nicht ohne den Eindruck der Bildnisse Van Goghs ent-
standen sein können, dessen Werke im Jahre 1906 in
Wien ausgestelltwaren. In Van Goghs PORTRÄT EINES
MANNES, 1888, Otterloo, Riiksmuseum Kröller-Muller
(Abb. 13). finden wir denselben Porträttypus: silhouet-
tierter Oberkörper gegen neutralen, aufgehellten Hin-
tergrund mit Überbetonung des Kopfes und der olar
stisch herausgearbeiteten Gesichtszüge
Zu den Außenseitern gesellen sich die Kranken und Ge-
zeichneten im Reigen des Unterganges. Im Jahr 1909
malt O. K, in der Irrenanstalt Steinhof bei Wien den un-
heilbar erkrankten LUDWIG RlTTER VON JANIKOW-
SKY, New York, Privatbesitz (Abb. 14), einen osterrei-
chischen Minislerialbeamten polnischerHerkuntt, des-
senaußerordentlich hohes SprachgeiühldieGrundlage
der Freundschaft mit Karl Kraus gewesen ist. Der Blick
auf die gleichsam schon verwesende Mundpartie und
auf das Verzogene, fast schon vom Kopf abgeloste Ohr
geben das Erscheinungsbild fortgeschrittener Parar
l se.
{Jim die Jahreswende1909i1O malt O. K. wahrend sei-
nes ersten Schweizer Aufenthaltes den tuberkulösen
italienischen Aristokraten CONTE VERONA. New York,
Privatbesitz (Abb 15) O. K. bewohnte eine Dachstube
im Lungensanatorium in Leysin, wohin er von seinem
Wiener Freund und FördererAdoll Loos empfohlen wor-
den war, zunächst, um dessen Frau Bessie Loos und
dann auch andere Patienten zu malen. Der lungenkran-
ke Graf konnte als ein degenerierter Tischgenosse von
Hans undJoachimCastorp und des Spotters Settembri-
ni in Thomas MannsZauberbergauftreten Hierwiedort
die großbürgerlich-aristokratische Gesellschalt der
Lungenkranken im teuren Schweizer Sanatorium als
symbolische Spielfiguren des allgemeinen europäir
schert Untergangs oder das Abtreten der vom Tod Ge-
zeichneten von der morschen Bühne der alten Gesell-
schaft: iiMorituri te salutantrr nicht aus Gladiatorenr
mund, sondern vonden Lipoeneiner ins Tragische uber-
setzten Gral-Bobby-Gestalt, Conte Verona. aber dann
auch noch ins Grotesk-Degenerierte gesteigert. Ver-
hemmtes Kinderhandchenvordem embryonesken Kor-
per mit dem ubergroßen Kopf in Form eines umgekehr-
ten Pyramidenstumpfes.
Ebenfalls im Lungensanatorrum malt O. K. die Porträts
der HERZOGIN VON ROHÄNPMONTESOUIEU, 1909!
10, Rom, Privatbesitz (Abb. 16), und des MAROUIS DE
MONTESOUIEU, 1909l10, Stockholm. Nationalmu-
seum (Abb. 17), Die Herzogin und der Marquis wirken
wiePuooenbeidenendie Koote. KornerhliIleniindHän-
15 Oskar Kokoschka,
iiPorirat Karl KrausM.
um 1900 Tusche-
zeichnung. Zürich,
Sammlung
Feiichenieldl
19 Oskar Kokoschka,
iiPeter Altenbergu,
1909 New York.
Privatbesitz
20 Oskar Kokoschka.
"Der Wiener Bau-
meisier Adolf Loosii,
1909. BerlirilWeSt,
Nationalgalerie,
Staatliche Museen
Preußischer
Kulturbesitz
21 Oskar Kokoschka.
iiStilleben mit Hame
rnel und Hyazinthe,
1909. Wien, Oster-
reichische Galerie
des 20. Jahrhunr
derts (s. Frontispiz,
Abb I)
22 Karl Schuch, lisulls
leben mit Hummer",
1870. Berlinlwest,
Nationalgalerie,
Staatiche Museen
Preußischer Kuliure
besltz
23 Vincent van Gogh,
i_i_Stilleben mit
Apfeln, Trauben und
Birnen, 1887
Chicago, The Art
Institute of Chicago
24 Oskar Kokoschka,
Illustration zur Er-
zählung des Wiener
Dichters Albert
Ehrenstein
iiTubutschlt, 1911
Kreidelithographie
Anmerkungen 16 -19 7
" Fritz Schrrialeribach, "Os-