'. Volbach
ne romanische Pyxis im
äzesanmuseum zu Mainz
Die im Diözesanmuseum zu Mainz aufbewahrte
Pyxis (Abb. 1) wurde vom Domdekan Ludwig
Hähnlein (T 1977) aus der Kapelle des bischöfli-
chen Palastes in Mainz in das Diözesanmuseum
überbracht. Leider fand sich kein Hinweis, wo sie
sich ehemals befand. Doch kann man annehmen,
daß das Stück aus der Mainzer Diözese stammt.
Die Pyxis diente wohl zur Aufbewahrung von Fieii-
quien oder Hostien. An dem ursprünglichen Zu-
stand ist nichts geändert. in jüngster Zeit wurde
dann die Pyxis in den Werkstätten des Römisch-
Germanischen Zentralmuseums leicht restauriert.
Hat die Arbeit auch keinen großen künstlerischen
Wert, dürfte eine Veröffentlichung nicht eines ge-
wissen lnteresses entbehren, da ähnliche Stücke
bisher nicht bekannt sind. So befindet sich nur ei-
ne mit Stoff bekleidete Hoizpyxis in der Bußdorf-
kirche in Paderborn' oder eine Holzpyxis mit Perl-
stickerei ist im Hallischen Heiligtumsbuchi abge-
bildet.
Die runde, mit Stoff (Samit) innerlich bekleidete
Näher verwandt sind die Kölner Borten. Diese Sei-
dendamaste, Samit} lassen sich bis in das
15. Jahrhundert in zahlreichen Gegenden und
Stoffen nachweisen. Stilistisch würde der Stoff
der Mainzer Pyxis wohl in das 11. resp. 12. Jahr-
hundert einzuordnen sein. Wie wir noch sehen
werden, würde diese Datierung auch zeitlich gut
zu der zeitlichen Einordnung der Bronzeappliken
passen. Dabei erhebt sich zunächst die Frage, ob
die Pyxis ursprünglich wie diejenige in Paderborn
nur mit Stoff bekleidet war oder ob sie gleich mit
Bronzen geschmückt wurde und der Stoff nur als
Unterlage diente. Es scheint mir aber sicher zu
sein, daß die Verzierung mit Reliefs gleich beab-
sichtigt war und der Stoff nur als Unterlage dienen
sollte. Wäre die Pyxis wie die in Paderborn nur mit
einem Stoff zunächst verziert gewesen, so hätte
man wohl kaum zwei verschiedene Stoffe als Un-
terlage gewählt, sondern einen einheitlichen
Stoff. Wie gern und oft man kleinere Behälter mit
Metallverzierungen versah, zeigt vor allem die
wanische Pyxis mit Bronzereliefs. Höhe mit Deckel
nm (ohne Deckel 56 mm). Diözesanmuseum Mainz
rkungen 1 - 11
in, J., Das christliche Aliargerät, 1930, s. 340, Abb. 175.
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i5.
diesen Hinweis denke ich Frau Flury-Lemberg, Riggisberg.
ierner Schmidt, H In Zeitschrift des deutschen Vereins für
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1, H., in: Jahrbuch der kunsthist. Sammlungen lnWlen, 195a,
m, v , n: werdendes Abendland an Rhein und Ruhr, Essen
. s. 19a.
Holzpyxis hat einen unteren Durchmesser von
10,2 cm, ohne Deckel beträgt die Höhe 5,6 cm, mit
Deckel 7,8 cm. Die Wandstärke beträgt 0,9 cm. Am
Rande befinden sich 9 Bronzereliefs (Abb. 2)
(H. 2,6 cm, L. 4,1 cm). Auf dem Deckel ist das For-
mat der Bronzen kleiner, Seitenlänge 2,4 crn, Höhe
2 cm (Abb. 3). Er besteht in einem äußeren Ring
von sechs Tieren und einem inneren von vier
(Abb. 4), dazwischen befinden slch vier spitzovale
Masken (H. 2,5, Br. 1,3 cm). in der Mitte befand
sich ein Knauf, der verlorenging. Eine Vierpaßro-
sette bildet die hintere Schließe. Das Schloß be-
sitzt zwei Ösen. Den Abschluß der Seiten bildet je
ein Messingstab, der mit vier kleinen Rosetten ver-
ziert ist.
Bei der Stoffbekleidung handelt es sich um einfa-
che zweifarbige Köperstoffe, von denen zwei grö-
ßere verballhornte Schriftzeichen zeigen (Abb. 5),
vielleicht nach einem orientalischen Vorbild ko-
piert, und ein kleines Fragment, vielleicht von ei-
nem zweiten Stoff eines geritzten Köpers. Auf die-
se technische Eigenart wies mich Herr Gabriel
Vial in Lyon hin. Dabei wies er auf einen Vergleich
mit dem in Reims aufbewahrten Kopftuch des hl.
Reml hlnß Eine gewisse Verwandtschaft zeigt
auch der Stoff aus dem Sarkophag des hl. Pauii-
nus in der Pauiinuskirche zu Trier. Er wirkt aber
wie eine Vorstufe zu unserem Stoff!
schöne Veröffentlichung von Egger." Damit
scheint wohl sicher zu sein, daß Stoffe und Verzie-
rungen gleichzeitig entstanden sind. Sicher wer-
den sie auch aus derselben Gegend stammen. Na-
türlich ist es schwierig, für die Kleinbronzen eine
bestimmte Werkstatt anzunehmen. Dafür ist auch
ihre künstlerische Qualität zu gering. Da aber die
Pyxis sicher aus einer Kirche der Mainzer Diözese
stammen dürfte, wird auch hier die Werkstatt der
Bronzen gewesen sein. Verwandte Darstellungen,
vor allem das vierbelnlge Tier mit zurückgewand-
tern Kopf und erhobenem Schweif (Abb. 2), finden
sich schon in der Frühzeit des Mittelalters. Hier
hat der Künstler nun vollkommen die Art der Tier-
darstellung vor allem des insularen Kunstkreises
in einem Band und Linienwerk überwunden! Von
einer realistischen Darstellung war in der merovin-
gischen Epoche nichts zu spüren. So entstand bei
der Tierdarsteilung eine Verbindung von Linien-
werk mit dem Bandwerk, die es oft schwierig
macht zu sehen, wo die Tlerdarstellung aufhört.
Die Darstellung des Tieres auf dem Kästchen von
Essen-Werdem aus dem 8. Jahrhundert wird reali-
stlscher. in der westlichen Kunst erscheinen sol-
che Tierdarstellungen sowohl auf Gürtelschnal-
len" wie auch auf Belnkästen", so auf der Bursa
von St. Peter in Salzburg, heute in New York, Clol-
sters". Deutlich ist die Verwandtschaft mit östli-
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