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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXVI (1981 / Heft 177)

zereien am Liechtensteinischen Schrank. Sie hal- 
ten sich im großen und ganzen an die Normen des 
Bandwerkstiis, nur am Rahmen um den Spiegel- 
der erfreulicherweise original erhalten geblieben 
ist - kommen figüriiche Motive hinzu. in den 
Schwellungen des oberen Rahmenstücks sitzen 
Satyrn und die Mitte des unteren Frieses betonen 
zwei Masken (Abb. 1). Durch den Fortfall der ver- 
goldeten Schnitzereien an den überdies schlanke- 
ren Beinen des Kremayrischen Schranks wirkt die- 
ser - auch wegen der schrägen Schreibplatte - 
um Grade leichter und harmonischer als sein 
prunkvoller Liechtensteinischer Vorgänger. 
Erworben wurde der Liechtensteinische Schrank 
in den frühen vierziger Jahren von S. D. dem Regie- 
renden Fürsten Franz Josef ll. im Wiener Kunst- 
handel." Über die Stationen des Besitzwechsels 
seit 1894 fehlt jede Nachricht. - Der zweite 
Schrank gelangte 1967 aus dem Besitz von Gräfin 
Maria Lamberg in die Sammlung Kremayr." Die 
Mutter der Gräfin Maria war Gräfin Dorothea Lam- 
berg, eine geborene Prinzessin zu Hohenlohe- 
Schiiiingsfürst (1872-1954), die das Möbel mit in 
die Ehe brachte (1896). Daß der Schreibschrank 
aus dem Hause Hohenlohe stammt, geht aus ei- 
nem schablonierlen lnventarvermerk auf der 
Rückseite des Kastens hervor (Abb. 10), wo unter 
dem Fürstenhut die Initialen P.H. und die Nummer 
197 angebracht sind. Das Schriftbild der Ziffern 
weist eindeutig ins 19. Jahrhundert. Für die Auflö- 
sung des Monogramms bieten sich zwei Möglich- 
keiten an: Philipp Ernst, 8. Fürst zu Hohenlohe- 
Schillingsfürst (1853 - 1915), ein Vetter der Gräfin 
Lamberg und Chef dieser Linie des weitverzweig- 
ten Hauses Hohenlohe, oder Philipp Prinz zu 
Hohenlohe-Schillingsfürst (1864-1942), ein Bru- 
der der Gräfin, der in reiferen Jahren in den Bene- 
diktinerorden eintrat." 
Zusätzlich sei noch auf eine Kommode im Germa- 
nischen Nationalmuseum in Nürnberg (lnv. Nr. 
HG. 7357) aufmerksam gemacht (Abb. 11, 12), mit 
der sich Heinrich Kreisel 1963 in einem eigens ihr 
gewidmeten Aufsatz eingehend befaßtels Dabei 
kam er zu dem Ergebnis, sie Ferdinand Plitznerzu- 
zuschreiben, und verglich ihre Marketerie mit Ar- 
beiten des Meisters in Pommersfelden, vor allem 
mit dem oben schon erwähnten Kabinettschrank, 
i-seinem berühmtesten Werkulß Bei der zeitlichen 
Einordnung der Kommode schreibt Kreisel, daß 
sie wegen der "modernen Fassadenschweifung 
an das Ende der Tätigkeit Plitzners  also gegen 
1724" gerückt werden müsse, und fährt dann fort: 
"Dafür spricht auch die entwickelte Regence-Or- 
narnentik der Marketerie mit dem geschlungenen 
Bandwerk und den gegenüber dem Louis-Qua- 
11 Kommode. Ludwig Heinrich Rohde, Mainz, 1725 bis 
1730. Maße: 80x102x62 cm. Germanisches Natio- 
nalmuseum. Nürnberg 
12 Platte der Kommode Abb. 11 
Anmerkungen 6 e 18 
' Kreisel. 3.3.0., Bd. 1. München 1968, Abb. 5902 Schreibtisch. 
Braunschweig 1694: Abb. 5912 Schreibtisch, SBCHSQrI-Thürln- 
gen, 4. Viertel 17. JVi. 
r KIQISBI siehe Anm 7 s iinr 
torze-Zierat des Kabinettschranks zügiger und ge- 
schlossener verlaufenden Formen der Baldachi- 
ne, der Sockel und des Gitterwerksß" Diese Fest- 
stellungen haben auch für Rohde volle Gültigkeit. 
im zweiten Band der "Kunst des deutschen Mö- 
belsir, der keine Abbildung der Kommode enthält, 
scheint Kreisel sich seiner Sache jedoch nicht 
mehr ganz so sicher gewesen zu sein, da er anläB- 
lich der Frage nach dem Aufkommen der Kommo- 
de in Süddeutschland formuliert: "ist die von mir 
Ferdinand Plitzner zugeschriebene Kommode  
tatsächlich ein Werk dieses schon 1724 verstorbe- 
nen Meisters, so wäre damit ein sehr früher Zeit- 
punkt einer deutschen Kommode QSQEbGFLn" Uns 
interessiert hier nur der erste Teil des Satzes und 
der darin ausgesprochene Zweifel. Es dürfte näm- 
lich doch berechtigt sein, ihn zur Gewißheit wer- 
den zu lassen, daß die Kommode nicht aus Plitz- 
ners, sondern aus Fiohdes Werkstatt hervorgegan- 
gen ist. Eine Gewißheit, die ihre Berechtigung fin- 
det, wenn man die weitgehende Übereinstimmung 
der Marketerie des Nürnberger Möbels mit iener 
der beiden Schreibschränke in Betracht zieht. Ei- 
 
ne Aufzählung der Ähnlichkeit in der Ornamentik 
erübrigt sich, da sie eine Wiederholung von schon 
Gesagtem bedeuten wurde. Ergänzend sei bloß 
auf die völlig gleiche Darstellung des kleinen Tän- 
zers und auf die sehr verwandte Gestaltung des 
Sockels und des Baldachins verwiesen. 
Um an die Einleitung anzuknüpfen, sei hier zum 
Schluß nochmals betont, daß mit den vorstehen- 
den Ausführungen nicht mehr geboten werden 
sollte als eine schlichte Information über zwei er- 
freuliche Funde, der außerdem noch der Vor- 
schlag einer Zuschreibung zum Werk H. L. Fiohdes 
hinzugefügt wurde. Gewiß ist bezüglich der Tren- 
nung des Oeuvres von Plitzner und Fiohde noch 
längst nicht das letzte Wort gesprochen und man- 
che Frage offen. Wenn mit diesen Zeilen dort, wo 
man leichter zu den in Betracht kommenden Ob- 
jekten Zugang findet als von hier aus, der Anstoß 
zu einer näheren Befassung mit Rohdes Werk im 
allgemeinen und im besonderen in Hinblick auf 
seine Beteiligung an der Ausstattung von Pom- 
mersfelden gegeben wurde - dann hat dieser Bei- 
trag seinen Zweck erfüllt. 

	        
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