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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXV (1980 / Heft 171)

aus England stammende Arts and Crafts-Bewe- 
gung propagiert wurde und bis nach Österreich 
gedrungen war. Diese an der Realität vorbeigehen- 
de Einstellung spiegelte auch die Beteiligung an 
der Ausstellung wider. Keiner der Wlener Architek- 
ten hatte es als lohnenswert angesehen, sich mit 
der Frage einer Arbeiterwohnungseinrichtung 
auseinanderzusetzen. Nur die großen Wiener Mö- 
belfirmen (Jaray, Niedermoser, Pospischil, 
Schönthaler usw.) hatten darin eine Möglichkeit 
gesehen, ihre Produktpalette zu erweitern. Die 
rein ästhetisch-formale Erscheinung stand hier 
klar im Vordergrund, ohne die Einrichtung im Zu- 
sammenhang mit den Wohnungen und den wirkli- 
chen Bedürfnissen der Arbeiter zu sehen. Bemer- 
kungen wie w... zu zart für den derberen Ge- 
schmack des Arbeitersmu, w... sentimentale Idyl- 
le der glücklichen Armutm-r oder n... gar zu ern- 
e 
 
sten, unfreundlichen Eindruckm-J charakterisie- 
ren diese Einstellung. DaB es sich bei dieser er- 
sten Auseinandersetzung mit dem w-Arbeitermö- 
beli- eher um die Realisierung einer einfachen, bil- 
ligen Wohnungseinrichtung handelte, bewiesen 
die Verkaufsergebnisse. Von den von Jaray und 
Sumetzberger entworfenen Einrichtungen wurden 
über 50 Exemplare verkauft, um in den Landhäu- 
sern der Aristokratie als Fremdenzimmer aufge- 
stellt zu werden. lhrem eigentlichen Zweck wur- 
den nur die wenigen von der Kaiser-Franz-Jo- 
seph L-Jubiläums-Stiftung für Volkswohnungen 
angekauften Einrichtungen gerecht. 
Anhand dieser Anfänge wird deutlich, wie theore- 
tisch eine Beschäftigung mit dem i-Arbeitermö- 
bellt bleiben mußte, solange man nicht die Woh- 
nungsfrage einer Lösung zugeführt hatte. Wie 
schon anfangs angedeutet, standen die wirkli- 
Im Aullrlge Ihm Grwvrliellßrllernngllmltl IIl-l k. k. llilillelllllllllvüvrlllllu, 
entvrurlm-n: um Prol. Dr. Onknr Strand In Wien, 
nnngelllhrt von der Prmlnetlvgeuonneunchun der Tluhler In ilnrluno: 
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5 Frühjahrsaussiellung 1912 im Osterreichischen Mu- 
seum für Kunst und Industrie. Inneneinrichtung im 
Wohnraum eines Einfamilien-Wohnhauses. Entwurf: 
Robert Örley. Ausführung: Anton Pospischil 
6 Sesseliypen, entworfen von Oskar Slrnad, 1913. Die- 
selben Enlwürie wurden 1933 als mustergültlge L6- 
sungen für ein billiges, qualilätvoiles Siedlermöbel 
vorgesielli. __ 
7 Ausstellung "Einfacher Hausrain im Osierreichischen 
Museum für Kunst und Industrie, 1916. Zweitüriger Ka- 
sten, Entwurf: Oskar Strnad, Ausführung: Franz Künzl, 
TeplilzSchönauIMähren 
 
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Anmerkungen 7 - 11 
Y Kunstgewerbeblett NF. Lüiplig 190D, Xi. Jg., S. 130 
' Kunst und Kunsthandwerk, Wien 1910. S. 334 
' Katalog der Dreedener Werkstätten (Preishuch 1906), S. 13: 
w-Was bis heute In Deutschland noch gänzlich fehlt, ist das an- 
ständige Möbel H]! den gemeinen Mann. Eln Möbel ohne Priten 
eicn, von einfacher, würdiger Erscheinung, aber höchster Güdin- 
genheit in Material und Ausführung. Ein Möbel, das einem nleh1 
antgegenschrelt, Gotlk, Renaissance, Emptrs oder sonst etwas 
zu sein, das nicht qroßspurlg mit anqehängtem Zleret prunkt. 
ein Möbel, das nicht lui den schönen SCnein berechnet ist. sone 
dem ein Möbel. das ein treuer Diener seines Herrn sein will.- 
" wie Anm. 312. Tüll, S. 315 
" Kunst und Kunsthundwerk, Wien 1912. S, 350: x-Er tut dles au! ei- 
ner Fläche von 55 Quadratmeter mit einem Aufwand von D000 
Kronen fnr den Bau und 2000 Kronen rnr dle Inneneinrichtung,
	        
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