I Aktuelles KunstgeschehenlÖsterreich
Wien
Künstlerhaus
Freizeit und Kultur - "Akte" aus dem vlngerikursu
in der Passage im U-Bahnabgang waren die Ergebnisse
eines frei zugänglichen Aktkurses, der im Gefolge der r-Er-
sten freien Wiener KlirlStütlSStßllllrigu vom nWlEHGT Volks-
bildungswerk- inszeniert wurde, zu sehen. Kurt lngeri ver-
suchte an zwanzig Abenden zu je zwei Stunden Laien das
beizubringen, das man auf den Kunstakademien in vier
bis sechs Jahren erarbeitet und das viele sehr bekannte
und gute Maler ein ganzes Leben lang immer von neuem
üben und für ihre Gestaltung als wesentlich halten. lngeri
gab sich die großte Mühe, hatte einmalig konstruktive
Einfälle und ein ausgezeichnetes Verhältnis zu seinen
uSchüiernu, daß das gezeigte Ergebnis trotzdem eher ma-
ger wer, liegt schließlich doch an der kurzen Zelt der
wSchulungu und sicher wohl auch daran. daß überhaupt
keine Selektion nach Begabung oder Nichtbegabung
stattfand. Erfreulich, daß trotzdem der eine oder andere
der Beteiligten, etwa Paul Peschi oder Viasta Urban, Ta-
ient erkennen ließen. Sicher Jedoch wird jedem Teilneh-
mer bewußt geworden sein, daß richtiges Zeichnen weit
schwerer ist, als es sich der Laie vorstellt. (27. B. - 23. 9.
1930)
Faszination Eisenbahn
Es waren über 300 Fotos, etwas über die Hälfte in Farben,
zu sehen. Das Motiv war die Dampllokomotive. Man wür-
de glauben, daß eine solche Fülle von Fotos über dieses
technische Phänomen ermüden müßte. Doch es war nicht
so! Ein einziger Fotograf, Dr. Raimo Gareis, schuf diese
meist faszinierenden Bilder von einem Verkehrsmittel,
das in seiner Art bereits der Vergangenheit angehört und
das, was beim Anblick vieler dieser Fotos erfühlbar wur-
de, noch etwas Geheimnisvolles, Vuikanisches, an mythi-
sche Berichte Erinnerndes hatte. Dem Autor der Fotos
sind edle Bilder dieser Ausstellung (eine) Erinnerung an
eine Epoche der technischen Entwicklung. Zuerst für den
Fotografen selbst. Dann für alle, die diese Zeit noch be-
wußt erlebten. Die Bilder sind aber auch ein Denkmal und
der Dank des Fotografen an die unzähligen Eisenbahner,
die dieses Verkehrsmittel entwickelten, konstruierten, ge
plant und betrieben haben-i. (27. 9. - 26. 10. 1980) -
(Abb. 1)
Eisenbahn - Vision zur Wirklichkeit
Als begleitende Veranstaltung zur großen oben bespro-
chenen Ausstellung zelgten zehn Mitglieder des Künstler-
hauses in der Künstlerhauspassage Fotoexperlmente
und Fotomischtechniken zum obgenannten Thema. Es
waren sehr unterschiedliche Auffassungen und Techni-
ken vertreten. Manche Fotos hatten einen ganz unmittel-
baren Bezug zu dem Titel der Schau, etwa bei lnge Dick
und Hubert Sleiecki, andere wieder, die technischen Lei-
stungen mögen 1a enorm sein, hätten genausogut auch
bei einer Ausstellung über Wasserkraftwerke (Bsp. Eva
Choung-Fux) gebracht werden können. Wir glauben auch
nicht, daß die Wiederholung einiger Worte, über die Foto-
grafie einer Bahnaniage kopiert, schon visuelle Poesie er-
gibt. (27. 9. - 2a. 10. 1930) - (Abb. 2)
Topografie
Diese Exposition zeigte wieder einmal mehr, daß sich die
Vereinigung Wiener Künstlerhaus in den letzten Jahren
stark gewandelt hat, daß sie eine für unsere Zeit entspre-
chendere Form der Präsentation gefunden und daß sie
auch in ihrem Mitgiiederstand sich verjüngt hat. Was frü-
her eher eine langwellige Herbstausstellung gewesen wä-
re, vvurde jetzt zu einer abwechslungsreichen, manchmal
spannungsgeladenen Schau. Sowohl bei der Betrachtung
der Objekte als auch beim Studium der Publikation wurde
es einem bewußt, daß neben einigen konventionellen
Kräften eine ganze Anzahl Gestalter hier tätig ist, die mit
durchaus zeitgemäßen Ausdrucksmittein arbeiten. Hier
sei vor allem der junge Gert Linke genannt, den man
durchaus mit Walter Plchier vergleichen kenn, nur daß er
weit mehr Sinn für Humor hat. Da ist Gottfried Hollwarth,
der überkommene Begriffe sprengt und auch umweltge-
staltend eingreift. Nicht minder provokativ die r-Situatlo-
nenu der Susanne Taschner. Es gibt eine sehr beachtliche
Anzahl wirklich guter Weberinnen in dieser Vereinigung,
so daß es wert wäre, eine eigene Gobeiinaussteilung der
Mitglieder des Hauses zu veranstalten. Es gibt die hervor-
ragenden Grafiker und einige gute Bildhauer der mittleren
Generation. Peter Kodera, der die Ausstellung so kurzwei-
lig gestaltete, meinte, diese tsoii nicht nur punktuellen
und statuarischen Charakter haben; sie ist auf Raum- und
Bewegungsabläufe konzipiert, die dem durch sie gehen-
den Besucher, abgesehen vom__Einz_elkunstwerk, dauernd
neue Zusammenhänge und Uberslchten bieten solI-.
(11. s. - 19. 10. 1950) - (Abb. a)
Tradition + Gegenwart
im Rahmen der verschiedenen Veranstaltungen aniäßiich
des 1300)ährlgen Bestehens Bulgariens wurden hier Ob-
74
jekte des bulgarischen Kunstgewerbes und der zeitgenös-
sischen angewandten Kunst gezeigt. Die Voikskunst wird
aus drei Wurzeln gespeist, der uprotobuigarischenu, der
slawischen und der thrakischen. Jede hat ihr Schwerge-
wicht auf einem besonderen Verarbeitungsbereich, die
pProtobuigaren-i zeichnen sich etwa besonders durch ihre
Lederarbelten aus, die Slawen durch die Holzbearbeitung
und das thrakische Element, das stark heiienistisch be-
einflußt ist, bestimmt die Bildhauerei und Metalibearbei-
tung. Natürlich durchdringen sich oft die Elemente.
Stickerei und Schmuck, Keramik und Textilien gaben el-
nen Einblick. Auch in manchen der modernen Arbeiten
konnte man noch deutlich das Herkommen ahnen. Dane-
ben waren die Bilder des Nationalpreistragers Detschko
Usunows zu sehen. Es waren sehr zart hingehauchte
Farbflecken, die sich da und dort zu festen Konturen ver-
dlchteten, die viel Poesie hatten. (30. 10. - 30. 11. 1980)
Albrecht Lösener
B4 Zeichnungen, 7 Aquarelle und verschiedene Tief-
drucke. Der 1930 in Schlesien geborene Künstler hat sich
mit einem feinen Strichelsystem eine spezifische Technik
entwickelt, mit der er, le nach Variation, Verdichtung, Dy-
namik und anderem, Wirkungen erzielt. Die kleinformati-
gen Blätter wirken wie saubere und dichte Ausdrucksdla-
gramme des Zeichners. (4. 11. - 8. 12. 1980) - (Abb. 4)
Museum moderner Kunst
Ein Künstler - ein Prinzip
Das Museum und der Verein nExakte Tendenzen. zeigten
In dieser Ausstellung Bilder, Objekte und Konzepte von
siebzehn europäischen Künstlern, deren gemeinsamer
Nenner durch Begriffe wie nsystematisch konstruktive
und wstruktureli- bestimmt werden kann. Das Ziel der
Ausstellung war, dem Besucher einen Einblick in die
künstlerischen Anliegen und in die Verfahrensweisen in
diesem Bereich der Kunst zu vermitteln. Durch gesetzmä-
ßige Organisation einfacher Grundformen und klarer
standardisierter Farben waren logisch gestaltete Syste-
me aufgebaut. Es waren Künstler aus Deutschland, Eng-
iand, Finnland, Frankreich, Holland, Italien, Österreich,
Polen und Ungarn mit ihren Werken vertreten. (30. 10. -
30. 11. 1980) - (Abb. 5)
Galerie Würthle
Sergio Teiles
Es ist selten, daß aus dem südamerikanischen Raum ein
bekannter Maler in einer unserer Galerien gezeigt wird.
Teiles, der 1936 in Rio de Janeiro geboren wurde, ist stark
von den Fauves beeindruckt. Seine außerordentlich kraft-
strotzenden Bilder sind voll Glut und doch Frische. immer
wieder, besonders bei seinen Graphiken, wird auch ein
kritisches Element sichtbar. im ganzen will der Maler auf
seiner i-Leinwand die Bestätigung projizieren, daß das Le-
ben immer noch schon istu. (11. 9. - 4. 10. 1980) -
(Abb. 6)
Hermann Härtel und Max Gangi
Härtel, geboren 1943 in Korneuburg, wurde bereits mit ei-
nigen ansehnlichen Preisen ausgezeichnet. Hier zeigte er
hauptsächlich Radierungen, eine Technik, die ihm beson-
ders liegt, und einige Aquarelle, letztere sind besonders
duftig und mit viel Atmosphäre, wo sie Fiub und Auiand-
schalten zeigen. Skizzen zur wBaiionfahrta sind Steno-
gramme, Festhalten des Wesentlichen einer Landschaft.
immer wieder sind es die Draufsichten, die Härte! uns
zeigt. Das Land wird ausgebreitet und gewinnt dadurch
an Weite und Offenheit. Es ist sicher kein Zufall, daß die
nähere Umgebung seiner Geburtsstadt ihm gerade für ein
solches Motiv Modell ist.
Max Gangi ist Jahrgang 1946 und wurde In Mautern gebe
ren. Er ist Bertoni-Schüier, was man auch an vielen seiner
Arbeiten feststellen kann. Die Skulpturen aus Marmor,
Holz, Metall und Serpentln sind geschlossene Formen,
die die Große Mutter darstellen. Zu schon und glatt. kön-
nen sie letzten Endes doch nicht recht überzeugen. Der
Kopf aus Messing erinnert etwas an Piilhofer und die gro-
ße Holzskulptur an Turba. (6. - 29. 11. 1980) - (Abb. 7)
Galerie Ariadne
Siegfried Anzlnger
Der 1953 in Oberösterreich geborene Künstler ist einfalls-
reich, hat einen sehr festen Strich und scheint auch Hu-
mor zu besitzen. Viele seiner Bilder erinnern an Beschwö-
rungen. da und dort erinnert er an Miro. Eine Reihe von
Blättern, zu einem Friss vereint, gibt den bewegten Ablauf
einer Woche wieder. Mit dem besonders schönen Blatt
t-Seefahreru erreicht er eine weit über das Dargestellte
hinausgehende Aussage. (11. 11. - 12. 12. 1980) -
(Abb. 8)
Junior Galerie
Karl Anton Wolf
Der bekannte Maler und Bildhauer zeigte Arbeiten der
letzten 3 Jahre. Es waren wieder sehr großformatige (2
Stück 300 x 500 cm) Öibilder (19) und aussageerfüilte Pia-
stiken (14). in beiden Techniken ist es diese met
te Weit, die den Künstler beschäftigt. ist bei dt
ken meist der Pendel als Symbol der Zeit, der ur
E.A. Poe bedroht, so wird in den großen Olbl
Tanz der Fragmente zu einer bedrückenden, s
der Farbe her quälenden Vision. Wolfs Formem
hat sich verdichtet, konkretere Formen angenol
sind Formen der Technik, Zahlen spielen immer
ne Rolle, symbolisieren unsere Steilenwerte. (2
28. 11. 1980) - (Abb. 9)
Galerie Basiiisk
Wolfgang Baminger
Den Hauptteil der Schau bildet ein Zyklus, der
Mappe, Siebdrucke, Auflage 20 Stück, vereinig
nach Schnitzlers "Reigen" hauptsächlich Akte
stark erotischen Szenen zeigt. in typisch Bamlr
Manier, mit überzogenen Längen, wird uns St
Station präsent. Bei einer guten Strichführung f
Blätter von starker Spannung. Einige Bleistift:
gen burgenländlscher Landschaften ergänzen
(3. - 30.11.1980)
Boris Rabinovich
Der 1938 in Leningrad geborene Künstler ist '
griert. Er hatte bereits in der UdSSR an versc
nnonkonformistischen- Aktionen teilgenommen,
Designer einige Preise bekommen und im Wc
schiedentlich ausgestellt. Die hier gezeigten Bl
ner Mischtechnik sind von einer gedämpften F
gezeichnet. Nur bei i-Fiorenzn werden die Tone
bendiger. Bei dem Bild von Leningrad sammeir
sonst leicht verschleierten Eindrücke zu festen
stern. Es ist das einzige Bild, das ein wenig a
Phantasten erinnert und damit viel von Rabint
genständigkeit aufgibt. Der Mensch ist Träger e
ke, immer wieder wird verwischt, verschleiert. in
der drängt sich die Frage auf: Wer ist dieser? (3.
1980) - (Abb. 10)
Galerie Wolfrum
Kurt Freundlinger
Der Mensch ist das Hauptthema dieser Schau
einmal die Zyklen der Aquarelle mit Federzelc
Es sind bewegte Figurenreihen, Akte, in einer
Strichmanier aneinandergereiht. Als i-Mensi
schalten-r will sie der Maler gesehen haben. E:
presslonen, unbestimmbar und locker. Die Ö
grellen, überbetonten Farben zeigen uns meist Z
Harlekinszenen. Der Mensch als Narr, der Ci
Frau, traurig, enttäuscht, gequält. Die Farbe ist fi
setzt, wo sie mehr will, verliert sie an Aussage. Ä
gilt auch von den Landschaften, bei denen der i
größeren Flachen arbeitet. Eines der besten Bild
Füldßfnu; hier werden die Farben etwas verhalte
wegter Hügeiu erinnert fatal en Hundertwasst
24. 11. 1980) - (Abb. 11)
Galerie im Theater am Schwedenplatz
Walter Buchebner
Bei dieser Gedächtnisausstellung des 1964, erst
alt, freiwillig aus dem Leben geschiedenen Dici
Malers waren ausschließlich Gouachen in eir
Pinselführung zu sehen. Die schwarzweißen Bit
ten sehr stark die Bedrückung des Künstlers au
ren aber auch einige farbige Arbeiten, bei dem
nern oder zwei kühnen Farbwischern ein befreie
lühi zum Durchbruch kam. Ein schones Zeugni
Action Painting im Wien der 60er Jahre. (15. -
1980)
Bernhard Kratzig
17 Exponate, Öibilder und Graphiken, die eine g
Auslese aus Kratzigs Schaffen zeigten, seine 1
Fiächenteilung, das Neben- und Übereinande
tungsschwangerer Figuren, die große Ironie ll
und immer wieder ein sehr kraftvoller Hieb g
Schießbudenfiguren der Unsterbllchkeiten. Ei
stück ist sicher Frau Einzfs Gloriose (11. 11. -
1980) - (Abb. 12)
Salzburg
Saizburger Landessammiungen
Oskar Kokoschka
Da das im Um- und Ausbau befindliche Gebäude
pertinums- erst zum Sommer 1982 fertigges
wird, hat der eine Teil der Saizburger Landes:
gen, die Residenzgaierie, dem anderen Teil, als:
dernen Galerie und Graphischen Sammlung Rup
irn ehemaligen Bischofssaai der Saizburger
gastllches Obdach zu einer wichtigen Ausste
währt. Neun erlesene Hauptwerke Oskar Kokos
wa die wDolomltenlandschaft Tre Croci- aus di
lung Leopold, das wSelbstbildnis an der Staf
Dresdner Zeit aus der Sammlung des Neffen d
iers oder der ebenfalls aus Privatbesitz stamme
llge Sebastian mit dem Engeiu, sind das geistige