10
dürfte wohl sein, daß die Arbeit von den beiden
Frauen wesentlich billiger als von einem Profes-
sionisten geleistet wurde. Die Rechnungsbelege
weisen 600 fl als nSoiariumu und noch eine a con-
to-Zahlung von 67 fi 30 xer aus, wobei allerdings
offenbleiben muß, ob dies der gesamte Lohn war
oder die weiteren Belege nur nicht erhalten sind.
Ein Jahreslohn von 200 fl aber wäre für einen Be-
rufssticker jedenfalls zu wenig gewesen. Der aus-
führliche Vertrag, den Johann Jacob Edlmanns-
perger 1712 mit Abt Berthold Dietmayr von Melk
über die Ausführung des sog. Bertholdiornats V
schloß, sicherte dem Sticker 2000 fl zu, der sich - '
dafür verpflichtete, den Ornat in 5 Jahren fertigzu-
stellen. Es wurde ausdrücklich festgelegt, daß der
Abt das Material - insbesondere das Gold und
die Perlen - beizustellen habe." Dies bedeutet für
den Berufssticker 400 fl als Jahreslohn, also das
Doppelte gegenüber den vom Schottenabt be
schaftigten Frauen. Denselben Betrag wie Edl-
mannsperger, 2000 fl, erhielt auch Susanna Lindt-
ner für den Ornat in Seitenstetten. Es ist dabei al-
lerdings zu beachten, daß der Benedictusornat
zwar Gold- und Silberstickerei, aber nicht in Relief-
arbeit tragt. Gerade diese, die Sprengarbeit, galt
als die schwierigste Technik, an die sich Laien
kaum heranwagten. Zu dem ebenfalls in den 20er
Jahren des 18. Jh.s im Kloster der Heimsuchung
in Wien entstandenen sog. Weihnachtsornat ist
ausdrücklich vermerkt, daß die Schwestern die
Seidenstickerei ausführten, die Goldreliefsticke-
rei aber einem Berufssticker übertragen wurde."
Für alle anderen Stickarbeiten aber bedeuteten
geschickte Frauen eine ernsthafte Konkurrenz für
die gelernten Handwerker. Dies wurde auch so
empfunden. 1725 schrieb der eben aus Graz nach
Wien übersiedelte Sticker Johann Siegmund Köck
an den Abt von Admont, er habe gehört, daß der
Prälat von Gaming den Auftrag für einen großen
und sehr teueren Ornat zwei Stickerinnen und de-
ren Mägden geben wolle. Kock bat den Abt, für
den er zuvor gearbeitet hatte, um eine Empfeh-
lung, damit er diese Arbeit erhalte."
Noch für eine weitere Frage vermag der Benedic-
tusornat interessante Hinweise zu geben, die Fra-
ge nach der Herkunft der Vorlagen. Allgemein be-
kannt ist die Bedeutung graphischer Blätter und
Illustrationen als Anregung für kunstgewerbliche
Arbeiten der Barockzeit, doch ist es bei der Viel-
zahl und Verbreitung der Stiche schwer, die ge-
naue Vorlage für das einzelne Werk anzugeben.
-Vielfach sind ja auch nur einzelne Motive einer
9G
Vorlage entnommen oder diese variiert wc
Die Szenen aus dem Alten Testament, dll
Bildschmuck der vier Dalmatiken bilden,
den Gedanken an Bibelillustrationen nahe.
vier der Bilder haben eindeutig Stiche nac
iBiblia Ectypa, Bildnußen auß Heilliger Sr
ä des Alt- und Neuen Testaments, in welche:
Geschichte und Erscheinungen deutlich
schrifftmäßig zu Gottes Ehre und Andac
Seelen erbaulicher beschauung vorgestelle
den-r, die 1695 von Christoph Weigel in Aug
herausgegeben wurde, als Vorlage gedient.
lustrationen zum Alten Testament wurdei
dem auch als Gelehrten bekannten Georg
stoph Eimmart (1638- 1705) gezeichnet un
J.U. Kraus gestochen.
Für die Umsetzung in die Stickerei muBten d
der nicht nur vergrößert, sondern verschiede
verändert, vor allem die Zahl der Nebenfigure
ringert werden. Am genauesten folgt die Opf
Isaaks der Vorlage, da sich auch diese auf w
Figuren beschrankt. Hier wurde auch der
seitengerecht wiedergegeben; die drei an
Szenen hingegen, Joseph wird von seinen Br
verkauft, das Gebet des Moses und die e
' Schlange, sind gegenüber den Stichen seiti
kehrt und wesentlich vereinfacht. Für die s
verkehrte Wiedergabe müssen die verwen
Vorlagen verantwortlich sein; keine der
Jahrhunderte üblichen Arten der Übertragu
nes Musters auf den Stickgrund bewirkt ein
gelverkehrtes Bild, so daß die seitengerechti
stellung einen Iangwierigeren oder schwieri
Arbeitsprozeß erfordert hatte." Die Fleduktir
Figurenzahl war dagegen notwendig, um da
in der Stickerei nicht zu unübersichtlich werc
lassen. Die Art, wie diese Umzeichnung erfol
laßt auf einen nicht sehr versierten Zei
schließen. Er hat beim Gebet des Moses dir
figurige Schlacht und die untergehende Son
Hintergrund weggelassen und zu Füßen de
ges nur eine Landschaft mit Blick auf eine
gegeben und damit die Hauptgruppe aus d:
haltlichen Zusammenhang gelöst. Wie auc
Stich durch den beigegebenen Text "Moses
lecitas precib(us) vincitu, nMoses Gebet üb
det Amaleck, Aaron und Nur unterstütze
schweren Hände Mosisu erklärt, handelt e:
um die Schlacht der lsraeliten unter Josuai
die Amalekiter. Solange Moses auf der Spitz
Berges mit erhobenen Händen betete, sieg
sua, wenn er die Hände sinken ließ, gewann