B. Bereich der Mittelschule.
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Auch glaubte die Redaction damals versichern zu müssen, dass die
Zeitschrift nicht bloss das Gymnasialwesen der deutschen Kronlander berück
sichtigen, sondern namentlich die Verhältnisse der verschiedenen Völkerstämme
des Kaiserstaates beleuchten werde. Die deutsche Sprache sei nur als das
verbreitetste Organ der allgemeinen Verständigung gewählt.
In der Ankündigung des zweiten Jahrgangs 1851 erklärt die Redaction
ausserdem, nicht bloss österreichische, sondern auch ausländische Gymnasial
einrichtungen besprechen zu wollen.
Der Inhalt der Zeitschrift ist nach dem Muster der vier Jahre älteren
Berliner „Zeitschrift für das Gymnasialwesen” in fünf Abtheilungen gegliedert
Abhandlungen, literarische Anzeigen, Verordnungen, Personal- und Schulnotizen,
Miscellen, wozu 1865 noch die Abtheilung: Pädagogik und Didaktik kam.
Seit ihrer Gründung behauptete sie sowohl durch den Werth ihrer wissen
schaftlichen Abhandlungen 1 ), als durch die Gründlichkeit pädagogisch-didaktischei
Erörterungen und literarischer Anzeigen einen massgebenden Einfluss auf unser
Gymnasialwesen.
Im Jahre 1858 gewann diese Zeitschrift erhöhte Bedeutung dadurch, dass
der Minister Graf Leo Thun ihr eine Reihe von Reform-Vorschlägen für
österreichische Gymnasien zur freien Besprechung vorlegte. Damals sprach
sieh die österreichische Lehrerwelt mit Entschiedenheit gegen den 1 ersuch
aus, den naturwissenschaftlichen Unterricht zu Gunsten des philologischen wiedei
zu beschränken und wahrte den realistischen Disciplinen die Stellung, welche
ihnen durch die Organisation von 1850 in Oesterreich eingeräumt worden war.
1861 trat Bonitz mit Erfolg für die Gymnasial-Organisation ein gegen (’upr’s
Antrag auf Revision des Unterrichtswesens im reactionären 8inne.
Mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgte die Zeitschrift die Erscheinungen
der Schulliteratur und vermittelte durch ihre literarischen Anzeigen die Kenntniss
des Trefflichsten.
Die Zeitschrift erfreute sich seit jeher des thätigen Antheils österreichischer
und deutscher Universitäten; ihre Mitarbeiter gehören überwiegend Universitäts
kreisen an. Erst allmählich wuchs die literarische Theilnahme der Lehrerwelt
der Mittelschulen, besonders der Gymnasien.
2. Die Realschule. Ein Organ für technische Lehranstalten und Eacli-
schulen. 1857. — Organ für österreichische Real-, Handels- und Gewerbe
schulen, land- und forstwirthschaftliche Lehranstalten, technische Institute.
1858. — Redaction: Hornig und Warhanek. — Zeitschrift für österreichische
Realschulen und verwandte Lehranstalten. 1859. Redaction: Augustin 8chniitt
und E. W. Warhanek.
1) Sie gab z. ß. durch Weinhold’s Aufsatz ,Leber deutsche Rechtschreibung” (1852) den
Anstoss zur lebhaften Reformbewegung in ganz Deutschland, und seit 1855 hat Rudolf von
Raumer wiederholt in dieser Zeitschrift sein massgebendes Unheil über orthographische Bestrebungen
ausgesprochen.