chen Arbeiten zu spüren, wie z. B. mit den Schran-
kenplatten im Dom zu Aqullela." Dieses Zurück-
greifen auf die östliche Kunst, vor allem auf die
byzantinische, findet sich im frühen Mittelalter
häufig, ebenso wie das Zurückgreifen auf die Anti-
ke." Erst in der karoiingischen Epoche wird das
Tier durch das zurückgreifen auf die Antike in rea-
listischer Form dargestellt. Nun finden wir das
Tier des öfteren mit dem Kopf en face und dem
Körper in Seitenansicht. Diese Tierdarsteilungen
sind in der Zeit Karls des Großen klar ausgebildet.
Man findet sie in dieser Form auf Riemenzungen,
wie in Drente (Holland), heute im Musem Leiden."
Bei solchen nordischen Beispielen denkt Arb-
mann an Vorbilder aus dem orientalischen Kultur-
kreis. Hier können auch importierte östliche Sei-
denstoffe eingewirkt haben. Bei einem Vergleich
mit verwandten Darstellungen ist immer zu beach-
ten, daß die Bronzereliefs der Pyxis nicht von
Künstlern, sondern in einer handwerklichen Werk-
statt gearbeitet wurden. Zu den Werken erstklas-
siger Goldschmiede müssen sie in einem gewis-
sen Abstand gesehen werden. Zum Vergleich
dient um 1100 der Löwe von Roger von Helmers-
hausen auf dem Evangeliar von Trier, Dom-
schatzJS So wird man in dieser Zeit am besten die
Bronzen der Mainzer Pyxis setzen. In dieser Zeit
finden sich vor allem in dekorativen Güssen zahl-
reiche verwandte Darstellungen. Von solchen nen-
ne ich hier nur den Gießlowen in London, Victoria
and Albert Museum," die Figuren am Rauchfaß
des Reiners von Huy" oder die Tiere an seinem
Taufbecken in Lüttich um 1117-18". Verwandte
Figuren zeigen auch die Bronzeieuchter am Fuß in
Hildesheim, Magdaienenkirche." ln der Schule
von Hildesheim kann man verwandte Bronzefigu-
ren sogar bis in das 13. Jahrhundert verfolgen.
Schwieriger ist festzustellen, nach welchen Vor-
bildern der Künstler die Köpfe oder Masken
(Abb. 4) angefertigt hat. Mir scheint, daB er sich
hier antike Münzen als Vorbild nahm. So kann
man dabel an östliche Goldmünzen denken, wie
solche von Romuald ll., Herzog von Benevent (703
bis 729)", oder Leo iV. (775-780)1'. Wie beliebt
solche Verzierung mit östlichen Münzen war, zeigt
auch die Münze auf dem Egbert-Reiiquiar in Trier
(977-993), in dem als Schmuck die Münze Justi-
nian ll. (685-695)" eingelassen ist.
Wichtig für eine annähernde Datierung ist auch
die Verzierung mit den kleinen Rosetten. Auf Reli-
quiaren sind solche selten zu finden. Nur ein Bei-
spiel konnte man anführen, wie die Verzierung auf
einem Reliquiar in Hausform im Diözesanmuseum
von Münster," wo Rosetten mit Köpfen abwech-
seln. Nahe verwandte Beschläge finden sich aber
vor allem auf Gürtelbeschlägen, wie die vierpaß-
ähnlichen Rosetten auf einer Gürtelgarnitur
im historischen Museum von Stockholm" aus der
Mitte des 14. Jahrhunderts, in London, British Mu-
seum," und in Paris, Cluny Museum". Leider sind
die Werkstätten, wo diese Beschläge gearbeitet
wurden, bisher unbekannt. Ebensowenig kennt
man die Fundorte. Meist liegen sie in Frankreich
oder den Niederlanden, was jedoch nicht aus-
schließt, daß auch in westdeutschen Städten ähn-
liche Beschläge wie solche für Gürteiverzierungen
gearbeitet wurden.
Wenn auch zunächst eine genauere Lokalisierung
der Pyxis nicht möglich war, so ist doch zu hoffen,
daß bei einem weiteren Aufarbeiten der Bestände
im westlichen Raum eine solche genauere Festle-
gung auf eine Schule möglich sein wird.
12
2 Elnes von den neun Bronzerellefs mlt einer Tie
lung am äußeren Ring der Pyxis
3 Anslcht des Deckels der Pyxis mit Tierdarsn
und Masken. Durchmesser 102 mm
4 Detail mit Maske aus dem Deckel der Pyxis.
Höhe 25 mm, Breite 13 mrn
5 Detail der Stoffbekleidung der Pyxis mit Schrift.
Seidendamast, 11.112. Jahrhunderl
Anmerkungen 12 - 26
" Flllill, 9.3.0., S. 43, Abb. 25, 27.
" Fllllil, H., Das Mittelalter ropylaen Kunslg. 139
M Byzantlne An - Athen 196a - xv. Conqräs inlem. wä
zanlines, Athen 1976.
" Alhmann, H., Schweden und das karolinqlscne Reich,
48, 2.
" Falke, 0. von, und Meyer. E., Romanische Leuchter un1
1935, Taf. 172.
" Falke, o. von, und Meyer, E.. 110., Abb. 45. b.
" Fillilz, H., Das Mittelalter, Tev. au.
" Falke, o. von, und Meyer, 2., e.e.o.. Abb. 218, m, b.
I" Galaaso, 5., oreucerie Medloavale In Campanla, 1969
1' Norrisson, 0., cznalogue des Monnales syzamlnes de
meque Nationale Paris, 1970, s. 455.
n Redemacher, in: Trlerer Zeitschrift 193a. S. 144.
" Flngerllng, 3.8.0 S. 236, Anm. 335.
M Flngerllng, a.a.0., Nr. 469, Abb. 422.
1' Fingerling, 21.2.0" Nr. 200, Abb. 245.
1' Flngerling, a.a.O., Nr. 359, Abb. 497.