gelegen hatten. Außer dem Adel waren der Hof und die
Universitäten seit jeher auf eine vornehme und dauerhafte
Ausstattung ihrer Bibliotheken bedacht gewesen und so
hatte William Morris gerade auch auf dem Gebiet der
Buchbinderei das Feld wirksam vorbereitet. Ehe man noch
an neue stilistische Ausdrucksformen dachte, hatte sich in
England bereits ein neuer Typus der Buchausstattung im
Innern und Äußern entwickelt, der durch die moderne Be-
wegung nicht wesentlich beeinfiußt wird. Beim Einband,
der fast immer ein sogenannter Ganzlederband ist und aus
dem besten Material hergestellt wird, ist die obere Seite mit
einem breiten und reichen Rahmenwerk versehen und der
Grund mit Rauten, leicht geschlängelten oder geraden Li-
nien, einem Netzwerk oder feinmaschigem Gittermuster
bedeckt, an dessen Stielen Blättchen und Blüten, oft von
feinster farbiger Lederauflage ansetzen. Die Maschen des
Netzwerks werden mit Rosetten, Blüten, Blättchen, Gold-
punkten oder Sternchen gefüllt. Dieselben Ornament-
motive zieren den Rücken, die inneren Ränder, während die
Spiegel oft mit Pergament- oder Ledermosaik ausgelegt
werden. Dieser mit verschwenderischer Fülle ausgestreute
Schmuck macht wegen der Kleinheit der Muster nur selten
den Eindruck der Überladung. Sehr beliebt sind bei den
Stempeln für Handvergoldung englisch-gotische Motive,
Ausstellung der Wiener
Kunstgewerbeschule. _ _ _ _
Chrigtusvgngwgyfenund wie sie Morris in Mode brachte, aber auch solche der Re-
i" "o" "Sßdüh" "o" naissance, Fächer und Spitzenmuster, daneben die Blumen
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los ( m C u e) persisch-indischer Buchmalereien. Von Japonerien hat sich
der englische Bucheinband wie der unsere freigehalten, mit Ausnahme der
Vorsatzpapiere. Hier zeigen sich die kleinen gelben Künstler in der Verwer-
tung natürlicher Motive, wie Äderung und Maserung verschiedener Piianzen,
der Baumrinde, der Tierhäute und in allerlei beim Farbendruck sich ergeben-
den Zufallsmustern, die sie in mannigfachen gebrochenen Tönen variieren,
geradezu unerschöpflich. A. de Sauty, Frank G. Garrett, Ramage, Riviere und
Sohn, Sangorsk 8zSutcliffe sind neben einer Reihe geschickter Dilettantinnen,
die in England die Lederintarsia und Handvergoldung mit demselben Eifer
pflegen wie deutsche und französische Frauen den Lederschnitt, eifrig be-
müht, dem englischen Bucheinband sein altes Ansehen zu sichern. Das
Feinste und Kunstvollste aber, was jenseits des Kanals in ihm geleistet wird,
brachten einige kleine Oktavbände der Oxford University Press zur An-
schauung, die an Zierlichkeit, Exaktheit und an Glanz der Wirkung mit
Juwelierarbeit wetteifern.
Dieser feine und edle Luxus ist allerdings mitunter recht kostspielig. Bei
uns werden wohl selbst jene Damen, denen es dazu reicht und die sich
nicht lange bedenken. Tausende für einen Brillantschmuck auszugeben, die