aus England stammende Arts and Crafts-Bewe-
gung propagiert wurde und bis nach Österreich
gedrungen war. Diese an der Realität vorbeigehen-
de Einstellung spiegelte auch die Beteiligung an
der Ausstellung wider. Keiner der Wlener Architek-
ten hatte es als lohnenswert angesehen, sich mit
der Frage einer Arbeiterwohnungseinrichtung
auseinanderzusetzen. Nur die großen Wiener Mö-
belfirmen (Jaray, Niedermoser, Pospischil,
Schönthaler usw.) hatten darin eine Möglichkeit
gesehen, ihre Produktpalette zu erweitern. Die
rein ästhetisch-formale Erscheinung stand hier
klar im Vordergrund, ohne die Einrichtung im Zu-
sammenhang mit den Wohnungen und den wirkli-
chen Bedürfnissen der Arbeiter zu sehen. Bemer-
kungen wie w... zu zart für den derberen Ge-
schmack des Arbeitersmu, w... sentimentale Idyl-
le der glücklichen Armutm-r oder n... gar zu ern-
e
sten, unfreundlichen Eindruckm-J charakterisie-
ren diese Einstellung. DaB es sich bei dieser er-
sten Auseinandersetzung mit dem w-Arbeitermö-
beli- eher um die Realisierung einer einfachen, bil-
ligen Wohnungseinrichtung handelte, bewiesen
die Verkaufsergebnisse. Von den von Jaray und
Sumetzberger entworfenen Einrichtungen wurden
über 50 Exemplare verkauft, um in den Landhäu-
sern der Aristokratie als Fremdenzimmer aufge-
stellt zu werden. lhrem eigentlichen Zweck wur-
den nur die wenigen von der Kaiser-Franz-Jo-
seph L-Jubiläums-Stiftung für Volkswohnungen
angekauften Einrichtungen gerecht.
Anhand dieser Anfänge wird deutlich, wie theore-
tisch eine Beschäftigung mit dem i-Arbeitermö-
bellt bleiben mußte, solange man nicht die Woh-
nungsfrage einer Lösung zugeführt hatte. Wie
schon anfangs angedeutet, standen die wirkli-
Im Aullrlge Ihm Grwvrliellßrllernngllmltl IIl-l k. k. llilillelllllllllvüvrlllllu,
entvrurlm-n: um Prol. Dr. Onknr Strand In Wien,
nnngelllhrt von der Prmlnetlvgeuonneunchun der Tluhler In ilnrluno:
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5 Frühjahrsaussiellung 1912 im Osterreichischen Mu-
seum für Kunst und Industrie. Inneneinrichtung im
Wohnraum eines Einfamilien-Wohnhauses. Entwurf:
Robert Örley. Ausführung: Anton Pospischil
6 Sesseliypen, entworfen von Oskar Slrnad, 1913. Die-
selben Enlwürie wurden 1933 als mustergültlge L6-
sungen für ein billiges, qualilätvoiles Siedlermöbel
vorgesielli. __
7 Ausstellung "Einfacher Hausrain im Osierreichischen
Museum für Kunst und Industrie, 1916. Zweitüriger Ka-
sten, Entwurf: Oskar Strnad, Ausführung: Franz Künzl,
TeplilzSchönauIMähren
26
Anmerkungen 7 - 11
Y Kunstgewerbeblett NF. Lüiplig 190D, Xi. Jg., S. 130
' Kunst und Kunsthandwerk, Wien 1910. S. 334
' Katalog der Dreedener Werkstätten (Preishuch 1906), S. 13:
w-Was bis heute In Deutschland noch gänzlich fehlt, ist das an-
ständige Möbel H]! den gemeinen Mann. Eln Möbel ohne Priten
eicn, von einfacher, würdiger Erscheinung, aber höchster Güdin-
genheit in Material und Ausführung. Ein Möbel, das einem nleh1
antgegenschrelt, Gotlk, Renaissance, Emptrs oder sonst etwas
zu sein, das nicht qroßspurlg mit anqehängtem Zleret prunkt.
ein Möbel, das nicht lui den schönen SCnein berechnet ist. sone
dem ein Möbel. das ein treuer Diener seines Herrn sein will.-
" wie Anm. 312. Tüll, S. 315
" Kunst und Kunsthundwerk, Wien 1912. S, 350: x-Er tut dles au! ei-
ner Fläche von 55 Quadratmeter mit einem Aufwand von D000
Kronen fnr den Bau und 2000 Kronen rnr dle Inneneinrichtung,