weben, der dem profanen Betrachter verbor-
lieb und sich nur den Eingeweihten enthüll-
ei der Gestalt des Mercurio - des Hermes,
i Sprangers Werk eine große Rolle spielt -
in wir daran, daß sie in der Rudolfinischen
rdie Weisheit schlechthin bedeutet! Rudolf,
aiser selbst, wurde von seinen zahlreichen
logen und Adepten der Alchimie als "Neuer
es Trismegistos-r, als Verkörperung des Got-
er Weisheit, gefeiert!
es, die Weisheit, Mercurio, der sich der Liebe
llFl beugt: Bei solcher Bildersprache könnte
inwillkürlich an Ottavios Schwester Kathari-
l Strada denken, die lange Jahre hindurch
.aiser fesselte.
I. Evans' schreibt: nDas manieristische
:werk war so reich an mythologischen An-
ingen, weil die Welt als Mythologie verstan-
rurde...
inn der Komposition im Geiste der hofischen
ifinischen Spätrenaissance wird uns leichter
indlich vor der Noblesse des Gemäldes als
im eher trivialen Stich. im Gegensatz zu dem
ormatig gestalteten Stich verläuft die Kom-
on des Bildes horizontal von links nach
s in einem Breitformat. Das Nebeneinander
ackten Gestalten ist lebhaft, doch harmo-
. Während Venus im Bilde sitzt, steht sie im
recht steif da, nur mehr ihr rechter Unterarm
irtlich dem Gemälde entnommen. Merkur ist
er gehalten, Amor tritt ihn auf dem Stich dra-
l in den Rücken.
il diesen Unterschieden überwiegen jedoch
altem die Übereinstimmungen und beweisen
ausalen Zusammenhang beider Kompositio-
lie gleiche lnvention. Auf beiden Werken se-
iir im Hintergrund den Hermestempel mit der
e und die opfernde Priesterin, den wehenden
1. Besonders auffallend gleichen sich im
irgrund unten die Attribute des Merkur, Flü-
lm und Caduceus, rechts unten Amors Kö-
ind Bogen. Die Fessel am rechten Knöchel
irs ist völlig gleich geknüpft.
til aus B. Spangers "Fesselung Merkurs-i (Abb. 1),
Köcher Amors
til aus dem Kupferstich von L. Kilian (Abb. 2), der
her Amors
kungen 1 e 11
Caesariae majestatis pictor e ihrer kaiserlichen Majestät
nlr Neumann u.a.. Die Kunst der Renaissance und des Ma-
imus in Böhmen, Prag issii, s. 160, 194, 195, 209.
tatue des fliegenden Merkur war das prominenteste Werk
den Bronzen Gianbolcgnas in Prag. Sie war schon 1565
I Großherzog Cosimo l. von Florenz nach Wien an Kaiser
Tiiliari ll. geschickt worden. Rudolf ll. brachte sie nach
xoiogne, Ausstellungskataiog, Wien l97BI79, s. 1a, und:
(unstkammerinvantar Kaiser Rudolfs ll. 1507-1611, her-
agaben von Flcitraut Bauer und Herbert Haupt; in: Jahrbuch
unsthistorischen Sammlungen, Wien, 7211976, Nr. 970.
iegeride Merkur als Ktlnder der Weisheit, dessen erhobener
ringer die göttliche Intuition empfängt, war ein Symbol des
irtums. Auf Leone Leonis Medaille für Kaiser Maximilian ll.
der Revers den fliegenden Merkur und die Umschrift: DUO
ATA VOCANT (wohin mich das Schicksal rult).
tnrn.a,s.11a.
ude von Schwarzenfeld, Rudolf ll., der Saturnische Kaiser;
heri 1965. S. 60, 97. 9B.
'1lr Neumann. wie Anm. 2. 5.184.
iermes Trismegistos der Griechen tragt die Uberlieierung
rriechischen Mondgottes Thof, des Gottes der Weisheit.
an überlieferte angebliche Schriften spielten bei den Ge-
rvissenschaften eine große Rolle.
Evans. Rudolf ll., Ohnmacht und Einsamkeit; o.J., S. 176.
Dietz. Der Holmaler Bartholomaus Spranger; in: Jahrbuch
liertiochsten Kaiserhauses, Band XXVIII, Heft 3, S. 14.
ld Oberhuher, Die slili sche Entwicklung im Werk Bartho-
ts Sprangers, ungedr. Diss., Wien 195a, s. 20a und zae.
tich von Goltzius nach Sprangers r-Hochzeltsmahl der Göt-
st richtungsgleich mit dem Vorbild, doch existiert Spran-
- schwache 7 Umzeichnung, die dem Stecher die selten-
ie Reproduktion ermöglichte. Oberhuber, wie Anm. 10,
M130.
rar den Stich e. Sadelers nach Sprangers Gemälde mi-
der Weisheit über die Unwissenheitu muB dem Stecher ei-
itallrelchere Umzeichnung vorgelegen haben. Oberhuber.
nm. ro, s. 292.
2
Grundverschieden jedoch bleibt die künstlerische
Auffassung. Die klassische und vergleichsweise
gemessene Auffassung im Gemälde ist im Stich
einem recht trivialen "Vorbarockit gewichen. Mer-
kur, der sich im Gemälde als schöner Gott zeigt
und sich vor Venus' Macht in Würde beugt, er-
scheint bei Kilian als gepeinigte Kreatur. Das Ge-
mälde atmet die Kultur und den Geist der Spätre-
naissance, der Stich ist eher derb. Schon Ernst
Dietz schrieb: rrDer Stil wird durch die Stecher in-
dividualisiert, besonders Lukas Kilian verzerrte
durch seine kühne Talllenführung die Formen bis
zur Ungenießbarkeitß
Bei dem um ein Vierteljahrhundert jüngeren Kilian
scheinen auch die modischen Tendenzen eines
Stilwandeis zu wirken. Der Rücken des Merkur auf
dem Stich mit seinen unwirklich geschwollenen
Muskeln erinnert an die Ornamentik des Knorpel-
stils, dessen Übertreibungen sich, ausgehend
vom Ornamentstil des Adam van Vianen (gest.
1627), im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts aus-
breiteten.
Einen schönen Beweis dafür, daß Kilians Stich
diese jüngere Stilstufe vertritt, liefert Gott Amors
Kocher rechts unten. in strahlendem Lila und mit
Gold beschlagen, leuchtet er im Gemälde beson-
ders auf (Abb. 3 und 4). Die Montage des Gold-
schmieds zeigt den nRudolfinischenrr Ornament-
stil der Zeit zwischen 1590 und 1600. im Vergleich
dazu erscheint der Köcher auf dem Stich orna-
mentfreier gestaltet und ist in reinem Knorpelstil
komponiert. Er wäre frühestens 1605 möglich.
Auch daraus bestätigt sich die bisherige Datie-
rung, die den Stich an das Ende von Sprangers
Schaffen setzt."
Die allgemeine Auffassung des Themas beweist
ebenso wie die Prüfung der Details, daB das Ge-
mälde vor dem Stich entstanden ist, daß letzterer
- trotz mancher Verschiedenheiten - nach der
lnvention des Gemäldes geschaffen wurde. Wir
dürfen daher wohl annehmen, daß in diesem Ge-
mälde Sprangers verschollenes Werk vor uns
liegt.
Es mag bei oberflächlicher Betrachtung verwun-
dern, daB der Stich nicht seitenverkehrt zum Ge-
malde erscheint, wie dies sonst meistens, durch
den technischen Vorgang bedingt, der Fall ist. Es
ist jedoch undenkbar, daß aus der übertreibend
derben i-barockenr Darstellung Kilians ein nach-
schaffender Maler in die straffere, klassisch-höfl-
sche Komposition dieses Gemäldes hätte zurück-
finden können in einer Art von Umkehrung des Io-
gischen Stilablaufes. Von der Norm abweichende
Vorgänge zwischen Stechern und Malern hat es
durchaus gegeben. Auch bei Spranger kam sol-
ches mehrfach vor."
Es ist anzunehmen, daß Kilians Grundlage eine ei-
gens angefertigte spiegeiverkehrte Umzeichnung
Sprangers gewesen ist - oder eine umgekehrte
Vorzeichnung Lukas Kilians selbst.
Der Stilvergleich erweist uns den Kausalzusam-
menhang; erst das Gemälde, dann der Stich.