I Aktuelles KunstgeschehenlÖsterreich
Wien
Künstlerhaus
SCULPTURE - LIVE
uWie arbeiten Bildhauer? Wo arbeiten Bildhauer?" Auf
diese Fragen versucht der Gestalter der Ausstellung, Kurt
lngerl, selbst Bildhauer, eine Antwort zu geben, eine Ani-
wort, die möglichst viele Menschen erreicht, und eine Ant-
wort, die zugleich auch ein Bild des Schaffenden und sei-
ner Eigenart gibt. Angeregt durch die Fotos des Grafikers
H. Zille, die Berliner Bildhauerateliers zeigen und die heu-
te schon Dokumentationswert besitzen, fuhr lngerl mit ei-
ner Fotografin zu seinen Kollegen, um ähnliche Studien
zu machen. Die Schau zeigt nun in abgeteilten Kojen die
se Großfotos der Bildhauer, es handelte sich durchwegs
um Künstlerhausmitglieder, in ihrer Arbeitswelt. Die Prä-
sentation kann, von der Idee her, durchaus als gelungen
betrachtet werden. Jeweils einige Werke (je nach Größe)
des einzelnen Künstlers, Produkte der Persönlichkeit und
seiner Umgebung, standen in den gezeigten Environ-
ments. Dabei wurde der Zusammenhang von der Eigenart
des Menschen und seiner Umgebung meist sehr deutlich.
Es ist sicher kein Zufall, wie und mit welchen Dingen etwa
Coufai, Katzgraber oder Gert Linke uns gegenübertritt.
Das gilt aber auch von den alten. z.T. in schulischen Posi-
tionen stehenden Künstlern, wie E. Pieier und F. Welz
oder V. Hammer und H. Scheibner. Problematisch ist die
Beteiligung von Künstlern wie Isolde M. Höllwartsioham
und Efthimios Warlamis, beide sind eher, auch mit ihren
ausgestellten Werken, Designer und durchaus keine Bild-
hauer. Offenbar kann der für die Zusammenstellung ver-
antwortliche lngerl schlecht nein sagen. Er sucht dafür in
dem launigen Begleittext des schönen Kataloges, in dem
er seinen Besuch in den gezeigten Ateliers schildert, ein
Ventil. Wer zwischen den Zeilen lesen kann, wird hier so
manche Ergänzung und Stellungnahme finden. Die ausge-
stellten Arbeiten der sechsunddreißig Bildhauer gaben
natürlich nur einen sehr beschränkten Einblick in das
Schaffen des einzelnen. Meist wirkte eine einzige Skulp-
tur oder Plastik weit mehr als eine Anhäufung von vielen
Beispielen. So überraschte Seebacher mit seiner Kompo-
sition ebenso positiv wie Walenta mit dem Stein, Huber
mit seinen aggressiven Eisengefügen, Linke mit Humor
und Nakajima mit seinen harten, aber ehrlichen Formen.
(1. - 17. 4. 1980) - (Abb. 1,2)
Galerie Ariadne
Stephan Fillitz
Der junge Bildhauer, geb. 1950, zeigte hier sehr originelle
Eisenplastiken. Mit dem "Chinesischen Sohmetterlingu
war noch die Arbeit einer sehr gewalttätigen Phase vertre-
ten. Die meisten anderen Objekte, in ihren Formen zwar
auch immer assoziativ mit riesigen Insekten verbunden,
laden aber auf den ersten Blick zur Berührung und Betäti-
gung ein. Es sind bewegliche Elemente, meist als Model-
le für Kinderspielobjekte, also Schaukeln, Rutschen und
Kletterbäume, gedacht, wobei die plastische Form nicht
auf Kosten der Funktion vernachlässigt wird. Fillitz ver-
wendet industriegeformte Materialien, verschleift die
Oberflächen und ist jetzt dazu übergegangen, sie mit ei-
nem einheitlichen Farbanstrich zu versehen, der das Ma-
terial verfremdet, dem Objekt ein spezifisches Eigenleben
gibt. Neben den 14 Figuren waren noch 18 Zeichnungen
zu sehen, Entwürfe zu den Arbeiten. (19. 3. - 19. 4. 1950)
- (Abb. 3)
Neue Galerie
Friedrich Danielis I Zauberflöten-Projekt
Es ist eine große Arbeit, die Danielis hier vorlegt. In einer
Fleihe von Gouachen empfindet er die Mozartsche Oper
Szene um Szene in abstrakten Farbakkorden nach. Oft
werden die Akzente zu suggestiven Bündeln geballt, nä-
hern sich gegenstandsbezogenen Formen, oft öffnen sich
die Farbmelodien zu aquarellnahen fließenden Tönen, die
in ihren Valeurs Übergänge von einmaliger Zartheit schaf-
fen. Die Farben, oft geheimnisvoll und hintergründig mar-
chenhaft, sind fast überall mit einem einmaligen Feinge-
fühl in Beziehung zur Musik gesetzt. Trotz der Bindung an
das Thema ist viel Spontaneität in diesen Blättern zu spü-
ren. Einzelne Arbeiten, wie etwa Nr. 16, lassen den Be-
trachter an ostasiatische Bilder denken. (6. 3. - 15. 4.
1980) - (Abb. 4)
Galerie Alte Schmiede
Robert Schmitt - Akte
im ersten Stock waren vor allem Olbilder, die zwischen
1970 und 1980 entstanden sind. Sie zeigten Schmitts Ent-
wicklung zu einer sehr eigenständigen Aussage. Von Pi-
casso kommend, bewies er gerade in dieser Ausstellung
eine Eigenwertigkeit und Reife wie noch nie. Die Freiheit
und Unverkrampftneit der Gestaltung bei bevvußtem Ein-
satz des aus dem Kubismus und Futurismus erarbeiteten
Formenkanons ist erfrischend. Die Farben sind eher ru-
hig, oft sind die Bilder nur in Weiß und verschiedenen
Grautönen gehalten. Wo stärker akzentuiert wird, ist die
Linienführung betonter. im zweiten Stock sah man Blei-
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stiftstudien nach der Natur, die Schmitts Können doku-
mentieren, viele Aktstudien in Aquarell, in Tusche und in
Mischtechnik. Hier, besonders im Aquarell und in den
Kohlearbeiten, sprechen uns emotionell und spontan ge-
arbeitete Blätter mit einer unverfälschten Kraft an, die wir
bei vielen Altersgenossen des Künstlers leider bereits nur
zu oft vermissen. (19. 3. - 2G. 4. 1980) - (Abb. 5)
Galerie Basilisk
Doris Reitter, nKretaa - Bildobjekte
Es ist eine Dokumentation des Lebens einer einfachen
Frau in Kreta, wo Doris Reitter in einem einsamen Berg-
dorf lebte, in symbolhaften Montagen von sehr wenig Ma-
terlalien. Auf großen Flächen, schwach gerahmt, werden
farbige Tücher weiß, blau und schwarz gerafft und ge-
strafft und drücken in ihrer Anordnung, in der Dominanz
der Farbe Lebensstationen und -gefühle aus. Von dem
fleckenlosen Weiß des unberührten Mädchens bis zur
schwarzen, alles verhüllenden Bekleidung der Matrone
spannt sich der Bogen in Blau und Weiß, den griechi-
schen Nationalfarben, die ja auch nicht (wie vielleicht bei
manch künstlichem Staatssyrnbol) zufällig diese Farben
sind, und lassen uns sehr, sehr kritisch über unsere
Erfolgs- und Konsumwelt nachdenken. Wie aus den
Sprossenwanden verschlossener Türen oder Fenster ge-
fälteites Leben wie bei einer sich öffnenden Pflanze
dringt, wie Trauer erschlafft, wird uns mit sparsamsten
Mitteln nahegebracht. (6. - 26. 3. 1980) - (Abb. 6)
Galerie Modern Art
Ernst lnsam
Unter dem Titel "Entwicklungenu zeigte Ernst lnsam die
zwei Seelen in seiner Brust. Da waren in dem großen vor-
deren Raum die Bilder unter dem Motto Glashaus. Es wa-
ren großflächige, mit groben Strichen hingepinselte Ob-
jekte, die uns immer wieder bewußt machen sollen, daß
wir in einer von Architekten, Planern und Ingenieuren ge-
formten Welt, quasi in einem Glashaus leben, daß wir hin-
ter gerasterten Fenstern fern der Natur atmen. Da und
dort scheint die Aufforderung zum Aufreißen, zum Ein-
schlagen der Fenster gegeben. Im zweiten Raum bietet ln-
sam Aquarelle, gemalt nach der Natur. Die Blätter stam-
men aus dem Zeitraum von den 50er bis in die 70er Jahre.
Es gibt aus all den Jahren gute Arbeiten dabei. Zuerst ist
noch eine gewisse Abhängigkeit von Pauser zu spüren.
Manche dieser Aquarelle sind, wie jene seines Lehrers, zu
schön. (19. 3. - 12. 4. 1980) - (Abb. 7)
Galerie Peithner-Lichtenfels
Ferdinand Andri
Eine umfangreiche und wertvolle lnformationsschau mit
wichtigen Frühwerken des 1871 -1956 lebenden Künst-
lers. Von den über 130 Exponaten waren allein 33 Ölbilder
und über 70 Zeichnungen aus der Zeit 1889- 1938. Der
Schwerpunkt lag bei den Bildern, die Motive vom Leben
auf dem Lande zeigen, und bestätigte so den Ruf des Ma-
lers, der immer wieder in Verbindung mit dem Bäuerli-
chen gebracht wurde. Von Lelbl herkommend, war er aber
frei von jener verlogenen Blut-und-Boden-Mentalität der
30er Jahre, die ihn gerne zu den ihrigen gerechnet hätte.
Sehr schon einige wichtige Porträtzeichnungen. (11. 4. bis
10. 5. 1980) - (Abb. B)
Galerie am Graben
Sergei Blumin
1947 in Leningrad geboren und seit 1979 in New York le-
bend, wurde schon in der UdSSFl für seine künstlerischen
Leistungen ausgezeichnet. Hier zeigte er Kleinplastiken
und Schmuckgegenstände. Sein Material ist Silber, Holz,
Edelsteine und Perlen. in den grazilen Arbeiten mit ihren
großen Steinfassungen, mit Metallschmelzen und farbi-
gen Gründen wird uns die Verbundenheit mit der byzanti-
nischen Tradition bewußt. (25. 2. - 15. 3. 1980)
Miniaturen aus Textil
In dem ägyptischen Dorf Harrania werden verschiedene
außerordentlich reizvolle Gewebe erzeugt, die als Wand-
behänge oder auch als Einsätze in Verwendung stehen.
Die von den einheimischen Frauen gewobenen Muster
zeigen freie Motive. die einerseits auf altagyptische Bild-
werke, vielfach aber auch auf koptische Einflüsse zurück-
zugehen scheinen. Auf die frühgeschichtlichen Grabma-
lereien weisen oft Jagdszenen und Tierdarstellungen,
während wohl besonders in der Farbgebung spätere Ein-
flüsse wirksam sind. Es sind naturnahe Schilderungen in
einfachen Formen. Eine ganz zauberhafte Schau. (21. 4.
bis 10. 5. 1080) - (Abb. 9)
Galerie Metropol
Bertold Löffler
Von dem 1874 -1960lebenden Künstler, einem wichtigen
Vertreter des Wiener Jugendstlls, waren Ölgemalde,
Aquarelle, Zeichnungen, aber auch die für sein Schaffen
so typischen Keramiken (Wiener Keramik ab 1912 mit
Gmundner Keramik fusioniert), Schmuckgegenslände
und kleinere Möbelstücke zu sehen. Auch sehr reiz
Entwürfe für Gebrauchsgrafiken, etwa Buchumsci
und Plakate, zeigten Löfflers Eigenart in Strich und F
Weiß dominierte, besonders bei der Keramik, Blai
Schwarz geben Modulationen. Manchmal, wie bei V
die er in Gemeinschaft mit Powolny gearbeitet
kommt noch Gold dazu. Eine Ausstellung, die viel
ein Auftakt für eine größere Bestandsaufnahme
kann. (10. 4. - 30. 4. 1980) - (Abb. 10)
Galerie auf der Stubenbastei
Maria Moser
Die Malerin, die zweimal einige Monate in Ägypten
und malte, zeigte auf ihren großen, in Mischtechnik
beiteten Blättern rudimentäre Architektur, von er
Farbtönen verweht und in einem Zustand des Versii
begriffen. Die Formen sind beherrscht, haben fasi
magische Strahlung, und die manchmal eingesetzte
chen, die an Schriftzüge assoziieren, steigern da
heimnisvolle. (5. 2. e 1. 3. 1980)
Galerie im Theater am Schwedenplatz
Ernst Zdrahal
Der Grafiker, der vor einigen Monaten mit einer Scl
der Galerie Marokkanergasse recht enttäuschte, .
hier wieder sein ganzes Können. Die Blätter, in
Mischtechnik unter Verwendung von Montagen, l
außerordentlich sauber verarbeitete Hintergründe, v
nen eine menschliche Figur, oft auch nur deren Kop
die Hände, ausgeschnitten als leere Fläche kontrast
Auf diese Weise wird unsere Abwesenheit, unsere
nenz bei allen uns sehr wohl betreffenden Situat
aufgezeigt. Bei anderen Bildern kommt unsere Hili
keit gegenüber unserer tierischen Besessenheit zun
druck. (19. 2. - 31. 3.1980)-(Abb.11) Alois
Salzburg
Salzburg I Kunstverein
Die Veranstaltungsreihe nPALETTEk ist auch vo
neuen Vereinsleitung beibehalten werden: in den Ra
des Vereins im Trakt-Haus am Waagplatz haben f
Dauer von sechs Wochen jeweils drei Mitglieder pr
che Gelegenheit, eine Auswahl ihrer neuen Werke;
gen. Die Qualität der Arbeiten und das große Publi
interesse beweisen die Richtigkeit des Vorhabens!
ren Werke folgender Künstler zu sehen: Gerald Sc
Josef Hassmann und Gerda Düring (24. - 30. 3.
Günther Nussbaumer, Herwig Bayerl und Johannes
ringer (31. 3. - 6. 4. 1980); Minna Antova, Eva Flott
cher und Christine Karl (7. - 13. 4. 1980); Herbert
Georg Degenhardt und David Garde (14. - 20. 4.
Eberhard lskratsch, Erika Poech und J.C. Bader (2
27. 4. 1980); Friedrich Grüne, Karl Sukopp und H.
Baier (28. 4. 7 5. 5. 1980).
Galerie Academia
Karl Bauer
in der Ausstellung zum 75. Geburtstag des in Klag
lebenden Malers waren Ölbilder und Temperaarbei
sehen. Obwohl Bauer nicht unmittelbar mit dem Nö'
Kreis in Verbindung zu setzen ist, gibt es doch einig
bindungen dazu. Wie Werner Thuswaldner schrieb,
wdie besondere Art des Kolorits, das eingehende, n
altmeisterliche Modellieren, mit der die Kbrperhaf
herausgearbeitet wird-x, und eine vF-teduktion auf
ische Grundmuster in der Wahl der Motive-r. (25.
24. 4. 1980) - (Abb. 12)
Anton Tapies
Die Werke des großen nKlassikerst- der zeitgenössi
Kunst sind wohl den Lesern dieser Zeitschrift geni
bekannt, um sie hier noch vorstellen zu müssen. E
fen aber einige Satze von Tapies zitiert werden, die l
sammenhang mit den hier gezeigten Werken notier
den: iiKunst ist wie ein Spiel; nur im Zustand der Uns
- und wer weiß, ob das nicht für alles Menschlicl
- erfassen wir ihren tiefen Sinn... _ iwer ohne i
Bilder lebt, ohne Imagination und ohne die Sensil
die man braucht, um die eigenen inneren Gedanke
Gefühle zu assoziieren, der wird gar nichts sehen."
bis 25. 5. 1980) - (Abb. 13)
Bildungshaus St. Virgil
nSymon Bt Symont
Josef Symon, Goldschmied und Metallbildhauer, ist
beauftragter an der Wiener Hochschule für angev.
Kunst und lebt mit seiner Frau Miroslava, einer hei
genden Papier- und Lederrestauratorin, seit l968 in
Objekte aus Metall, Papier und Leder waren auf de
steliung in Salzburg zu sehen, das heißt Schmucl
tailskulpturen und Bucheinbands. (20. 5. - 16. 6. 15
(Abb. 14)
Eine neue Galerie in Salzburg
im ersten Stockwerk eines der alten Bürgerhauser il