heute für Porcellan zu zeichnen, auf die Bedeu-
tung dieser Ornamentsammlung nicht genug auf-
merksam machen. Sie werden eine unerschöpfli-
che Fundgrube darin finden."
Es ist charakteristisch, daß die Verwendbarkeit
der aus dem Nachlaß der Wiener Porzellanmanu-
faktur stammenden Entwürfe und Objekte, mithin
ihre Vorbildhaftigkeit, dem damals gegründeten
Österreichischen Museum für Kunst und Industrie
besonders wichtig war.
Die Industrie griff diese Anregungen auch sofort
auf: die Originalgipsformen für Figuren und Grup-
pen waren nach 1864 zur Firma De CenteIWiener
Neustadt gelangt, welche Terrakotta-Abgüsse aus
diesen Formen schuf. Das Österreichische Mu-
seum besitzt daher heute nicht nur einen Niobiden
aus Biskuitporzellan (Abb. 25), sondern auch die
entsprechende Terrakottafigur von De Cente
(Abb. 26) - sie war bereits 1867, also nur wenige
Jahre nach Schließung der Manufaktur, aus der-
selben Form wie das Porzellan entstanden (die
Terrakottafigur ist etwas größer als jene aus Bis-
kuit, da Porzellan während der Herstellung stärker
schwindet als Terrakotta).
Bisher konnte erst ein sehr geringer Bereich aus
dem Komplex "Vorlagenwerk der Wiener Porzel-
lanmanufakturu wissenschaftlich aufgearbeitet
27
r
26
und publiziert werden; durch Archivfunde der aller-
letzten Zeit ist es uns möglich, bestimmte Wiener
und Badener Ansichten dem Maler Jakob Schu-
fried verläßlich zuzuschreiben und genau zu datie-
ren (Abb, 13); ein weiterer, höchst interessanter
Teilbereich, der vor der Aufarbeitung steht, betrifft
die Antikenrezeption in der Malerei der Wiener Ma-
nufaktur.
In den Abbildungen dieses Beitrages können nur
wenige Beispiele für die Arbeit der Biumenmaler
(Abb. 1, 3), der Figuren- und Historienmaler
(Abb. 10 -12, 17 - 19), der Landschaftsmaler
(Abb. 13 - 16), der Dessinmaler (Abb. 5 - 9) gezeigt
werden. Die vielfältigen Beziehungen vom druck-
graphischen Motiv über den Entwurf zur Porzellan-
malerei (Abb. 10 - 12) seien hier nur kurz angedeu-
tet; ein weiterer Schritt führt dann noch zur Stilko-
pie im späten 19. Jahrhundert (Abb. 17-20).
Der Faszination der Forschung auf dem Gebiet
des uVorlagenwerks-r einer Porzellanmanufaktur
kann und will man sich vor allem dann nicht ent-
ziehen, wenn man an einem Museum tätig ist, das
wie das Österreichische Museum durch besonde-
re Umstände in den Besitz eines solchen nVorla-
genwerkesu kam. Meine nächsten wissenschaft-
lichen Arbeiten werden sich daher mit diesem
Thema weiterhin eingehend auseinandersetzen.
28
1 4
ionen von Waltraud Neuwirlh zum Vorlagenwerk
ier Porzallanmanufaktur:
isuren auf Wlaner Porzellan, In: alte und moderne kunsl
S. 22 - 27
Jagdderslellungen au! frühem Wlener Porzellan, Vorbil-
orlagen, In; alta und moderne kunst 11011970, S. 2- 13
he Rellelkunst und Klasslzlsmus: Der Krater Borghese
lßdalüumlhms selnsr DSOOhISCHSrI Reliefs In dßn Manu-
Vedgwood und Wlsn. In: Keremos 551972, S. 3 - 37
arzellan - Original, Kopie, Verßlschung, Fälschung,
I
r Wiener Münußklur. Die Porzellanpalelte, in: Antiquitä-
9111881. 5,1, 11.151.