5 Bartholomäus Spranger, "Jupiter und Anhopen
bis 1600. OllLemwand, 120 x B9 cm. Wien, Kunst?
sches Museum. lrw. Nr. 5752. Aus der Kunstkamn
dolfs ll.
Die Weisheit, die sich der Liebe beugt, in der Ge-
stalt Mercurios, des Hermes Trismegistos, fügt
sich hervorragend ein in Sprangers Prager Werk.
Merkur in Verbindung mit Venus erblicken wir in
einer ganzen Reihe von Gemälden und Zeichnun-
gen Sprangers." Ihre Gestalten beherrschen sei-
nen großen mythologischen Bilderzyklus, sein
Hauptwerk.
Auch der morphologische Vergleich mit anderen
Gemälden Sprangers zeigt viele Übereinstimmun-
gen. Die spezifische Modellierung des weiblichen
Körpers, der Hände und Füße, die Bildung der
Haare und der Falten, die Führung von Licht und
Schatten, die eigentümliche Pinselführung, die
nPennelatau sprechen dieselbe Sprache.
Diese Nähe ist natürlich nie Wiederholung, stets
aber wesensnahe. Als Beispiel diene (Abb. 6 und
7) der Kopf des Amor mit seinen kraftvoll-frechen
Zügen im Vergleich mit dem Amor aus dem Ge-
mälde "Venus und Adonisu im Kunsthistorischen
Museum in Wien. - Auch das Haupt der Venus
tritt uns in verschiedenen Stellungen wesensver-
wandt entgegen, wie beispielsweise im Profil irn
Gemälde "Venus und Merkuru, ebenso im Kunsthi-
storischen Museum.
Als Datierung des Gemäldes sei die Zeitspanne
zwischen 1802 und 1605 vorgeschlagen. In dieser
Zeit ist durch das Eintreffen des großen Bild-
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hauers Adrian de Vries (1601) in Prag erneut eine
betonte Hinwendung zur Florentiner Spätrenais-
sance eines Giovanni da Bologna erfolgt." Der
Körper des Merkur in seiner eindrucksvollen pla-
stischen Gestaltung zählt zu den schönsten Göt-
tergestaiten in Sprangers Werk. Das Standbild
des Merkur im Hintergrund bedeutet schlechthin
eine Huldigung für Gianbologna, für seine Bronze-
statue.
Die Farbenskala des Bildes ist eher zurückhal-
tend. Es herrscht das lnkarnat der Leiber vor. Wir
erleben es in drei Stufen, dem lockenden lichten
Ton der Venus, dem eher rosigen lnkarnat Amors
und dem bräunlichen Fleischton Merkurs. Als
ganz besondere Farbakzente leuchten der lilafar-
bene, goldbeschlagene Köcher Merkurs, das gel-
be Tuch, auf dem Venus sitzt, und das scharlach-
rote Gewand der Priesterin im Hintergrund auf.
Die sparsame Akzentuierung der Farben zeigt gro-
ßen Geschmack.
Diese Faktoren eines zurückhaltenden Koloris-
mus zugunsten einer deutlichen räumlichen Pla-
stizität lassen an eine Entstehung des Gemäldes
in den ersten fünf Jahren des siebzehnten Jahr-
hunderts denken. Oberhuber" setzte den Stich
mit guten Gründen noch später an, zum Ende des
Qeuvres Sprangers, also wohl gegen 1610. Der Ver-
gleich mit dem nunmehr aufgetauchten Ölbild,
5 Detail aus B, Sprangers "Fesselung Merkursii (ß
der Kopf Amors
Anmerkungen 12 - 15
" i-Merkur... tritt in den rudolfinischen Werken nicht
Schützer der Künste, sondern auch als Freund der Tut
als Partner und Mentor der Venus und als Verteidiger di
sehen gegen die Ungunst des Schicksals aul." Jarom
mann 11.5., wie Anm. 2, s. m4.
" Oherhulaer, wie Anm. 1051811.
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