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Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 8 und 9)

 
gelegen hatten. Außer dem Adel waren der Hof und die 
Universitäten seit jeher auf eine vornehme und dauerhafte 
Ausstattung ihrer Bibliotheken bedacht gewesen und so 
hatte William Morris gerade auch auf dem Gebiet der 
Buchbinderei das Feld wirksam vorbereitet. Ehe man noch 
an neue stilistische Ausdrucksformen dachte, hatte sich in 
England bereits ein neuer Typus der Buchausstattung im 
Innern und Äußern entwickelt, der durch die moderne Be- 
wegung nicht wesentlich beeinfiußt wird. Beim Einband, 
der fast immer ein sogenannter Ganzlederband ist und aus 
dem besten Material hergestellt wird, ist die obere Seite mit 
einem breiten und reichen Rahmenwerk versehen und der 
Grund mit Rauten, leicht geschlängelten oder geraden Li- 
nien, einem Netzwerk oder feinmaschigem Gittermuster 
bedeckt, an dessen Stielen Blättchen und Blüten, oft von 
feinster farbiger Lederauflage ansetzen. Die Maschen des 
Netzwerks werden mit Rosetten, Blüten, Blättchen, Gold- 
punkten oder Sternchen gefüllt. Dieselben Ornament- 
motive zieren den Rücken, die inneren Ränder, während die 
Spiegel oft mit Pergament- oder Ledermosaik ausgelegt 
werden. Dieser mit verschwenderischer Fülle ausgestreute 
Schmuck macht wegen der Kleinheit der Muster nur selten 
den Eindruck der Überladung. Sehr beliebt sind bei den 
Stempeln für Handvergoldung englisch-gotische Motive, 
Ausstellung der Wiener 
Kunstgewerbeschule. _ _ _ _ 
Chrigtusvgngwgyfenund wie sie Morris in Mode brachte, aber auch solche der Re- 
i" "o" "Sßdüh" "o" naissance, Fächer und Spitzenmuster, daneben die Blumen 
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los ( m C u e) persisch-indischer Buchmalereien. Von Japonerien hat sich 
der englische Bucheinband wie der unsere freigehalten, mit Ausnahme der 
Vorsatzpapiere. Hier zeigen sich die kleinen gelben Künstler in der Verwer- 
tung natürlicher Motive, wie Äderung und Maserung verschiedener Piianzen, 
der Baumrinde, der Tierhäute und in allerlei beim Farbendruck sich ergeben- 
den Zufallsmustern, die sie in mannigfachen gebrochenen Tönen variieren, 
geradezu unerschöpflich. A. de Sauty, Frank G. Garrett, Ramage, Riviere und 
Sohn, Sangorsk 8zSutcliffe sind neben einer Reihe geschickter Dilettantinnen, 
die in England die Lederintarsia und Handvergoldung mit demselben Eifer 
pflegen wie deutsche und französische Frauen den Lederschnitt, eifrig be- 
müht, dem englischen Bucheinband sein altes Ansehen zu sichern. Das 
Feinste und Kunstvollste aber, was jenseits des Kanals in ihm geleistet wird, 
brachten einige kleine Oktavbände der Oxford University Press zur An- 
schauung, die an Zierlichkeit, Exaktheit und an Glanz der Wirkung mit 
Juwelierarbeit wetteifern. 
Dieser feine und edle Luxus ist allerdings mitunter recht kostspielig. Bei 
uns werden wohl selbst jene Damen, denen es dazu reicht und die sich 
nicht lange bedenken. Tausende für einen Brillantschmuck auszugeben, die
	        
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