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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXVI (1981 / Heft 177)

 
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dürfte wohl sein, daß die Arbeit von den beiden 
Frauen wesentlich billiger als von einem Profes- 
sionisten geleistet wurde. Die Rechnungsbelege 
weisen 600 fl als nSoiariumu und noch eine a con- 
to-Zahlung von 67 fi 30 xer aus, wobei allerdings 
offenbleiben muß, ob dies der gesamte Lohn war 
oder die weiteren Belege nur nicht erhalten sind. 
Ein Jahreslohn von 200 fl aber wäre für einen Be- 
rufssticker jedenfalls zu wenig gewesen. Der aus- 
führliche Vertrag, den Johann Jacob Edlmanns- 
perger 1712 mit Abt Berthold Dietmayr von Melk 
über die Ausführung des sog. Bertholdiornats V 
schloß, sicherte dem Sticker 2000 fl zu, der sich - ' 
dafür verpflichtete, den Ornat in 5 Jahren fertigzu- 
stellen. Es wurde ausdrücklich festgelegt, daß der 
Abt das Material - insbesondere das Gold und 
die Perlen - beizustellen habe." Dies bedeutet für 
den Berufssticker 400 fl als Jahreslohn, also das 
Doppelte gegenüber den vom Schottenabt be 
schaftigten Frauen. Denselben Betrag wie Edl- 
mannsperger, 2000 fl, erhielt auch Susanna Lindt- 
ner für den Ornat in Seitenstetten. Es ist dabei al- 
lerdings zu beachten, daß der Benedictusornat 
zwar Gold- und Silberstickerei, aber nicht in Relief- 
arbeit tragt. Gerade diese, die Sprengarbeit, galt 
als die schwierigste Technik, an die sich Laien 
kaum heranwagten. Zu dem ebenfalls in den 20er 
Jahren des 18. Jh.s im Kloster der Heimsuchung 
in Wien entstandenen sog. Weihnachtsornat ist 
ausdrücklich vermerkt, daß die Schwestern die 
Seidenstickerei ausführten, die Goldreliefsticke- 
rei aber einem Berufssticker übertragen wurde." 
Für alle anderen Stickarbeiten aber bedeuteten 
geschickte Frauen eine ernsthafte Konkurrenz für 
die gelernten Handwerker. Dies wurde auch so 
empfunden. 1725 schrieb der eben aus Graz nach 
Wien übersiedelte Sticker Johann Siegmund Köck 
an den Abt von Admont, er habe gehört, daß der 
Prälat von Gaming den Auftrag für einen großen 
und sehr teueren Ornat zwei Stickerinnen und de- 
ren Mägden geben wolle. Kock bat den Abt, für 
den er zuvor gearbeitet hatte, um eine Empfeh- 
lung, damit er diese Arbeit erhalte." 
Noch für eine weitere Frage vermag der Benedic- 
tusornat interessante Hinweise zu geben, die Fra- 
ge nach der Herkunft der Vorlagen. Allgemein be- 
kannt ist die Bedeutung graphischer Blätter und 
Illustrationen als Anregung für kunstgewerbliche 
Arbeiten der Barockzeit, doch ist es bei der Viel- 
zahl und Verbreitung der Stiche schwer, die ge- 
naue Vorlage für das einzelne Werk anzugeben. 
-Vielfach sind ja auch nur einzelne Motive einer 
9G 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Vorlage entnommen oder diese variiert wc 
Die Szenen aus dem Alten Testament, dll 
Bildschmuck der vier Dalmatiken bilden, 
den Gedanken an Bibelillustrationen nahe. 
vier der Bilder haben eindeutig Stiche nac 
iBiblia Ectypa, Bildnußen auß Heilliger Sr 
ä des Alt- und Neuen Testaments, in welche: 
Geschichte und Erscheinungen deutlich 
schrifftmäßig zu Gottes Ehre und Andac 
Seelen erbaulicher beschauung vorgestelle 
den-r, die 1695 von Christoph Weigel in Aug 
herausgegeben wurde, als Vorlage gedient. 
lustrationen zum Alten Testament wurdei 
dem auch als Gelehrten bekannten Georg 
stoph Eimmart (1638- 1705) gezeichnet un 
J.U. Kraus gestochen. 
Für die Umsetzung in die Stickerei muBten d 
der nicht nur vergrößert, sondern verschiede 
verändert, vor allem die Zahl der Nebenfigure 
ringert werden. Am genauesten folgt die Opf 
Isaaks der Vorlage, da sich auch diese auf w 
Figuren beschrankt. Hier wurde auch der 
seitengerecht wiedergegeben; die drei an 
Szenen hingegen, Joseph wird von seinen Br 
verkauft, das Gebet des Moses und die e 
' Schlange, sind gegenüber den Stichen seiti 
kehrt und wesentlich vereinfacht. Für die s 
verkehrte Wiedergabe müssen die verwen 
Vorlagen verantwortlich sein; keine der 
Jahrhunderte üblichen Arten der Übertragu 
nes Musters auf den Stickgrund bewirkt ein 
gelverkehrtes Bild, so daß die seitengerechti 
stellung einen Iangwierigeren oder schwieri 
Arbeitsprozeß erfordert hatte." Die Fleduktir 
Figurenzahl war dagegen notwendig, um da 
in der Stickerei nicht zu unübersichtlich werc 
lassen. Die Art, wie diese Umzeichnung erfol 
laßt auf einen nicht sehr versierten Zei 
schließen. Er hat beim Gebet des Moses dir 
figurige Schlacht und die untergehende Son 
Hintergrund weggelassen und zu Füßen de 
ges nur eine Landschaft mit Blick auf eine 
gegeben und damit die Hauptgruppe aus d: 
haltlichen Zusammenhang gelöst. Wie auc 
Stich durch den beigegebenen Text "Moses 
lecitas precib(us) vincitu, nMoses Gebet üb 
det Amaleck, Aaron und Nur unterstütze 
schweren Hände Mosisu erklärt, handelt e: 
um die Schlacht der lsraeliten unter Josuai 
die Amalekiter. Solange Moses auf der Spitz 
Berges mit erhobenen Händen betete, sieg 
sua, wenn er die Hände sinken ließ, gewann 

	        
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