Aktuelles KunstgeschehenlÖsterreich
durch die Arbeit an den großen Glaefensteraufträgen ver-
drängt, neben denen aber wichtige graphische Blätter wie
die zu dem Zyklus i-De profundis: entstanden. Erst die
jüngst vergangenen paar Jahre brachten eine Rückkehr
zur Olmaierei, in der Birkles spate expressionistische Ma-
nier einen typischen Altersstll verrat. (10. 7. - 7. 9. 1980)
Galerie Academia
Kurt Panzenberger
Die ausgestellten Aquarelle sind Bilder einer Reise, aber
keine -Souvenlrs:. Panzenbergers Arbeitsweise ist spon-
tan, ein unkorriglerbarer Spiegel von Empfindungen, von
Umwelteinflüssen, von Erlebnissen; für ihn ist Aquareiile-
ren eine Mischung aus jahrelanger Erfahrung und zufällig
spontanem Gelingen, in dem der Betrachter im Sehen
zum Partner des Künstlers wird. (29. 5. - 23. 6. 1980)
Michael Croissant
Skulpturen und Zeichnungen vermittelten einen ein-
drucksvollen Überblick über das Werk des 1928 gebore-
nen und heute an der Frankfurter Akademie lehrenden
Künstlers. Abstraktion bedeutet lür Croissant das Zurück-
nehmen in das Unabdingbare, in das Nlcht-weiter-Angreif-
bare; das Torsohafte führt in den Bereich unauslöschli-
cher Existenz. (26. 5. - 22. 7. 1980) - (Abb. 13)
Galerie Welz
Lovis Corinth
Während der Jahre um den ersten Weltkrieg, nachdem
Corinth im Jahre 1911 seinen ersten Schlaganfall erlitten
hatte, veränderte sich sein Stil zum Expressionismus hin;
in dieser Zeit entstand auch der größte Teil seines graphi-
schen Oeuvres, von dem nun hier bedeutende Beispiele
zu sehen waren. (23. 7. - 31.8. 1980) - (Abb. 14) fw
Vorarlberg
GötzislGalerie Haemmerle
Rudolf Korunka
Künstlerisch zwischen allen ismen angesiedelt, ist Ru-
dolf Korunka dern Objekt, dem Darzustelienden als ihm
Wesentiichem verpflichtet. Er baut auf ihm eigene Weise
nseine: Bildweit auf. Zeichnet oder malt - heute so sel-
ten - das fast realistische, wahrhaftige, wetiile: Leben.
Den ihm werten Ausschnitt der Natur. Immer wieder ste-
hen Bedrohung, das Schreckliche dabei. Der erlittene
Krieg, das Festgdxaltensein danach. Zentrales Anliegen
für ihn seine ihm so aussagetrachtigen Puppen. Sie be-
stimmen teiiweise sein Oeuvre, sind Ihm stärkstes Syn-
onym für menschliche Kehrseite, die kollekte menschli-
che Marionettenhaftigkeit. Dies verewigt er als das Unbe-
greifiiche der Psyche, legt es in den zwingenden starren
Ausdruck eines Auges oder Blickes, einer Geste, einer
Haltung, registriert und brandmarkt uns hierin alle, ohne
Ausnahme. (24. 5. - 22.6. 1980)-(Abb. 15) i. n.
Tirol
Innsbruck - Landesmuseum Ferdlnandeum
Barock in Innsbruck
Innsbruck war in erster Linie, und zwar bis 1717, Resi-
denzstadt habsburgischer Fürsten oder fürstlicher Statt-
halter, die durch ihre Hochzeitan und Ihre Herkunft immer
den neuesten Stand barocker Kultur verwirklichten. Die
626 Werke der Schau geben davon ein anschauliches
Bild. Zuerst sind Einflüsse aus Mantua und Florenz fest-
zustellen, die religiöse Erneuerung im Frühbarock, später
die Einflüsse aus Florn und schließlich süddeutsche,
österreichische und venezianische Tendenzen. in der letz-
ten, von der Hofkunst fast unbelasteten Phase tritt das
adelige und bürgerliche Element in den Vordergrund, in
dem sich das ninnsbruckerische: am stärksten äußert.
Die Leihgaben stammen aus den Stiften und Klöstern und
aus dem Bereich der Tiroler Landstande sowie der heiml-
schen Museen. (22. 6. - 28. 9. 1980) - (Abb. 16)
Der Freiburger Münsterschatz
Der Schatz bestand ursprünglich aus den zu den Gottes-
diensten an den 25 Aitaren des Münsters notwendigen
Gefäßen und Kleidern und dem Heiltum, der Sammlung
wertvoller Reliquien. Von den Meßgeraten haben sich Kel-
che, Monstranzen, Leuchter und Vortragkreuze erhalten.
Die Romanik (im Übergang zur Gotlk) ist mit einem Schei-
benkreuz und der Reliquienmonstranz, die i-große Bitt.
genannt, vertreten, die Gotik durch die beiden in Silber ge-
triebenen Buchdeckel mit Steinen und der Szene der Krö-
nung Mariens und der Kreuzigung Christi (1419). den von
Erzherzog Sigismund von Tirol 1480 gestifteten Kelch und
die Büste des hi. Lambertus (1514). Typisch für das Land
am Oberrhein sind die Wandbehange (vor 1518). Die Re
naissance ist mit einer Meßkannchengarnitur (um 1590)
und in Kreuzen und Leuchtern aus Bergkristall dokumen-
tiert. Der Barock hinterließ eine Madonna (1673), verschle-
dene Bilder, einen sKrlppenkeich: (1720) und ein großes,
fast 4 rn breites Antipendium eines Sliberaitares (1736 bis
1739). Die Paramente vertritt ein großer Rauchmantei aus
dem Dom in Speyer (um 1750). Die Ausstellung ist von der
Stadt Freiburg der Stadt Innsbruck gewidmet, da Freiburg
von 1358 bis 1806 freiwillig zu Österreich gehörte und mit
Innsbruck als Sitz der Verwaltung In engem Kontakt
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stand. Beide Ausstellungen sind aniäblich der {100-Jahr-
Feier der Stadt Innsbruck veranstaltet. (26. 6. - 28. 9.
1950)
Galerie Krinzinger
in zwelwochigen Intervallen wurden in der Veranstal-
tungsrelhe nJunge Österreicher 1980: jeweils zwei Künst-
lern die Möglichkeit geboten, Hofhalle oder Galerieraum
zu gestalten. Die beiden Gironcoiischüler F. West und
Wolfgang Stengi eröffneten. H. Schmalix, A. Kiinkan,
H. Skerbisch, I. Strobl, K. Hikade, GrafIKowanz, P. Renner,
N. Pümpel, F. Rupprechter, A. Chicken, S. Künzil, J. Ortner
und H. Schober sollten nachfolgen. (18. G. - 2B. 6. 1980)
Kärnten
Viliach - Galerie an der Stadtmauer
Krzystot Glass
Der gebürtige Pole, der derzeit in Wien lebt, zeigte Zeich-
nungen, Gouachen, Öibilder. Seine Art der zumeist groß-
formatigen Aussage ist engagiert und politisch. Er liebt
es, das Wesentliche zuungunsten des Schönen zu bevor-
zugen, geißelt die Gesellschaft, die politischen Zustände,
indem er sich beinahe der Bösartigkeit eines Otto Dix
oder der Expresslvitat eines Max Beckmann bedient. Sei-
ne Biider haben eine epische Kraft. Er seziert die Gleich-
gültigkeit des Menschen von heute, wendet sich gegen al-
le Gewalt, indem er sie uns darstellt und veranschaulicht.
Die Ausstellung trägt den Titel nGlass-Menagerierx, womit
besonders auf das Tierische, ja Bestlallsche im Men-
schen hingewiesen werden soll. GIass' Starke liegt in der
Linienführung, die auch den Bildaufbau seiner großforma-
tlgen Öibllder bestimmt. (21. s. - 14. e. 191m) - (Abb. 11)
Francisco Goya "Los desastres de ia Guerrau
in Zusammenarbeit mit dem Kuiturhaus Graz gelang es,
diese wichtigen Originairadierungen des großen spani-
schen Künstlers zu zelgen. in den Jahren der grauenvol-
len Kämpfe des Krieges zwischen 1810 und 1820 schuf
der Maler eine Folge von Blättern, in der er alles Elend
und alle bestlaiische Grausamkeit, mit der dieser Kampf
zwischen den Franzosen und den Spaniern geführt wurde,
festhielt. Es ist der Leitung der Galerie In einer Zeit, in der
die Erinnerung an die Greuel und Untaten des letzten Krie-
ges verblassen und gewisse Kreise wieder nur vom Hei-
dentum und der xgroßen Zeit: sprechen, besonders zu
danken, daß sie in Viliach Ausstellungen mit solchem the-
matischen Hintergrund bringt. (26. 6. - 26. 7. 1980) -
(Abb. 1B)
Steiermark
GrazINeue Galerie am Landesmuseum Joanneum
Peter Prandstetter - antworten, aquareiie und
zelchnungen 1970 - 1980
Der 1925 geborene Tiroler ist reiner Zeichner und Aquarel-
list. Er studierte in Wien, wo ihn besonders Herbert
Boeckl beeindruckte. Früh setzte er sich mit der Land-
schalt, dern Raum auseinander. Mit 181 Exponaten gibt er
hier einen sehr geordneten Überblick seines Schaffens. in
den frühen siebziger Jahren finden wir noch Titel wie: akt,
amsel, leltfossli u. a., spater tritt dafür nur die lapidare Es
Zeichnung nzelchnung: an Ihre Steile, und erst bei den
letzten Arbeiten kommen wieder assozlierende Benen-
nungen vor. Wir können einen Gestaitenwandei feststel-
Ien, Lockerungen der Bezüge, auch eine serielle Reihung.
wprandstetters stille erfahrung verbindet eine weit der
schönheit und daselnsbejahung mit der kritischen refle-
xion über die erkenntnis des vergänglichen und alles
menschlichem (Wiifried Skreiner). (20. 5. - B. 5. 1980) -
(Abb. 19)
Oberösterreich
Linz - Neue Galerie, Wolfgang-Gurlitt-Museum
Lithographien, Radierungen, Plakate
Gezeigt wurden Studentenarbeiten aus der von Alfred Bli-
iy geleiteten Werkstatt und eine größere Anzahl von Litho
.graphlen österreichischer Künstler, die mit der Galerie in
Kontakt stehen, u.a. von Fritz Fröhlich, Franz Hitz, Hans
Hoffmann-Ybbs, Jürgen Messensee, Gotthard Muhr, Va-
Ientin Oman, Erwin Reiter, Alois Riedi. Peter Sengi, Heinz
Stangl, Hans Staudacher, Eliriede Trautner, Othmar Ze
chyr. (8. - 17. 5. 1980)
Johann Hauser
Die als Wanderausstellung konzipierte Schau des Ge-
samtwerkes Johann Hausers umfaßte mehr als 100 Zeich-
nungen sowie eine repräsentative Auswahl der Radierun-
gen. Zur Ausstellung erschien ein von Leo Navratil vertaß
tes, 240 Seiten starkes Kataiogbuch. (14. 5. - 21. 6. 1980)
- (Abb. 20)
Sammlung Leo Navratil
Es handelt sich um Arbeiten aus dem niederösterrelchl-
chen Landeskrankenhaus für Psychiatrie und Neurologie
Klosterneuburg. Durch die Einbeziehung dieser Samm-
lung in die Bestände der Neuen Galerie der Stadt Linz er-
fahrt das Museum von seiner grundsätzlichen Ausrich-
tung und Aufgabenstellung her eine wesentliche Erweite-
rung. Die aus Ankäufen, Stiftungen und Leihgaben zu-
sammengesetzte Kollektion umfaßt gegenwärtig 228
zeichnerische Arbeiten, 10 Autographen und die wichtig-
sten damit in Verbindung stehenden Werke der Fachlite-
ratur. (3. - 21.6. 1980)
Stiftung Erika und Karl Rössing
Anläßilch der Übersiedlung der Neuen Galerie erhielt sie
im Herbst 1979 eine großzügige, die Bestände der Samm-
lung in hervorragender Weise akzentuierende Stiftung mit
Werken von Erika und Karl Rossing, die hier nun erstmals
gezeigt wurde. Es waren 50 Gemälde und ca. 100 druck-
graphische Arbeiten. (26. 6. - 27. 9. 1980)
Wels I Galerie der Stadt Wels
Stephan Fillitz
Der lunge Bildhauer bot einen recht anschaulichen Aus-
schnitt seines schon recht ansehnlichen Oeuvres, wobei
man deutlich die Phasen der Entwicklung vorn menschli-
chen Skelett zu einer freien Gestaltung verfolgen konnte.
Die mobilen Plastiken der letzten Periode wiesen den
Weg zu jenen phantasievollen Projekten, die Fillitz in
Zeichnungen vorstellte und die uns Bauwerke, etwa
Brücken, Bahnhofshalien, Stadien, zugleich als monu-
mentale Plastiken vorstellen. Wie sehr diese Erweiterung
des Bildhauerischen im Zuge seiner Arbeiten liegt, ist
schon aus den mit roter Farbe gestrichenen und damit
verfremdeten Metaiikörpern zu sehen, die, um ein Vielfa-
ches vergrößert, sofort als Kinderspielplastiken verwen-
det werden können. (30. 5. - 22. G. 1980) - (Abb. 21)
Niederösterreich
Galerie Hinterm Rathaus
Lotte Berger-Marlnger und Norbert Maringer
Von Lotte Berger-Marlnger waren 20 Aquarelle und Ölbil-
der zu sehen. Viele ihrer Arbeiten sind von ihrem langen
Aufenthalt In Istanbul, wo sie unterrichtete, geprägt, doch
gerade hier zeigte sie auch nlederösterreichische Motive.
Die Öibilder, zum Teil schwer und in ihren Couieurs fast
bedrohlich, haben oft eine hintergründige Symboikraft.
Die Aquarelle sind besonders in ihren duftigen Farben
und Fleckenfolgen oft an den frühen Paul Klee erinnernd.
Norbert Maringer zeigte 14 Aquarelle, 1 Ölbild und 7 pia-
stische Arbeiten. Seine Aquarelle sind fester, zupacken-
der, die Reliefs werden oft von einer asiatischen Welt-
schau geprägt. Es waren auch zwei schöne Bronzeakte
und ein Torso aus Sandstein zu sehen. (3. 5. - 26. 5. 1980)
- (Abb. 22)
Elis Stemberger
Stemberger, die eine außerordentlich noble und subtile
Arbeitsweise hat, präsentierte hier neben Aquarellen
nach Waldviertler Landschaften, die viel von der Weite
und Stille dieses Hochiandes beinhalten, Ihre sehr verhal-
tenen Menschenblidnisse. Bezeichnend für die Künstlerin
waren besonders die schönen Akte, die, in einem rostigen
Ocker gehalten, den Menschen wie hinter Schleiern zei-
gen. Auch ln den herben Zeichnungen der belsammensit-
zenden Besucher der Gasthäuser wird uns das Fremdsein
von Mensch zu Mensch sehr bewußt. Mlt den beiden Aus-
stellungen hat die junge Galerie einen wesentlichen Qua-
iltätssprung gemacht. (31. 5. - 29. 6. 1980) - (Abb. 23)
St. Pölten I Kleine Galerie in der Stadtbücherei
Erich Steinlnger
Am elndruckvolisten sind natürlich die wuchtigen Holz-
schnitte. Hier ist es immer wieder die Natur, die In gewal-
tigen Stößen in das Leben der Menschen einbricht, klein
und gebeugt wird er von den dunklen Mächten rings um
ihn, eingeschlossen In einen ewigen Kreislauf, entkommt
er nicht. S0 wird auch das Mysterium Golgathas nur ei-
nes, wenn auch wesentliches Ereignis In dieser be-
drückenden, bedrückten Welt. Die Lithographien, teils far-
big, sind ein Spiel von Heil und Dunkel, eine andere Va-
riante Steinlngerscher Daseinsaufzeichnungen. (11. 6. bis
25. B. 1980)
Lltschau I Galerie am Stadtplatz
Ernst Höffinger und Herwig Seeböck
Ernst Höffinger, ein Maler, geb. 1910, der KünstIervereini-
gung r-Der Kreis: angehörend, zu dessen Gründungsmit-
gliedern er zahlt, ist durch seine eher kleinformatigen Bil-
der in einer sehr kultivierten Malweise bekannt. Natürlich
gab es auch hier noch die Erinnerungen an die Zeit, als er
seine Motive bei der Eisenbahn gefunden hatte. Die Weit
durch den Schienenstrang erschlossen und zur Dunkel-
heit einer Lamplsterie in Verhältnis gesetzt. Heute im
Grunde wie damals: altes Gerät, abgestellte Schützen-
schelben, Torfiügel und ein Hampelmann. Durchaus kel-
ne Zufälligkeiten! Stufen hinauf oder hinunter? Seeböck,
der jüngere, geboren 1939, Gaukler und Maler einer
Bosch- und Brueghel-Weit, phantaslerelcn, wie es einem
Eulenspiegel - so sein Berufswunsch - geziemt. (5. 7.
bis 17. B. 1980) - (Abb. 24) Alois Vogel