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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXVII (1982 / Heft 182)

nicht ohne den Eindruck der Bildnisse Van Goghs ent- 
standen sein können, dessen Werke im Jahre 1906 in 
Wien ausgestelltwaren. In Van Goghs PORTRÄT EINES 
MANNES, 1888, Otterloo, Riiksmuseum Kröller-Muller 
(Abb. 13). finden wir denselben Porträttypus: silhouet- 
tierter Oberkörper gegen neutralen, aufgehellten Hin- 
tergrund mit Überbetonung des Kopfes und der olar 
stisch herausgearbeiteten Gesichtszüge 
Zu den Außenseitern gesellen sich die Kranken und Ge- 
zeichneten im Reigen des Unterganges. Im Jahr 1909 
malt O. K, in der Irrenanstalt Steinhof bei Wien den un- 
heilbar erkrankten LUDWIG RlTTER VON JANIKOW- 
SKY, New York, Privatbesitz (Abb. 14), einen osterrei- 
chischen Minislerialbeamten polnischerHerkuntt, des- 
senaußerordentlich hohes SprachgeiühldieGrundlage 
der Freundschaft mit Karl Kraus gewesen ist. Der Blick 
auf die gleichsam schon verwesende Mundpartie und 
auf das Verzogene, fast schon vom Kopf abgeloste Ohr 
geben das Erscheinungsbild fortgeschrittener Parar 
l se. 
{Jim die Jahreswende1909i1O malt O. K. wahrend sei- 
nes ersten Schweizer Aufenthaltes den tuberkulösen 
italienischen Aristokraten CONTE VERONA. New York, 
Privatbesitz (Abb 15) O. K. bewohnte eine Dachstube 
im Lungensanatorium in Leysin, wohin er von seinem 
Wiener Freund und FördererAdoll Loos empfohlen wor- 
den war, zunächst, um dessen Frau Bessie Loos und 
dann auch andere Patienten zu malen. Der lungenkran- 
ke Graf konnte als ein degenerierter Tischgenosse von 
Hans undJoachimCastorp und des Spotters Settembri- 
ni in Thomas MannsZauberbergauftreten Hierwiedort 
die großbürgerlich-aristokratische Gesellschalt der 
Lungenkranken im teuren Schweizer Sanatorium als 
symbolische Spielfiguren des allgemeinen europäir 
schert Untergangs oder das Abtreten der vom Tod Ge- 
zeichneten von der morschen Bühne der alten Gesell- 
schaft: iiMorituri te salutantrr nicht aus Gladiatorenr 
mund, sondern vonden Lipoeneiner ins Tragische uber- 
setzten Gral-Bobby-Gestalt, Conte Verona. aber dann 
auch noch ins Grotesk-Degenerierte gesteigert. Ver- 
hemmtes Kinderhandchenvordem embryonesken Kor- 
per mit dem ubergroßen Kopf in Form eines umgekehr- 
ten Pyramidenstumpfes. 
Ebenfalls im Lungensanatorrum malt O. K. die Porträts 
der HERZOGIN VON ROHÄNPMONTESOUIEU, 1909! 
10, Rom, Privatbesitz (Abb. 16), und des MAROUIS DE 
MONTESOUIEU, 1909l10, Stockholm. Nationalmu- 
seum (Abb. 17), Die Herzogin und der Marquis wirken 
wiePuooenbeidenendie Koote. KornerhliIleniindHän- 
 
15 Oskar Kokoschka, 
iiPorirat Karl KrausM. 
um 1900 Tusche- 
zeichnung. Zürich, 
Sammlung 
Feiichenieldl 
19 Oskar Kokoschka, 
iiPeter Altenbergu, 
1909 New York. 
Privatbesitz 
20 Oskar Kokoschka. 
"Der Wiener Bau- 
meisier Adolf Loosii, 
1909. BerlirilWeSt, 
Nationalgalerie, 
Staatliche Museen 
Preußischer 
Kulturbesitz 
21 Oskar Kokoschka. 
iiStilleben mit Hame 
rnel und Hyazinthe, 
1909. Wien, Oster- 
reichische Galerie 
des 20. Jahrhunr 
derts (s. Frontispiz, 
Abb I) 
22 Karl Schuch, lisulls 
leben mit Hummer", 
1870. Berlinlwest, 
Nationalgalerie, 
Staatiche Museen 
Preußischer Kuliure 
besltz 
23 Vincent van Gogh, 
i_i_Stilleben mit 
Apfeln, Trauben und 
Birnen, 1887 
Chicago, The Art 
Institute of Chicago 
24 Oskar Kokoschka, 
Illustration zur Er- 
zählung des Wiener 
Dichters Albert 
Ehrenstein 
iiTubutschlt, 1911 
Kreidelithographie 
Anmerkungen 16 -19 7 
" Fritz Schrrialeribach, "Os-
	        
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