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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXV (1980 / Heft 171)

zbung der Brückenlage in östlicher Richtung 
1 Philippe lV. 1305 erneuert werden." Dabei 
e die alte Anordnung der Wechselbuden zwi- 
n dem rechten Ufer bis zum Schiffahrtsbogen 
ahaiten. Nach dem Wortlaut des Erlasses 
en sich die Wechsler auf dem Grand-Pont zur 
e-Seite (fiußaufwarts der Fahrbahn) zwischen 
Lirche St.-Leufroy und dem großen Bogen nie- 
ssen. 
den neuerbauten Häusern des Pont-aux- 
lgeurs vor der Cite wurde die Wohnfläche er- 
H1, indem man neue Pfahle für die Hauserwei- 
lg im Fluß verankerte. Nach der Chronik der 
llichen von St.-Denis stürzten 1408 vierzehn 
lsierbuden ein. Die gesamte Brückenstraße, 
rst 1621 durch ein Feuer vernichtet wurde, ge- 
1 vom Chätelet auf dem rechten Ufer bis zum 
fahrtsbogen in die Zinsherrschaft des Kö- 
Der Abschnitt vom Schiffahrtsbogen bis zur 
gehörte flußaufwärts der Abtei von St.-Ma- 
z und flußabwärts der Priorel SL-Eioi." 
chen' 
iestlegung der Geidweohsler auf dem Grand- 
nach dem Erlaß von 1141 entsprang dem 
sch des Königs, diesen Berufszweig in der 
1 der Palastburg der Cite anzusiedeln. Hier 
ler zentralen Hauptstraßenrcute zur Rue St.- 
s gegenüber den etwa 400 m entfernten 
thaiien von Champeaux konnte ein kommer- 
r Schwerpunkt, der sich nach dem größten 
atzpotential orientierte, gebildet werden. Es 
ahe, an diesem Ort auch Handelsgeschäfte 
wickeln. Die Kaufleute brachten von und zu 
Vlärkten und Messen das Geld Ihrer Länder 
Städte mit und tauschten es bei den Wechs- 
ies Grand-Pont in Pariser oder in die damals 
ige Tourner Münze. Damit übernahm der 
d-Pont seit dem 12. Jh. die Funktion einer 
a des Geld- und Wechselhandels. Die Wechs- 
ien wickelten zwar Tauschgeschäfte in Bar- 
ing ab, nahmen jedoch nie offiziell Wechsel- 
: an, um ins Kreditwesen einzusteigen. Die 
zn finanziellen Transaktionen wurden in der 
l von den Lombarden betrieben. Zu den 
lsiern gesellten sich am Ende des 12. Jh.s 
vor allem im 13. Jh. die Goldschmiede, zu- 
h Goidwarenhändler. 
r Palastburg der Cite befanden sich auch die 
statten zur Prägung der Pariser Münzen so- 
 
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wie das Tresoramt. Der Münzmeister (wmaitre de 
ia monnaie de Parisu), aus der Wechslerzunft her- 
vorgegangen, übte die Aufsicht über die Qualität 
der Münzen. G. Fagniez sah gerade in dieser Kon- 
trolle die Begründung für die Plazierung der 
Wechsler auf dem Grand-Pont", und zwar als 
Maßnahme gegen früher unkorrekt abgewickelte 
finanzielle Tauschgeschäfte. Man wollte damit 
Betrügereien, Verfaischungen des Metallgehal- 
tes, Schlechtmünzerei und nicht zuletzt auch die 
Steuerhinterziehung unterbinden. Die frühere Zer- 
streuung der Wechsier überall in der Stadt, in 
dunkle schmale Gassen, in Wohnhäuser und fin- 
stere Hinterhöfe begünstigte den Schleichhandel. 
in diesem Sinne spricht auch Jean de Garlande in 
seinem Wörterbuch von den Geldwechslern, die 
wfaciunt hac intentione iucrande; denique in cur- 
runt crimen usurerr. Die Münzer sollten nun unter 
dem prüfenden Blick der Passanten nsub spe luc- 
randerr ihren Handel treiben. Daraus entwickelte 
sich in der Tat der Rechtsbegriff der voffenen Lä- 
denu oder vboutiques ouvertes-r, der noch in den 
Berufsstatuten des 15., 16. und 17. Jh.s beibehal- 
ten wurde." Zum anderen hätte sich der Umsatz 
kaum zufriedenstellend entwickeln können. Nach 
dem mit Erfolg erprobten nPariser Modell-r ließ 
Karl lV. die Wechsler der Stadt Rouen auf eine 
zentrale Straße umgruppieren, um "große Verlu- 
ster: für sich und die Stadtbürger zu vermeiden." 
Zweifellos war die Nähe zum königlichen Palast, 
zum Markt und zum Lokalmarkt am Chätelet für 
die Geldwechsler sehr geeignet, doch warum ge- 
rade über die Brückenbahn? Die Standortfrage 
läßt sich einmal dadurch erklären, daß die Parzel- 
len und Häuser entlang der wichtigen Verkehrs- 
straßen sich in den Händen bürgerlicher oder ade- 
liger Erben und kirchlicher Körperschaften (un- 
sterbliche Eigentümer), die keinen unbebauten 
Raum frei ließen, befanden. Zum anderen stand 
die Hoheit über die Wasserstraßen dem König zu. 
Die Bauerlaubnis und die Zuteilung von Parzellen 
auf der Brückenbahn erteilte der König. 1305 er- 
neuerte sein Nachfclgerdie Anordnung auf die da- 
mals wiedererrichtete Brücke. Diese zentral gele- 
gene, noch neutrale (unbebaute Brücken-) Straße 
zwischen den dicht bebauten Stadtteilen, die ja in 
der Hand einer Grundherrschaft lag, konnte den 
Ausschlag für die Platzwahi gegeben haben. 
Nach dem lateinischen Wörterbuch von Jean de 
Garlande hatten im 13. Jh. neben Geldwechslern 
Anmerkungen 6 - 17 (s. S. 16) 
' Verteilung der Branchen nach den Berufen der 
Steuerzahler auf Grand-Pont und dem benachbar- 
ten Ufer, 1292 -1296' 
9mm e". 1292 129a 
wie "W19 Anz, 11x. Anz. 11x. 
Goldschmiede 106 59,30 89 59,71 
Email 3 1,7 6 4,02 
BcrsenITruhen 8 4,47 6 4,02 
Geldwechsler 312 17,12 20 13,50 
SchneiderlGewand 6 3,40 4 2,70 
Krämer 6 3,40 3 2,05 
1522232212 11-1 111-111 21 11-110 
Gesamt: 1791 100,00 149' 100,00 
1 Berufsangaben nur annähernd zu bestimmen 
1 außerdem etwa 10 Mirldestbesteuerte zwischen bekannten 
Wechsiern aufgeführt 
1 neben 55 Gesellen, Lehrlingen und 11 weiblichen Hausangestell- 
ten kommen 35 Kinder und eine Anzahl von erwachsenen Min- 
destbesteuerterl, Famiiierlmitgliedern, VOr, die wahrscheinlich 
keine Läden besaßen 
1 Steuerllste ohne Mlndestbesteuerte 
Quellen: Le Llvre de la taille, l'an 1292, Hg. Geraud, s. 92-35, 102 
1115101126 -1a1; Le 1.11.19 de ia tailie de Paris, Van 129a, Hg. K. Mi- 
chaelsson, s. 40-45, 151-152, 197. 
(iwTrapezeteu) und Münzern (nNummuiarii-r) 
Goldschmiede (vaurifabriu) sowie Säckier oder 
Börsenmacher ihren Standort auf dem Grand- 
Pont." Bereits im 12. Jh. entwickelte sich auf dem 
rechten Ufer an der Straßenkreuzung (wcarrefcuru) 
zwischen dem Grand-Pont und der Porte de Paris 
eine Handelszone mit Lebensmittelhändlern. Der 
Verkauf von Süßwasserfischen war nur an dieser 
Stelle erlaubt. Die Nebenstraße, die Rue de la Sau- 
nerie, war dem Saizhandel vorbehalten. Daneben 
kamen auch Handwerker vor. Verwandte Gewer- 
be, wie Goidblattschläger, Juweliere, Edelstein- 
schneider und Emailieure, ließen sich auf dem 
Grand-Pont neben den Goldschmiedewerkstätten 
nieder. in diesem wichtigen Verkehrszentrum war 
im 13. Jh. auf den ersten drei Bögen vor dem Cite- 
ufer die Textilbranche durch Tuchhändler, Tuch- 
scherer und Schneider vertreten. Nach dem nLivre 
des Metiersu von 1268, das die Berufsstatuten des 
Pariser Gewerbes enthält, durften auch die Schuh- 
und Stiefelmacher an jedem Wochenende auf dem 
Grand-Pont ihre Fertigprodukte verkaufen." 
Neben Kirche und Hochadel tritt seit dem 13. Jh. 
als Stifter sakraler Goidschmiedekunst auch das 
erstarkte Stadtbürgertum von Paris hervor. Die 
Werkstätten des Grand-Pont produzierten zuneh- 
mend für den Straßenverkauf und offenbar auch 
den Verkauf von Devotionalien, Schmuck und Ta- 
felgeschirr an Privatpersonen und Pilger. Diese 
Läden auf dem Grand-Pont sind in der Miniaturen- 
folge aus der Heiligengeschichte von St. Denis, ur- 
sprünglich dem König Philipp lV. gewidmet und 
1317 fertiggestellt, abgebildet." 
Eine Reihe von demographisch-soziologischen 
Sachverhalten, die als typisch für die sozioökono- 
mlsche Struktur gelten und Aufschlüsse über die 
Berufsstruktur der Bewohner und Ladeninhaber 
des Grand-Pont einschließlich der Uferbebauung 
geben, liefern die Steuerbücher von 1292 und 
1296. Die Pfiichtabgaben wurden nach dem Wohn- 
ort erhoben, die in den fiskalischen Einheiten der 
Pfarreien zusammengefaßt sind. Die Berufsanga- 
ben der Ladeninhaber in den Steuerlisten von 
1297, 1313 und in den Rechnungen der Domäne 
des königlichen Tresoramtes von 1299 sind nur 
ungenau. Wir können daher nur mit größter Vor- 
sicht annehmen, daß flußabwärts vom rechten 
Seineufer bis zum Schiffahrtsbogen um 1292 ca. 
106 Goldschmiede als Bewohner angegeben wa- 
ren. Als Orientierungshilfe für die Erkennung ei- 
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