is Posturbanen oder, um es in die Sprache
r Überlegungen zu übersetzen, zwischen
odell einer von der Renaissance inspirier-
1 einer auf diese folgenden, vorerst namen-
Geseilschaft ganz bestimmte Gegensatz-
zusammenzutragen. Wir könnten dann sa-
Ielpunkt der Periode 1 (15. - 20. Jahrhun-
eht der Mensch als Individuum, die Erde als
Erkennbares und die Gegenwart als der ein-
titabschnitt, der für das Individuum erfahr-
. im Mittelpunkt der Periode 2 steht der
1 nicht als Individuum, sondern als Teil ei-
ialen Ganzheit, die Erde nicht als etwas Er-
ires, sondern als der Ausgangspunkt von
in mikrokosmischen und makrokosmi-
Studien, die aber ihrer eigenen Grenzenlo-
bewuBt sind, die Gegenwart nicht als der
Zeitabschnitt, der uns zur Verfügung
sondern als Vorstufe einer allerdings vor-
r schemenhaften Utopie; der Mensch die-
genwart ist sich der provisorischen Be-
inheit seines Zeitalters jedenfalls bewußt.
mmunikationsmittel in der Periode 1 ist in-
ii. Es ist das Buch, die Zeitung, das Pam-
ten und bringt auch aus der Arbeiterschaft und
aus dem Bauernstand ein neues Bürgertum her-
vor.
Die Periode 1 ist optimistisch, epikuräisch, liebt
Harmonien und die Geometrie, versöhnt Gegen-
satze, erfreut sich an der Heiterkeit der geschlos-
senen Form; ihr ideal ist der stattliche Mann, der
sich in seiner Umwelt sicher bewegt. Die Periode 2
ist mit ihren Zweifeln beschäftigt, ersetzt den Epi-
kuräismus durch Askese und Ekstase, stellt die
Geometrie in Frage, interessiert sich für Dishar-
monie, empfindet nicht Gegensätze gerne versöh-
nen woilend, sondern antithetisch und antagoni-
stisch, scheut die Heiterkeit, hat eine Vorliebe für
das Lehrsame, wendet sich der offenen Form zu;
ihr ideal ist der schlanke Jüngling, von Phantas-
magorien besessen.
Die Kunst der Periode 1 hat sich an ein konkretes
Publikum gewendet, zum Beispiel an den Freun-
deskreis eines Papstes oder eines Kaufmanns; sie
hatte für diesseitige Zwecke eine praktische Funk-
tion, zum Beispiel: Reichtum oder Bildung zu re-
präsentieren. Sie hatte zu zeigen, was man sah.
Die Kunst der Periode 2 wendet sich an kein kon-
kretes, dem Künstler bekanntes Publikum, son-
dern kommt mlt dem anonymen Kollektiv in Berüh-
rung; ihre Funktion ist nicht praktisch, sondern
abstrakt-esoterisch; sie hat nicht zu zeigen, was
man sieht, sondern die winneren Klängen, die win-
nere Weltu (Kandinsky), die vverinnerlichte Äußer-
lichkeitu, die nspiritueile Harmonien (Mondrigan).
Solche Gegensatzpaare entsprechen aber nicht
nur der Unterschiedlichkeit zwischen Periode 1
und Periode 2. Wir entdecken in ihnen auch Kate-
gorien, die Periode 1 von der vorangegangenen
Epoche unterscheiden.
Diese Epoche wird von der Kulturgeschichte unter
dem Titel Mittelalter behandelt. "Der Begriff ,Mit-
telalter' (medlum aevum), weicher vor einigen
Jahrhunderten als Bezeichnung jener Epoche ent-
stand, die das griechisch-römische Altertum von
der Neuzeit trennte, und der von Anfang an eine
kritische, herabmindernde Bewertung trug - ein
Bruch in der Kulturgeschichte Europas -, hat
auch bis zum heutigen Tag diesen negativen in-
halt nicht völlig verlorener, schreibt Aaron Jakowle-
witsch Gurjewitsch. Dürfen wir also zwischen der
Zeit, die man uns unter der Bezeichnung Mittelal-
ter als so sehr düster schildert, und der Epoche,
der wir vielleicht entgegensehen, eine Analogie
1er Bughdruck entspricht den Bedürfnissen 3 Constantin Brancusi, Porträt Madamoiselle Pogäny,
Sam Lesenden' also dem Zerfall des K0." 4 Venus von Wisternitz, um 2300 v.Chr.
das bis dahin gemeinsam den Sängern 5 Reginald Butler, Mädchen, 1953
l Märchenerzähiern getauscht hatte. In der 6 Bot" V0" R005 03'" Howemess- E"9'3"d
2 ist das Kommunikationsmittel kollektiv;
achend sind Fernsehen, Hörfunk, Massen-
n - um es etwas vereinfachend zu sagen:
eht und hört jeden Tag das gleiche.
in wird Periode 1 vom Geist der antiken
n. Die Renaissance ist - programmatisch
Wiedergeburt der Antike, hervorgerufen
ie städtische Entwicklung und ihren Säku-
s, auch durch das Ausschwärmen griechi-
ielehrter aus dem bedrängten Kaiserreich
und Erscheinen der Araber in Europa, die
achollenen Autoren der Antike uns wieder
ein konnten. Doch wollen wir die Gründe,
Entstehung der Renaissance geführt ha-
er freilich nicht näher untersuchen. Äuße-
zhen jener Orientierung zwischen dem 14.
Jahrhundert war jedenfalls die Vorherr-
ies Griechisch und des Lateins an den hö-
chulen. Periode 2 sieht keine Notwendig-
:h mit den antiken Kulturen kurzzuschlie-
terrschende Gesellschaftsschicht von Pe- 7 Her," Mam'sse, La Serpermne, 1909
st das Bürgertum ursprünglicher Prägung. 8 Tänzerin. Nßuvy-ßn-Sullias. 1- Jh- v-Chr-
2 stützt sich nicht auf das alte Bürgertum 9 Gwham S""'e"a"d' cove""y'Teppich' 1958" 1962
I emanzipiert weitere Gesellschaftsschich- 139 v, Fieicheneu, Ende 10. Jahrhundert
10 Evangelist Lukas, Evangeliar Otto III., Clm. 4453, foi.
entdecken? Wir werden darauf verzichten, in die-
sem Punkt irgend jemanden um Erlaubnis zu bit-
ten. Wir wollen ohne Umschweife zugeben, daB
wir - freilich mit einem Fragezeichen - eine
Analogie zu sehen glauben. Doch zurück zu den
Ausführungen des sowjetischen Historikers:
"wenn von Rückständigkeit, kultureller Zurtlckge-
bliebenheit und Ftechtiosigkeit gesprochen wird,
greift man oft zu dem Ausdruck ,mittelalterlich'.
Das ,Mitteialter' gilt fast als Synonym für alles
Dunkle und Reaktionäre. Seine frühe Periode be-
zeichnet man als ,düstere Jahrhunderte". Das Ox-
forder Wörterbuch der englischen Sprache dehnt
den Ausdruck Dark Ages sogar auf das gesamte
Mittelalter aus. - Ein solches Verhältnis zum Mit-
telalter, das im 17. und 18. Jahrhundert in be-
stimmtem Maße erkiärlich ist, als nämlich diejun-
ge Bourgeoisie in der Vorbereitung auf den offe-
nen Kampf gegen den Feudalismus ideologisch
den Nimbus der Herrschaftsepoche des Adels und
der Kirche zerstörte, hat längst jegliche Daseins-
berechtigung verloren. Es darf nicht vergessen
werden, daß gerade im Mittelalter die europa-
ischen Nationen geboren wurden, die modernen
Staaten sich herausbildeten und die Sprachen
sich formten, in denen wir bis heute sprechen.
Mehr noch, viele kulturelle Werte, die unserer Zivi-
lisation zugrunde liegen, haben im Mittelalter ih-
ren Ursprung. Bei allen Kontrasten ist die Verbin-
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