oei dem r-rigaer POKBI.
Pfianzenformen spielen in der Ornamentlk der
2. Hälfte des 17. Jahrhunderts eine große Rolle; so
existieren viele Ornamentstiche, die dies vorberei-
ten. Gesehen an diesen, zeigt die Umsetzung bei
unserem Pokal eine' besondere Meisterschaft.
Völlig in den Kreis der Groteske führt die Vogel-
kanne von Johann Manniich aus Augsburg
(Abb. 7). Obwohl der Deckel abhebbar ist und das
Gefäß auch zum Gießen verwendet werden konn-
te, iiegt die Bedeutung des Objektes ausschließ-
lich in seiner dekorativen Wirkung. Die Kombina-
tion mehrerer Vögel und Phantasiedrachen mitei-
ner Schnecke und einer Muschel am Fuß und am
kühn geschwungenen Henkel verleiht dem so sehr
abstrusen Gefäß eine wohlgeordnete Ausgewo-
genheit und Gleichgewicht. Das Überqueiien
grotesk-komischer Einfälle, die letzten Endes auf
die spielerischen Entwürfe des Wenzei Jamnitzer
zurückgehen, ist hier in einem Spitzenwerk in die
anfaßbare Metaliform übersetzt.
Als besonderer Höhepunkt manieristischer Tradi-
tion kann die große Vase von Nikolaus Ostertag
aus Augsburg vorn Ende des 17. Jahrhunderts gei-
ten (Abb. 8). Die Gesamtform ist barock, die Ver-
wendung wieder als Prunkgerät für die festliche
Tafel bestimmt. Die Henkeiiiguren entstammen
der Groteske. Doch die Bilder in den Ovalkartu-
schen führen die Tradition der Schule von Fon-
tainebleau des 16. Jahrhunderts fort. Wieder ist ei-
ne Einheit geschaffen, meisterlich technisch
durchgeführt, die Tradition und Neues miteinan-
der verbindet.
Von Wiener profaner Goldschmiedekunst dieser
Jahrhunderte ist bedauerlicherweise nicht viel
vorhanden. Die sechseckige Platte von Hans Mi-
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verwendet wurden, gibt es sehr viele durcl
und 17. Jahrhundert hindurch. Das Aug
Stück (Abb. 11) ist ein gutes Beispiel des
tretenen Typus. Der Henkel führt die q
Form weiter, die pflanzliche Dekoration er
dem Ende des 17. Jahrhunderts, die Ge
staltung ist die übliche; ein Gegenstand,
Dekoration und Gebrauch eine volle Eir
den.
Grundsätzlich ändert sich das System an
des 18. Jahrhunderts, denn die Benützbai
in dieser Zeit wieder in den Vordergrund
lich bleibt auch bei diesen Gefäßen die Ai
eine Gesamtdekoration eingefügt zu
Doch das wNur-Dekorativeti verschwindet
bivalenz wird ausgewogen. Dies unterstt
eine Änderung in der technischen Durch
alle Gegenstände des 17. Jahrhunderts
verhältnismäßig dünnem Material getei
des 18. Jahrhunderts dagegen sind sch
heißt, daB einerseits der Materialwert ste
wlrd einfach mehr und besseres Silber VI
-, andererseits auch die Benutzbarkeit
besser und sicherer garantiert wird, so
Kanne und die Schüssel von Schätfler a
burg aus dem Jahr 1710 (Abb. 14, 14a). Dil
sind gegenüber dem 17. Jahrhundert
Gleichmäßige Ornamente und glatte Fiä
wie klare und sichere Gesamtform bei"
die Objekte. Es besteht gar kein Zweifel i
tlgen Stücken, daB sie für den Gebrauch
wurden und benützbar waren. Eine leis
rung an Manierlsmus und Groteske bil
der Henkel der Kanne. Sonst aber ist
herrscht von der Sicherheit eines klar
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