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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXVII (1982 / Heft 183)

Museum zu Nürnberg besitzt gleichfalls drei Bleiplaketten aus dieser Serie und 
zwei außer den bereits in Berlin vorhandenen Christus am Ölberg und Christus 
vor Kaipbas noch die Gefangennahme Christi (Katalog der Originalskulpturen 
1890, Nr. 618-620), sodaß mit letzterer im ganzen fünf Szenen vorliegen. 
Bevor ich auf die Frage nach dem Meister dieser Plaketten eingehe, 
welchen Bernhart mit Hans Daucher identifiziert, möchte ich die Folge durch 
weitere Darstellungen erweitern und die Verwendung derselben an Kunst- 
werken des XVI. Jahrhunderts nachweisen. 
Die früheste datierbare Verwendung von zweien der Plaketten zeigt 
ein Silbereinband der Königsberger Universitätsbibliothekil mit ornamental 
geätzten Silberplatten, auf denen in der Mitte gegossene Plaketten aufgelötet 
sind; auf der Vorderseite ist es die Kreuzigung (Vöge 7x2), auf der Rückseite 
die Ölbergszene (Vöge 70g). Dicht unter den beiden Plaketten ist das Nürn- 
berger Beschauzeichen und das Meisterzeichen (Rosenberg 3103) des dortigen 
Goldschmiedes Christoph Ritter (Ritterlein) eingeschlagen, der 1547 Meister 
wurde, womit der terminus a quo für die Entstehung des Buches gegeben 
ist. Die Plaketten selbst sind aber vor dieser Zeit entstanden, was übrigens 
auch ihr Stil deutlich bezeugt. Es ist ausgeschlossen, daß Christoph Ritter, 
obwohl er ein tüchtiger Goldschmied war, die Plaketten selbst modelliert 
hat. Sie sind beiläufig 15 bis zo Jahre vor 1547 entstanden, in welchem jabre 
Ritter Meister ward, und außerdem pflegten selbst die größten Meister 
der deutschen Goldschmiedekunst unbedenklich Plaketten anderer Kunst- 
genossen zu verwenden. 
Außer der Nürnberger Goldschmiedewerkstätte des Christoph Ritter kann 
ich noch eine zweite Werkstätte anführen, in welcher unsere Plakettenserie 
vorhanden und in Gebrauch war. Es ist die des Joachimsthaler Zinn- und 
Glockengießers Hans Wildtf" Drei Werke geben davon Kenntnis. 
Da ist zunächst die große prächtige Zinnkannew" der Fleischhauerinnung 
der Stadt Preßnitz in Böhmen, die aus der Sammlung E. Felix, Leipzig in 
den Besitz von Herrn Dr. Albert Figdor in Wien übergegangen ist. Der 
47 Zentimeter hohe stattliche Deckelhumpen ist nach unten stark ausladend 
und ruht auf drei profilierten Kugelfüßen. Er ist reich mit reliefierten Feldern 
(Plakettenabdrücken) versehen. Der obere breite Fries zeigt den r 527 datierten 
Triumphzug des kleinen Bacchus nach Flötner, denichbereits früherbesprochen 
und abgebildet haberf Darunter ein Streifen mit der eingravierten Inschrift: 
, ,Diese Kannevoröhret ChrisanesEbert einem öhrbaren Handwerk der Fleisch- 
hacker in Stat Bresnitz zu einem guten gedegtnis." Es folgen sodann an- 
" Abg. Schwenke und Lange, Die Silberbibliothek Herzog Albrechts von Preußen, 1854. Tafel XII. 
i" E. W. Braun. Ein Werk des jloachimathaler Zinngießers H. Wildt im Österreichischen Museum, 
„Kunst und Kunsthandwerk" 1914, S. 533 H. 
i" Abg. von Welcher in „Kunst und Kunsthandwerk", VII, 1904, S. 66, und Demiani, Sächsisches Edelzinn, 
in „Neues Archiv für sächsische Geschichte und Altertumskunde" XXV, 1904, S. 306. Album de YExpositiQn 
retrospective de 1904 in St. Petersburg, 1907, Petersburg, p. 247, fig. rez. Bei unseren Abb. 1 und g, zu denen 
Herr Dr. A. Figdor gütigst die Photos überließ, mußte der obere Teil der Kanne abgedeckt werden, so daß nur die 
Passionsdarstellungen erscheinen. 
1- E. W. Braun, Neues über Peter Flötner, „Repertoriurn für Kunstwissensehaft", N. F. I, 1913, S. 136 H.
	        
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