grafiker, der vor einigen Monaten mit einer Scl 
der Galerie Marokkanergasse recht enttäuschte, . 
hier wieder sein ganzes Können. Die Blätter, in 
Mischtechnik unter Verwendung von Montagen, l 
außerordentlich sauber verarbeitete Hintergründe, v 
nen eine menschliche Figur, oft auch nur deren Kop 
die Hände, ausgeschnitten als leere Fläche kontrast 
Auf diese Weise wird unsere Abwesenheit, unsere 
nenz bei allen uns sehr wohl betreffenden Situat 
aufgezeigt. Bei anderen Bildern kommt unsere Hili 
keit gegenüber unserer tierischen Besessenheit zun 
druck. (19. 2. - 31. 3.1980)-(Abb.11) Alois 
Salzburg 
Salzburg I Kunstverein 
Die Veranstaltungsreihe nPALETTEk ist auch vo 
neuen Vereinsleitung beibehalten werden: in den Ra 
des Vereins im Trakt-Haus am Waagplatz haben f 
Dauer von sechs Wochen jeweils drei Mitglieder pr 
che Gelegenheit, eine Auswahl ihrer neuen Werke; 
gen. Die Qualität der Arbeiten und das große Publi 
interesse beweisen die Richtigkeit des Vorhabens! 
ren Werke folgender Künstler zu sehen: Gerald Sc 
Josef Hassmann und Gerda Düring (24. - 30. 3. 
Günther Nussbaumer, Herwig Bayerl und Johannes 
ringer (31. 3. - 6. 4. 1980); Minna Antova, Eva Flott 
cher und Christine Karl (7. - 13. 4. 1980); Herbert 
Georg Degenhardt und David Garde (14. - 20. 4. 
Eberhard lskratsch, Erika Poech und J.C. Bader (2 
27. 4. 1980); Friedrich Grüne, Karl Sukopp und H. 
Baier (28. 4. 7 5. 5. 1980). 
Galerie Academia 
Karl Bauer 
in der Ausstellung zum 75. Geburtstag des in Klag 
lebenden Malers waren Ölbilder und Temperaarbei 
sehen. Obwohl Bauer nicht unmittelbar mit dem Nö' 
Kreis in Verbindung zu setzen ist, gibt es doch einig 
bindungen dazu. Wie Werner Thuswaldner schrieb, 
wdie besondere Art des Kolorits, das eingehende, n 
altmeisterliche Modellieren, mit der die Kbrperhaf 
herausgearbeitet wird-x, und eine vF-teduktion auf 
ische Grundmuster in der Wahl der Motive-r. (25. 
24. 4. 1980) - (Abb. 12) 
Anton Tapies 
Die Werke des großen nKlassikerst- der zeitgenössi 
Kunst sind wohl den Lesern dieser Zeitschrift geni 
bekannt, um sie hier noch vorstellen zu müssen. E 
fen aber einige Satze von Tapies zitiert werden, die l 
sammenhang mit den hier gezeigten Werken notier 
den: iiKunst ist wie ein Spiel; nur im Zustand der Uns 
- und wer weiß, ob das nicht für alles Menschlicl 
- erfassen wir ihren tiefen Sinn... _ iwer ohne i 
Bilder lebt, ohne Imagination und ohne die Sensil 
die man braucht, um die eigenen inneren Gedanke 
Gefühle zu assoziieren, der wird gar nichts sehen." 
bis 25. 5. 1980) - (Abb. 13) 
Bildungshaus St. Virgil 
nSymon Bt Symont 
Josef Symon, Goldschmied und Metallbildhauer, ist 
beauftragter an der Wiener Hochschule für angev. 
Kunst und lebt mit seiner Frau Miroslava, einer hei 
genden Papier- und Lederrestauratorin, seit l968 in 
Objekte aus Metall, Papier und Leder waren auf de 
steliung in Salzburg zu sehen, das heißt Schmucl 
tailskulpturen und Bucheinbands. (20. 5. - 16. 6. 15 
(Abb. 14) 
Eine neue Galerie in Salzburg 
im ersten Stockwerk eines der alten Bürgerhauser il
	        
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