ichen Maskenball zwischen den beiden Polen Sirk-
e, als Korsoplatz der eleganten Welt, und Börsen-
z, als Arena des kapitalistischen Wettbewerbs, lie-
Die größten Vorwürfe waren ihm gerade gut genug,
DER EINZUG KARLS V. IN ANTWERPEN. 1877,
nburg. Kunsthalle(Abb. 2ioderVENEDlG HULDiGT
"ERINA CORNARO. 1872i73, Wien, Österreichische
erie des 19. Jahrhunderts (Abb. 3).
wissen, daß der Festzug in historischer Kostümie-
;, der sich ausAnlaß der silbernen Hochzeit des Kai-
iaares im April 1879 über die Ringstraße bewegte,
Hans Makart arrangiert wurde. Makart hatte die Re-
rsance der Renaissance zum malerischen Signet
Ringstraßenzeit gemacht und ist so zutiefst restau-
r geblieben.
edig als Kristall der Verfalls-Ästhetik wird auch in
Literatur der Zeit in immer neuen Varianten gespie-
. bei Hugo von Hofmannsthal z. B. im Versdrama
Tod des Tizian(1892), als Schönheitsglanz und Ge-
formuliert:
ist du die Stadt. wie sie jetzt drunten ruhte
ihonheit lockend. feuchtverklarter Reinheit?
t In diesem Duft. dem ahnungsvolien,
rohnt die Haßiiohkeit und die Gemeinheit;
bei den Tieren wohnen dort die Tollen . . .1
müden Herren der spätromantischen Dekadenz
"en sehr hellsichtig das Knistern im Gebälk, sehen
VerblassenihrerLebens-undTheaterkuiissemaber
(raftfürden befreienden Schrei derExpressionisten
einer neugezimmerten Weitbühne bringen sie nicht
Da verstummen sie lieber wie Hofmannsthals fin-
ter Held im iiBrief des Lord Cnandasw:
n Fall ist, in Kürze. dieser: Es ist mlr völlig die Fähigkeit ab-
len gekommen, über irgendetwas zusammenhängend zu
en oder zu sprechen... und dies nicht etwa aus Rücksich-
gendweicherArt. denn siekennen meinen biszur Leichtfer-
it gehenden Freimut: sondern die abstrakten Worte, deren
doch die Zunge naturgemäß bedienen muß. um irgendwel-
Urteil an den Tag zu geben, zerfielen mir im Munde wie
'ige Pilze. . Allmählich aber breitete sich dieseAntechtung
vle ein um sich fressender Rost...r3
ser berühmten Beschreibung einer Depression des
ltiven. als Formuiierungsstau und Schreibkrampf
zum völligen verstummen körperlich erkennbar,
ite man auch als Verwesung der Sprache bezeich-
ins Sinnliche durch das Bild der vermodernden Pil-
bersetzt. Es ist aber im Gegensatz zur expressioni-
:hen Untergangsdramatik passives Erieidert, kunst-
1 Panorama derwiener Ringstraße. Blick vom Burggarten zu
Parlament, Rathaus und Burgtheater. Aufnahme von Lud-
wig Förster, Wien
2 Hans Makart. bEinZug Karls V. in Antwerpenn, 1877. Wien,
Österreichische Galerie des 19. Jahrhunderts
3 Hans Makart, wVenedig huldigt Caterina Cornaro-r, 1872173.
Wien. Österreichische Galerie des 19. Jahrhunderts
4 Anton Romako. nHerr und Dame in einem Salonx, 1897.
Wien. Historisches Museum der Stadt Wien
Anmerkungen 1- 4
' Oskar Kckoschka, "Aus der Jugendbiographie-r, in Hans M Wrngier:
O K. gesammelte Schriften 1907-1955, Munchen 1956. S. 40-41,
1 W G FrscttennWohriungenmDTV19728 5
' Hugo von Holmannstnai. itElfl Brielk.1901i02,in Gesammelte Werke,
Frankfurt. 1951. Prosa ll, S 7 N.
' Hugo von Hoirriartrtstrtal, Prolog zu dem Buch NAÜalQlK, i892, lrrI Ge-
sammeitewerke. Frankfurt. 1952, Gedichte - Lyrlsche Dramen, S 43,
l. in.Gesammeite Wer-
4 a Hugovon Holmannsthal,nMancheireiiich .
ke. Frankturt, 1952. Band. Gedichte. Lyrische Dramen. S 19,
gewerbliche Melancholie, die alles ebenso seism
phisch wie Kokoschka, Schiele, wie Kraus und i
spürt, aber wie Hofmannsthal zuvor den Ausweg
in der Restauration und das Heil am Ende des barc
österreichischen Heidenzeitaiters zu Füßen des
kenbesiegers Prinz Eugen im Wien Maria Theresia
Canalettos gesucht hatte:
WM" verschlafenen Kaskaden
Und verschlafenen Tritonen,
Rokoko, verstaubt und lieblich,
Seht. , . das Wien des Canaietto
Wien von siebzehnhundertsechzig . . .144
Ein Hofmannsthalscher Gedichtanfang von 1896
alsAntwortdes Resignierenden aufjede Form real
voluticnärer Ansprüche beim Wort genommen we
wManche freilich müssen drunten sterben.
Wo die schweren Ruder der Schiffe streifen.
Andre wohnen bei dem Steuer droben. _ 4x41
Auf jene, die sich eine konkrete neue Welt entw
wollten - sei es mit Hilfe von Theodor Herzl
Neuland oder als Bannerträger des kommunistis
Manifests -. muß der Geist Hofmannsthals wie
schone gedrechseite ironisierung der Revolutio
wirkt haben. Man könnte dafür in Abwandlung desi
schen Apercus Grillparzers von der Humaniiarüb.
Nationalität zur Besrialiiäf einen neuen Aphori
schöpfen: 1: Von der Resignation über die Fiesiaur
zur lmmunisafionrr (gegen das beunruhigend Nei
politischen. sozialen und ästhetischen Bereich). E
aber auch Zwischentone im Muster der Weltt
gangstapisserie. die in der Malerei am qualitätvo
von Anton Romako und Gustav Klimt angeschlager
den. AufAnton Romakos HERR UND DAME IN Ei
SALON, 1897, Wien. Historisches Museum der
Wien (Abb. 4), ist das interieurdes Makartsaionsbi
durch Gestikder Figuren und durch das lächerliche
gerporträt im Hintergrund ironisiert. Dievertrockn
gelben Palmwedel über dem Kamin schlagen eii
slerndes Leitmotiv an. das im Rascheln der roter
menrobe wiederholt wird. Das alles wirkt wir
gespenstisch-romantisches Bühnenbild zu Hofm:
thals Der Schwierige oder zu lbsens Bürgerrragä
in Gustav Klimts PorträtADELE BLOCH-BAUER l,'
Wien,ÖsterreichischeGalerie,GaIeriedesZOJah
derts (Abb. 5). erreicht die rein ästhetische orname
Flächenkunst ihren Höhepunkt. Hier sind die byza