zereien am Liechtensteinischen Schrank. Sie hal-
ten sich im großen und ganzen an die Normen des
Bandwerkstiis, nur am Rahmen um den Spiegel-
der erfreulicherweise original erhalten geblieben
ist - kommen figüriiche Motive hinzu. in den
Schwellungen des oberen Rahmenstücks sitzen
Satyrn und die Mitte des unteren Frieses betonen
zwei Masken (Abb. 1). Durch den Fortfall der ver-
goldeten Schnitzereien an den überdies schlanke-
ren Beinen des Kremayrischen Schranks wirkt die-
ser - auch wegen der schrägen Schreibplatte -
um Grade leichter und harmonischer als sein
prunkvoller Liechtensteinischer Vorgänger.
Erworben wurde der Liechtensteinische Schrank
in den frühen vierziger Jahren von S. D. dem Regie-
renden Fürsten Franz Josef ll. im Wiener Kunst-
handel." Über die Stationen des Besitzwechsels
seit 1894 fehlt jede Nachricht. - Der zweite
Schrank gelangte 1967 aus dem Besitz von Gräfin
Maria Lamberg in die Sammlung Kremayr." Die
Mutter der Gräfin Maria war Gräfin Dorothea Lam-
berg, eine geborene Prinzessin zu Hohenlohe-
Schiiiingsfürst (1872-1954), die das Möbel mit in
die Ehe brachte (1896). Daß der Schreibschrank
aus dem Hause Hohenlohe stammt, geht aus ei-
nem schablonierlen lnventarvermerk auf der
Rückseite des Kastens hervor (Abb. 10), wo unter
dem Fürstenhut die Initialen P.H. und die Nummer
197 angebracht sind. Das Schriftbild der Ziffern
weist eindeutig ins 19. Jahrhundert. Für die Auflö-
sung des Monogramms bieten sich zwei Möglich-
keiten an: Philipp Ernst, 8. Fürst zu Hohenlohe-
Schillingsfürst (1853 - 1915), ein Vetter der Gräfin
Lamberg und Chef dieser Linie des weitverzweig-
ten Hauses Hohenlohe, oder Philipp Prinz zu
Hohenlohe-Schillingsfürst (1864-1942), ein Bru-
der der Gräfin, der in reiferen Jahren in den Bene-
diktinerorden eintrat."
Zusätzlich sei noch auf eine Kommode im Germa-
nischen Nationalmuseum in Nürnberg (lnv. Nr.
HG. 7357) aufmerksam gemacht (Abb. 11, 12), mit
der sich Heinrich Kreisel 1963 in einem eigens ihr
gewidmeten Aufsatz eingehend befaßtels Dabei
kam er zu dem Ergebnis, sie Ferdinand Plitznerzu-
zuschreiben, und verglich ihre Marketerie mit Ar-
beiten des Meisters in Pommersfelden, vor allem
mit dem oben schon erwähnten Kabinettschrank,
i-seinem berühmtesten Werkulß Bei der zeitlichen
Einordnung der Kommode schreibt Kreisel, daß
sie wegen der "modernen Fassadenschweifung
an das Ende der Tätigkeit Plitzners also gegen
1724" gerückt werden müsse, und fährt dann fort:
"Dafür spricht auch die entwickelte Regence-Or-
narnentik der Marketerie mit dem geschlungenen
Bandwerk und den gegenüber dem Louis-Qua-
11 Kommode. Ludwig Heinrich Rohde, Mainz, 1725 bis
1730. Maße: 80x102x62 cm. Germanisches Natio-
nalmuseum. Nürnberg
12 Platte der Kommode Abb. 11
Anmerkungen 6 e 18
' Kreisel. 3.3.0., Bd. 1. München 1968, Abb. 5902 Schreibtisch.
Braunschweig 1694: Abb. 5912 Schreibtisch, SBCHSQrI-Thürln-
gen, 4. Viertel 17. JVi.
r KIQISBI siehe Anm 7 s iinr
torze-Zierat des Kabinettschranks zügiger und ge-
schlossener verlaufenden Formen der Baldachi-
ne, der Sockel und des Gitterwerksß" Diese Fest-
stellungen haben auch für Rohde volle Gültigkeit.
im zweiten Band der "Kunst des deutschen Mö-
belsir, der keine Abbildung der Kommode enthält,
scheint Kreisel sich seiner Sache jedoch nicht
mehr ganz so sicher gewesen zu sein, da er anläB-
lich der Frage nach dem Aufkommen der Kommo-
de in Süddeutschland formuliert: "ist die von mir
Ferdinand Plitzner zugeschriebene Kommode
tatsächlich ein Werk dieses schon 1724 verstorbe-
nen Meisters, so wäre damit ein sehr früher Zeit-
punkt einer deutschen Kommode QSQEbGFLn" Uns
interessiert hier nur der erste Teil des Satzes und
der darin ausgesprochene Zweifel. Es dürfte näm-
lich doch berechtigt sein, ihn zur Gewißheit wer-
den zu lassen, daß die Kommode nicht aus Plitz-
ners, sondern aus Fiohdes Werkstatt hervorgegan-
gen ist. Eine Gewißheit, die ihre Berechtigung fin-
det, wenn man die weitgehende Übereinstimmung
der Marketerie des Nürnberger Möbels mit iener
der beiden Schreibschränke in Betracht zieht. Ei-
ne Aufzählung der Ähnlichkeit in der Ornamentik
erübrigt sich, da sie eine Wiederholung von schon
Gesagtem bedeuten wurde. Ergänzend sei bloß
auf die völlig gleiche Darstellung des kleinen Tän-
zers und auf die sehr verwandte Gestaltung des
Sockels und des Baldachins verwiesen.
Um an die Einleitung anzuknüpfen, sei hier zum
Schluß nochmals betont, daß mit den vorstehen-
den Ausführungen nicht mehr geboten werden
sollte als eine schlichte Information über zwei er-
freuliche Funde, der außerdem noch der Vor-
schlag einer Zuschreibung zum Werk H. L. Fiohdes
hinzugefügt wurde. Gewiß ist bezüglich der Tren-
nung des Oeuvres von Plitzner und Fiohde noch
längst nicht das letzte Wort gesprochen und man-
che Frage offen. Wenn mit diesen Zeilen dort, wo
man leichter zu den in Betracht kommenden Ob-
jekten Zugang findet als von hier aus, der Anstoß
zu einer näheren Befassung mit Rohdes Werk im
allgemeinen und im besonderen in Hinblick auf
seine Beteiligung an der Ausstattung von Pom-
mersfelden gegeben wurde - dann hat dieser Bei-
trag seinen Zweck erfüllt.