dem Gefühl des Darliberschwebens. Die Erwähnung
eines iilangefn) Perspektiv(s) in der Edmundsburgii"
spricht daher ebenso für die Vorstellung eines nah-
sichtigen Weitblicks wie der Spruch nach Tobias 4,
den Abt Edmund mit dem Erbauungsdatum 1696 über
das Eingangsportal setzen ließ: iiAllezeit preise Gott
den Herrn und erbitte von ihm, daß er deine Wege lei-
te.ii Versichert man sich hier der weiteren Vorsehung
Gottes, so ruft das Motto Sinnhubers über der Kloster-
pforte von 1686 die Wachsamkeit Gottes an: sie
schütze nach Psalm 120 Ein- und Ausgang. Auf dem
Stich nach Sigmund kann man außer einem Kegel-
spiel und einem heiteren Gartencasinc (wohl aus
Holz) an der mit Ziervasen besetzten Futtermauer
zwar keine Gartenanlage erkennen, doch sprechen
die Rechnungsbelege im Jahr 1697 von den irneben-
maurn hinauf in den gartteniiß. in ihrer Gesamtanlage
weist die Edmundsburg eine beträchtliche Ähnlichkeit
mit dem Schlößchen Ffocklbrunn in Schallmcos auf,
dessen Situierung in einem Terrassengarten ein Stich
aus Matthias Diesels iiErlustierender Augenweideii
von 1717 zeigt." Dieses Schlößchen diente den Dom-
prüpsten als Sommersitz.
Wie kräftigend und erfrischend für Geist wie Gemüt
dergleichen iiAugenweidenii sich auch innerhalb der
sanktpetrischen Tradition auswirkten, zeigte sich voll-
ends unter Abt Placidus Mairhauser (1704-41). Dieser
echte Barockpralat schuf nämlich von Grund auf die
spätbarocke Zellenbibliothek (1706107) und ließ zu-
gleich iiden garthen völlig umbgraben und ney auf iezi-
ge manier zuerichteniiä (Abb. 6). Als er 1710 gar das
Schloß Goldenstein erwirbt, gewinnt man dann in
St, Peter gleichsam in Affinität zur Stiiwende des
leicht beschwingten 18. Jahrhunderts die sublime Hü-
henlage zum Aufatmen. Das iiNovissimum Chroniconii
macht die landschaftliche Lage Goldensteins in die-
sem Sinn vorslellig (riGoldenstein jenseits der Salzach
gegen Hallein ist nicht nur hoch, sondern auch anmu-
tig gelegenii), aber auch ein riAbriß des Adelichen
Schloß Goldensteinti im Stiftsarchiv zeigt das turmarti-
ge Gebäude mit seinem Terrassengarten in eine gar-
tengleich-heitere Fluß- und Berglandschaft eingebet-
tet, deren vielfältige Blickpunkte von St. Jakob am
Thurn bis zur Müllner Kirche hin reichen." Und
schließlich gibt sogar das mit reflektierender Kühle
sich neigende 1B. Jahrhundert im weiteren Ergehen
sanktpetrischer Garten seine eigentümliche Stillage
zu erkennen. Sinnbiidlich datür steht die Nachricht
des Abtes Dominikus Hagenauer vorn 31. Dezember
1786 im Rückblick seines Diariums, er habe dieses
28
Jahr den restlichen Garten des alten Petersbrunner
Lustschlosses iizu einem Grasbodenii verwandeln las-
sen; und nach dieser Austrocknung des barocken, all-
zu elemenlar-humoristischen Lustortes berichtet er
von dem neuen Garten vin dem Aiglhofii". Aiglhof war
seit 1604 ein sanktpetrisches Landgut. dessen Nutz-
wert das Chronogramm treffend kennzeichnet. das
Abt Martin am Haus des Gärtners anbringen ließ:
riElgner HerD ist VlL GoLD werDii (: 1608). Seither
war die Obsorge die, wie man sie für eine Meierei
hegt, ein nutzbringendes Anwesen, wie es St. Peter
auch im Schiilinghof besaß." Doch war die Pflege
Aiglhcfs nicht ohne geistlichen Einschlag: Abt Martin
soll die Bäume des Obstgartens mit eigener Hand ge-
pflanzt haben, Abt Albert erneuerte 1628 das Anwe-
sen und baute eine Kapelle ein, bis es schließlich ab
1786 zum Lieblingsprojekt des Abtes Dominikus Ha-
genauer wurde. Er ließ einen Garten mit zwei Brunnen
und einem Pavillon anlegen, wobei die ganze Anlage
iiin der nüchtern-trockenen Eiongation spätbarocker
reglementierter Gärtenii sich erstreckte." in der Be-
schreibung Wenzlers von 1808 wird Aiglhof widas stift-
petrische Tusculumii genannt. Diesem humanisti-
schen Landlichkeitstopos entspricht die klassizi-
stisch-spröde Eleganz in den Aiglhofer Entwürfen Ha-
genauers durchaus, die für Pavillon und Grillagen an-
gefertigt worden waren. Darin ist die letzte Ausprä-
gung einer langen monastischen Garten-Kulturpflege
zu spüren, wo seit jeher Beobachtung der Schöp-
fungsnatur und Bildung ineinandergreifen. Es scheint,
daß grade die notgedrungene lntrovertiertheit des
Konventsgartens von St. Peter diese traditionelle
Wechselbeziehung lebendig hielt. So erblühen in der
1769l70 durch F. X. Koenig neu ausgemalten Zellenbi-
bliothek an den Fenstergewänden zum Licht und Gar-
ten hin verschwenderisch heitere Blumenstücke in
Gartenvasen über den Emblembildern des gelehrten
Bibiiotheksprcgramms. Vordem ließ Abt Albert seine
Bibliothek mit einem Einsiedlerzyklus ausstatten. wo
die Eremiten in der wilden Einsamkeit von Gottes Na-
tur sinnend und schreibend vor den Büchern sitzen."
So verschieden die Stilvorstellung der monastischen
nBlütenleseit auch sein mag - sie steht jedenfalls im
Geist jenes Kapitelanfangs bei Jesaias 51, der selbst
in der aufgeklärten historisch-chronologischen Vorer-
örterung des iiNovissimum Chroniconii aufgeführt
wird. Dort sieht man Lage und Aufgabe der Salzburger
Kirche in dieser Bibelstelle vorbedeutet, weil aus Fels
und wüsten Einöden ein Eden entsteht, ein vGarten
des Herrn, daß man Wonne und Freude darin findetii.
6 Ansicht von St. Peter (Detaii) auf der Titelseite des irNovis-
simum Chronlconii von 1772, Stich von Kiauber nach
F. X. Koenig irpinxit 176961
Anmerkungen 52-60
ß OKT Bd. t2, s, CLXXXII.
" OKT Bd t2,}S. CXVI Das Portal in der Substruktiorl trägt die Jahres-
zahl 1695, Uber der Tur im großen Dachstuhl steht die Signatur des
bauitlhreriden Lorenz sturriciegger riisss L ST M.M ii. Die von Erzbi-
schof Firmian nahe der Edmunsdburg angebrachte Gedachinistarei
von 1733 (Mbnchsberg Nr. i). die von seinem Bau fur die sangerkna-
ben berichtet. nennt ausdrücklich die ßErfrtschung (refrigerium) hier
ll'l diesem Gärtchen (hoc in hcittiici-
I1 Abgebildet bei Fuhrmann (Anm (s) Abb. 23
ß Zur Zellenbibltolhek vgl. Hahrrl (Cortservando 7 Anm. a), s. 1a ff zum
Garten- OKT Bd 12. s. Cxxil: ebenfalls wird die Errichtung zweier
neuer Kegeiplatze und eine i-iange kugistathii angeführt Die -iezige
menierii durfte sich auf die lockeren Ornamentranken der Biumenbrc-
derien beziehen. die statt der hccribarcciieri Zier aus Buchsbaum und
Streuung farbiger Kiesmuster nunmehr Verbreitung fanden. Der zu-
stand kannte im großen und ganzen mii dem slich iibereinstimmen,
wie er aur dem Titelblatt des i-hicvissimum Chrcnicon- von Klauber
gestochen mit Signatur -F x Kinig (: Kceriig) piniiit was. darge-
stellt ist (Anm ii)
M NOVlSSimum Chrontcon (Anm ii) s. 630. Dort auch die Vorgeschichte
Goldensteins seii 1491 e Die Zeichnung, die aus stilistischen Grun-
den um die Mitte des 1B. Jh s anzusetzen ist, befindet sich im Stiftsar-
chiv st Peter. Klebeband 309i49 Die Gartenanlagen dieser Ansicht
entsprechen den beiden vedtiten in der ÖKT Bd 11,5. 52h . Figg 49
u 50. vbr dem Schloß ist ein Terrasserlgarlen mit Springbrunnen in-
mltten von vier Parlerresiucken zu sehen, zwei symmetrische Trep-
penlaufe ftlhren zum Garten. vor diesem liegt eine reichaniage mit
Ausslchtsplaltlorrn und Schwlmmvogelhaus. Der Erwerb von Golden-
siein als ein IWQI! angenehmer, und vbn der sladt mehr entfernten
Platz- rur den Vakanzaufenlhall der Konvenlualen führte immer mehr
zur vemachiassigung von Peiersbrunn. Vgl. biarium des Abtes Demi-
niKus Hagenauer zum Abbruch von Petersbrunn am lO. März 1794.
zlt bei Hahnl (Studien - Anm 23) s 220.
er zil. bei Hahrrl (studiert - Anm. 23) s 209
Zur Geschichte Aiglhcts (euch Peterstind genannt) Wenzler. im intei-
tigenzblait von Salzburg Nr 160,41 Stück, e Otiicbcr taos, zit. bei
Hannl (studiert - Anm 23) s 250 Vgl auch die Ansicht im Stiftsar-
chiv si Peter, Klebeband 309m mit der Ansicht Aigihcrs vor dem
Umbau ab was.
9' Zum SChliiifigffOf. Arnand Pachier erwähnt in seinem Diariilm, Mai
1652. daß in diesem Monat edaß Sumerheisl in dem Schillinghoff auf-
gesezl wordenii sei Der schiiiinghci lag in Gnigl, eine Ansicht im
Stiftsarchiv sl Peter. Klebeband aosin b, zeigt eine Art italienisch-
landiichen casincbau, den ein Gldckerlgiebel mit Uhr bekrdnt. im Vor-
dergrund ein regelmbisigei Baumgarten, über dem Eingang die in-
schrill nesi l-ianc vitlam SffUKlf Amandus Als-i EIVI Anbau ist be-
Sthriflßf INOVB salla ierrerla 1741m Algfhnf hat offenbar rleberl iifldr
wirtschaftlicher Nutzung auch zu ländlicher Erfrischung gedient Er-
wannensweri I5f noch die Nachricht IITi INDviSsirrlum chrbnicbn.
(Anm. ii) s 54a. daß Abi cciirned Krdll (1141-53) iieinen Garten auf
dem Mdnchsberg mit einem dazugehdrigen Landhauschen einrichte-
te zur Bequemlichkeit und segensreichen Wirkung bei den Aiteren
des Klostersii
" Hahnl (Studien - Anm 23) S. 118. Dort auch ausführlich die Einzel-
hellen der Entwürfe liJr Aiglhof.
" Hihnl (Cchservando - Anm. B) S 17 und Abbildungen