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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Bukowina

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immerhin fleißig gehandhabt. Dieser Webstnhl selbst ist von Primitivster Art und seit 
nltersher immer derselbe geblieben; der urconservative Bauer ist eben auch in dieser 
Beziehung äußerst unzugänglich und nur sehr schwer zu einer Neuerung zu bewegen; wie 
Eltern und Ureltern es gehalten, davon will auch er nicht abgehen, mag auch der Vortheil 
des Neueren ein noch so augenfälliger sein. Es ist staunenswerth, welche vorzügliche Arbeit 
trotz alledem in den Erzeugnissen der Leinen- und Wollweberei und speciell den Hand 
tüchern zu finden ist und welche geradezu klassisch schöne Musterung die Bäuerin denselben 
zu geben weiß. 
Die auf dem Webstuhl gefertigten Gegenstände sind folgende: gröbere und feinere 
Leinwand (pürmü, polotno), Hand- und Kopftücher (stsr^ar, ruemrM, Taschentücher 
(imlininü, S26i-6nka), grobe Kotzen (tot, vroi-ola), Teppiche (lüieor, llorveroo), Umhäng 
taschen (traistä, tamtra), schmälere und breitere Gürtel (li-ünglne, brau; oüraM, pojach, 
ferner ein rechteckiges, zumeist braunes, Wohl auch schwarzes, mit rother Einfassung 
versehenes Stück Tuch, mitunter auch mit Goldfäden durchwirkt, welches bei dem 
weiblichen Theile die Stelle des Rockes vertritt (eütrirllü, llorbolüa) und schließlich ein 
grobes braunes oder weißes Tuch (poslav clo sumans, sriüno), woraus für Männer und 
Weiber die Mäntel, Röcke und Beinkleider (inantü, suinan, ilari; mairta, sercknü, llaem) 
verfertigt werden. Dieses letztere wird, wenn es den Webstuhl verläßt, vorerst noch in 
einer der zerstreut im Lande befindlichen Stampfmühlen (pinü, slnpa) durch 24 Stunden 
mittelst hölzerner Hämmer bearbeitet, wodurch es dicker wird und ein vollständig haariges 
Aussehen erhält. Besonders hervorzuheben ist die Erzeugung der Teppiche, wenn auch von 
vornherein zugestanden werden muß, daß mit der fortschreitenden Erschließung des Landes, 
mit der leichteren Einfuhr gefärbter Garne und Wollen die einstige Solidität der Erzeugung, 
die Güte des Materiales, die stimmungsvolle Harmonie der Farben wesentlich gelitten hat 
und wenn nicht von berufener Seite dafür eingetreten wird, das gänzliche Verschwinden 
dieses schönen Zweiges der heimischen Hausindustrie wohl nur mehr eine Frage nicht 
allzuferner Zeit sein kann. 
Die gegenwärtig erzeugten Teppiche sind, den zumeist schmalen Webstühlen zufolge, 
fast ausschließlich Lauser, welche eine Breite von 60 Centimetern bis 1 Meter aufweisen. 
Aus früherer Zeit, wo insbesondere auch bei Pfarrer und Gutsbesitzer noch vielfach in: 
Hause gewebt wurde, finden sich allerdings auch breitere Teppiche, wie auch noch heutigen 
Tages bei manchem wohlhabenden Bauer des Radautzer und Kimpolunger Bezirkes sich der 
breitere Webstuhl vorfindet; doch gehört dies bereits zu den Ausnahmen, ja Seltenheiten. 
In jetziger Zeit befassen sich mit der Erzeugung breiterer Teppiche fast nur mehr 
die im ganzen Lande bekannten sogenannten Teppich-Juden (ein Hanptsitz derselben ist 
Waszkoutz am Czeremosz), welche, gewöhnlich in landesüblicher Weise unter Lieferung des
	        
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