kale aufs redlichste gezeichnet, welcher die Jagt
mit Bacchus presentiret, das Modell davon ist in
Arbeithu als Nr. 46 in der Spezifikation des Jahres
1728.
Für die Deutung des - im Vergleich zur Kokosnuß
- merkwürdig primitiv geschnittenen Mono-
gramms wl. C. L. F." des Budapester Pokais auf Jo
hann Christoph Ludwig Lücke spricht nun weiter-
hin ein kleines Buchsbaumholzrelief im Grünen
Gewölbe in Dresden, das den toten Christus vor
der trauernden Maria und dem Johannes sitzend
zeigt (Abb. 27) und das unten links auf einem Stein
wil. C. L.ri eingeritzt bezeichnet ist!" Die Kopftypen
von Maria und Johannes, weniger der des Chri-
stus, ihre plastisch straffe großflächige Behand-
lung und auch die Charakterisierung von Haar und
Falten in gelockten Flingeln und langgestreckten
Dellen mit schwungvoll gezogenen Stegen ent-
sprechen u.a. denen der silhouettierten Köpfe der
Muttergottes und des Johannes (Abb. 8) ebenso
wie die Bodenzone mit zu Haibkreisen gezogenen
Wellen und indifferenter Strahlung der des Buda-
pester Pokals, alles wohl Anzeichen füreine relati-
ve frühe Entstehung - vor 1735140 in jedem Fall.
Der Realismus z. B. an Händen, Füßen, den ge-
schundenen, aufgerissenen Knien und dem
Aderngeflecht des Toten entspricht in der Ten-
denz dem Ausdruckswillen der Vanitas-
Darstellung von 1732 (Abb. 13). - An unmittelbar
vergleichbarer Stelle, ebenfalls auf einem Stein
auf dem Erdboden, erscheint nun die allerdings et-
was einfacher, zaghaft dünner geritzte Signatur
nl.C.L.u auf einem oben abgerundeten, 27 cm ho-
hen Birnbaumholzreiief eines figurenreichen Kai-
varienberges im Herzog Anton Ulrich-Museum
Braunschweig (Abb. 28)'"', dessen Parallelfalten
und expressive Gesichtstypen noch mehr als bei
dem Dresdner Täfelchen an seeschwäbische bzw.
Tiroler Arbeiten des späten 17. Jahrhundertsm
denken lassen, das aber nach Stil, Technik und
bezeichnenden Einzelheiten, wie großflächige
Hände mit etwas steif angesetzten langen Fin-
gern, muskulös-dünne Beine, die von Adern ge-
tieckt überzogen sind, gebohrte Augensterne und
gewundenes Schlafenhaar, von derselben Hand
stammt. Auch das in der Komposition unmittelbar
(Stich?) an Johann Christoph Storers Münsteraner
Zeichnungm, nicht an das 1661 datierte Aitarbiatt
der damaligen Kollegiatsstiftskirche St. Peter zu
Dillingen erinnernde Relief mit den Aposteln Pe-
trus und Paulus vor ihrer Hinrichtung im Budape-
ster Kunstgewerbemuseum (Abb. 28a), das nicht
i-LG. L.ir, sondern i-LC. L.u bezeichnet istm, gehört
zu dieser Gruppe von Holzarbeiten Lückes, wenn-
gleich es sicher schwerfallt, von seinen gelangten
Gewandfiguren mit den fast fratzenartig geschnit-
tenen kleinen Köpfen und von dem schmalen, von
fern an spätgotische Werke erinnernden Corpus
des Braunschweiger Reliefs die Entwicklung zu
dem großen, in der Einfachheit und Kühle der For-
men und Stille des Ausdrucks fast französisch-
klassistisch wirkenden Kruzifix des Grünen Ge-
wolbes von 1737 zu sehenß"
Wenn J.C. L. Lücke - entgegen allen Nachrichten
in der Meißner Manufaktur von 1728129 - doch,
und zwar auch im kleinen Format, in Holz arbeiten
konnte, andererseits Modelle wohl vorzugsweise
in Ton fertigte, war bis vor kurzem noch die Frage,
ob er dann auch für ein farbiges Wachsreiief einer
Bäuerin mit Kind und Hund in einer Landschaft
(Abb. 28b), das 1978 im Münchner Kunsthandel
36
Pieri (1698 - 177213) aus Florenz, tätig vor allem in
Neapel, zu sein, wie ein Vergleich mit dessen gesi-
cherten und zugeschriebenen Arbeiten z.T. ähnli-
chen Themas aus den Jahren 1740-70 zeigtß"
Die das Adelsprädikat - nLudewig von Lückl
tecitu - in der Signatur enthaltende, teilweise be-
malte und allgemein bald nach 1750 datierte, zu-
letzt von J. Fiasmussenl" ausführlich gewürdigte
Elfenbelnfigur einer kokett auf einer reich farbig
gehaltenen hölzernen Flokoko-Liege ruhenden
Schaferin mit Hündchen (!) im Bayerischen Natio-
nalmuseum München (Abb. 29) ist Hauptver-
gleichsstück für eine 1955 von C. Graepler als
Werk Franz Anton Bustellis veröffentlichte höchst
reizvolle Frauenbüste an einem Stockgriff aus El-
fenbein in Florentiner Privatbesitz (Abb. 30 "A.
Zieht man weiterhin noch die allegorischen Stein-
büsten von nEuropau (Abb. 31) und vAfrikau im
schleswlg-holsteinischen Bargteheidel" heran,
möchte man sehr wohl mit A. Schadlerm Johann
Christoph Ludwig Lücke als Schnitzer dieser sehr
qualitätsvollen Komposition in Erwägung ziehen.
Details wie das Ohr der Schäferin oder die sonst
für Lückes Bildnisse und Gruppen eher unge-
wöhniiche dicke, breite und massige Gestalt ge-
wundener Haarlocken bei der Büste des Erdteils
"Afrika-r sind ähnlich; letztere leiten sehr ge-
schickt vom blumenverzierten, keck sitzenden
Strohhütchen zur eleganten Schwingung der Griff-
krümme über. Zu dieser wohl spät, in Hamburg
nach 1760 (C7) entstandenen Flora als Sinnbild des
Frühlings hatte schon C. Graepler den heute lei-
der verlorengegangenen Stockgriff mit Darstel-
lung des "Winters" mit von einem Tuch gehaltener
Pelzkappe, ehemals im Kunstgewerbemuseum
Dresden (i) - aber eben als von der Hand F.A. Bu-
stellis -, gefügt, der sich jedoch, soweit die
schlechte Abbildung ein Urteil zuläßt, sehr wohl
an die Werke J.C. L. Lückes anknüpfen läßt)" Der
Hamburger Katalog der Bildwerke des 18. Jahr-
hunderts im Museum für Kunst und Gewerbe ver-
voilständigte die Jahreszeitenserie durch die Grif-
fe dort'" und im Kunstindustlmuseum Kopenha-
genl", nämlich den i-Herbstrr und den i-Sommerr,
als Bustelli nahestehend. Beide, vor allem der Ko-
penhagener, haben jedoch bei weitem nicht die
Qualitäten in Komposition, Detail und Technik wie
das Florentiner Stück. Auch ihr Stil - in der Nach-
folge der nFlorarr ware noch ein zweiter Stockgriff
dieses Themas in Hamburg zu nennen"? - wie ih-
re Eifenbeinschnitztechnik scheinen nicht zwin-
gend auf J.C.L. Lücke zu weisen - der vHerbst-r
erinnert u.a. an Paul Egells Zwlngerköpfe in Dres-
den von 1718""! Doch kennen wir zugegebener-
maßen Lückes künstlerische, technische wie the-
menbezogene Spannweite noch viel zuwenig, wie
allein ein Blick auf die vier Löwenfiguren aus
Sandstein in Wandsbeckl" und vor allem zwei im
Ahrensburger Schloßpark von 1765 sowie die Be-
zahlung von einem vModelle nebst einem aus Hel-
fenbein geschnittenes Körbgenu (10 Taler) und die
Erwähnung von Wappen und Putten 1765 in den
Schatzmeisterrechnungen des Ahrensburger
Schloßarchivs für den Grafen Heinrich Carl
Schimmelmann (1724-82) zeigen, der seit 1759
das Schloß besaß!"
Über die leider zum großen Teil nur stark beschä-
digt erhaltenen Gartenskulpturen im Park von
Jersbeck bei Bargteheide - ein Jupiter mit dem
Adler auf Wolken, eine Juno mit dern Pfau, eine
Herme Neptuns und eine Puttengruppe mit Zwei-
Anmerkungen 101-123
"" Christian Theuerkauff: Skulpturen. in: Th. Laurenti
Niemeyer, Jhr. G. PIOOS van Amstel: Cornelis PIUOE
1726-1798, Kunstverzamelaar en Prentuitgever.
S. 651., Nr. 4.
l" lnV. Nr. Vll, 27. Hüchstwahrscheinlich identisch r
Georg K. Nagler: Die Monogrammisten... lll. Mü
S. 949, Nr. 2450 als I-IGLu bezeichneten Holzreilef,
..i.c.L.- laut Brief J. Merizhausen an A. sziiagyi VOIT
als nlGLr. Miesen.
"" inv. Nr. Hol. 76. E. 16 crn. Laut ireundl. Mitt. von l
goit und Johanna Lessmann, der ich auch hier aufi
ls Hilfe danke, zuerst im nlnventarium des Herzoi
schwelgischen Museum, Bd. 2, S. 1031., Nr. 531" V
Handschrift) erwlhnt.
"M z. e. an Johann Gapsar Scherick (vgl. Anm. 9), Chri:
Schenck, an die mit lgnaz Elhafen bzw. Alexander
bindung gebrachten Arbeiten. Vgl. Helga Dressie
Colln. Dies. phil. FreiburglBr. Karlsruhe 197a. s.
Nr. iV, Bit, Abb. 233-236.
"t Vgl. zur Zeichnung Ausst. Kat. Augsburger Baroc
15. Juni bis 13. Oktober 19GB, S. 264, Kit. Nr. 374
mit Lit.
"' inv. Nr. 53.3457. H. 21,5 crn, B. 13,8 cm. Wegen
iriGLv gelesenen Signatur dachte A. Szilagyi zuers
Georg Lenckhardt als Künstler.
"l Es wäre höchst interessant zu wissen, wie das Krt
Kreuzigung vmlt einer sinnbildlichen Gruppe In li
einer Maria mit Kind in den niederländischen E
Locquet bzw. Braarncamp, die 1783 bzw. 1771 al:
lLC. oder J. C. L. Luk- versteigert wurden, aussam
Kramm, De Levens eri Werken der hoiiandsche. ..
1857, S. 1022. - C. Scherer (Anm. 1), S. B4, 92. - J
lis Allg. Kllnstlerlexikon, 2. Theil, 4. Abschnitt,
s. 13er, scheint gegenüber der Ausgabe von -
J.C.L Lücke Z.T. mit 11A. Lücke d.J. zu verwech
"" 235. Aukt C.J. Wawra, Wien l917, Kit. Nr. 441, A
'"' Neumsister KG, München, AuktiOn 183, 20.121. 9.
Nr. 981, Brief von Dr. Claudia List-Freytag, 2a. e.
"" Hugh HOnOiHI Two waxreliels in the Wallece Ci
The Connoisseur, November 1961, S. 230. - Alv
Paiacios: Glcvanni Francesco Pieri. in: Aritologia-
Z, 1977, S.139-147,5- 7. Zu G. F. Pieri zuletzt Alv
Palacios lni Curiosiia dl una reggia vicsnde della
di Palazzo Fitti. Florenz 1979, Ausst. Kit. S. 4Ut.,
l" In zarten, dünnen Buchstaben geritzt und rot gei
Umschlag des Hemdes.
"I J. Ftasmusseri (Anm. 4), S. 5771., Kit. Nr. 252, Abb
lel S. XIX.
"' ich danke Prof. Ulrich Middeldori herzlich für sie
lung, die FOtOS und Erlaubnis zur Publikation. -
ler: Ein Beitrag zur Bustelli-Forschung. in: Kerami
Schweiz, Mitt. Blatt 33, Dezember 1955, S. '
S. 17i., Abb, 17.
m J. Rasmussen (Anm. 4), S. 592ff., Kat. Nr. 2651., i
"f Briefl. Mitt. von U. Middaldori (12. Juril 1979).
l" C. Graepler (Anm. 113), Abb. 1B.
"7 C. Theuerkauii, L.L. Müller (Anm. 2), S. 521., Kai.
"I E. v. Fhilippovich (Anm. 1), s. 204, Abb. 201.
"' C. Theuerkaufi, L.L. Moller (Anm. 2), S. 54, Kat. h
m Sigfried Asche: Balthasar Permoser und die Es
des Dresdner Zwingers. Frankfurt a.M. 1966, Abb
"' J. Rasmusssn (Anm. 4), S. 593. Fi.lr Beschaffung v(
ke ich G.Hal1 vom Münzkabinett im Mus. l. Hamb
schichte.
"1 Peter Hirschield: Die t-Schatzmeister-Fiechnung
rerisburger SOhiOßarchiVS als kulturgeschlchtllct
Nordelbingen (5, 19:99, s. 373- 424, bes. s, 292, A
s. ms. - Vgl. hier Anm. 12a, Hirschfeld, Abb. 59
i" J. Rasmusseri (Anm. 4), s, 59a. - Vgl bes. Pete
Schleswig-Holsteinische Herrenhäuser... Kiel 1
Abb. 241. Gesamtansicht. - Für freuridl. Hilfe bei
tung von FOtOS danke ich den Kollegen VOm Lar
amt in Kiel.