7 L. Lücke. irWickelkind als Elllllt. Wien Osnabrück, Stad-
ihes Museum
7 L Lucke, i-Prinz Frederik von Danemarkit
53 71505) Elienbein t753l55 De Danske Kongers Kro-
igiske Samling pa Fiosenborg, Kopenhagen
7 L. Lücke", rrWeinendei Kinderkoplii. Elfenbein Braun-
iweig, Herzog-Anton-Ulrich-Museum
Z.L. Lucke, iiSchreierider Knabe-i, Ellenbein. Nach
301577 London Victoria and Albert Museum
I. L. Lücke, irWickelkirid-i als Etui, Elienbein, Ormulu-Fas-
ig Ehem englischer Privatbesitz bzw Kunsthandel. Ver-
rollen
8
nen oder auch adaptierten Figurenschemata nach
Stand- und Bewegungsmotiven sowohl im großen wie
kleinen Format bisweilen fast seriell abzuwandeln und
zu wiederholen bereit ist,
So verwendet er den Typus des Wickelkindes in ganz
verschiedenen Bereichen und in unterschiedlicher Be-
deutung. Das iiL, von Lücke leClN bezeichnete, 17,6 cm
lange Elfenbeinfigürchen der Königlich-Dänischen
Sammlung aul Schloß Rosenborg in Kopenhagen
(Abb. 8), das1867 ausdem Kunstmuseum übernommen
wurde und den Prinzen Frederik (1753 a 1805) dar-
steiltßs,zeigtdensichervor1756Porträtierten-imSep-
tember dieses Jahres hat Lücke laut Brief des Grafen
Schmettau schon Kopenhagen bzw. die Fayencefabrik
in Schleswig verlassen - sogar mit dem Elephantenor-
den und dem Stern des Danebrog-Ordensaö. Höchst-
wahrscheinlich anschließendwährend des Londonauf-
enthaltes1657 - 60, sohufJ. C. L. LückedasimVictoria
ßi Albert-Museum aufbewahrte Wickelkindpaar eines
schreienden Knaben und eines den Zeigefingerder Lin-
ken in den Mund legenden Mädchensal, beides wohl
nicht nur Darstellungen von Temperamenten und einer
sozial bestimmten Auflassung von den Geschlechtern,
sondern wahrscheinlich auch, wie J. Rasmussen ver-
mutet, eine ironisierende Anspielung, eine Parodie auf
die von der Zeit wie von Lücke offenbar hochgeschätzte
Darstellung der Philosophen Demokrit und Heraklit als
Beispiele unterschiedlicher Weltsicht. Zu dieser nur
scheinbar weit hergehoiten, mehrdeutigen Interpreta-
tion der zwei Wickeikinder paßt die Charakterisierung
der Lückeschen Kunst durch den anonymen Poeten,
der die zusammengewachsenen Zwillinge 1742 be-
schrieb (Abb. 22): iiwo Natur und Kunst und Witz sich in
einem Bilde SChiiCleffitt, wobei das Mädchen gegenüber
dem Schreihals durch die typische Fingergeste noch
zum Sinnbild tugend- und vorbildhafter Schweigsam-
keit wird.
Büchsen und Flakons aus Porzellan als Wickeikinder
gibt es in der Wiener Manufaktur mehrfach, u. a. zwei
Exemplare in der ehemaligen Sammlung K. Meyers?
M. Meinz veröffentlichte zum ersten Mal das riL.
Lückllnvenw bezeichnete Wickelkind aus Wiener Por-
zellan als Büchse, dessen Papieraufschrift aut ein Ge-
schenken eine Hohenzollernprinzessin deutet (Abb. 7).
Das Wickelkind ist reich mit Blüten und Blättchen be-
malt, die Schleifen sind dagegen einfarbig. - Obdiese
Darstellungenwirklich nurdieChristkindbiider, in Sach-
sen Bornkindlgenanntund soauch in reichem Steckkis-
sen bald nach 1741 vonJohannJoachim Kändler in Mei-
ßen dargestelltw. protanieren oderobnichtLückeine-
ben den Verbindungen zum weiteren Kreis um B. Per-
moser- auch in England Anregungen für dieseArt der
Kinderdarstellung empfing, istnochzu klärenWienäm-
lich ein noch immer nicht namentlich bekannte
hauer und Modelleur in der Manufaktur Fulhan
1671 von John Dwight (1661 - 1703) geleitet -
nichtGrinling Gibbonsm-J. B.Lydia,dieTochte
Dwights, nach ihrem frühen Tod am 3. März 16
kindliche Adorantin mit lorbeerbekränztem Toter
delinsalzglasiertemSteinzeugdarstellt,soaucht
ste des verstorbenen Kindes im Steckkissen mit B
in der HandtYAußerdem ist es bemerkenswert ur
vielleicht RückschlüsseaufgewisseTraditionen i
lischen Manufakturen - unter Einbeziehung vo
stellungen J. C. L, Lückes während seiner Englan
Londonaufenthaite? - zu, daß zwei fast lebens
Chelsea-Derby-Kinderbüsten von 1775180 oder
später" in ihren Physiognornien das Thema derla
den und weinenden Philosophen (Abb. 22 - 25) ai
men - und sogar, wie es dieelfenbeinernen Wicl
der (Abb. 8) taten, persiflieren. Sowohl die silhou
ten Beliefsin Dresden. besondersdiedesMädche
Häubchen und des weinenden Knaben, wie" dii
reich gerahmten, enfacegesehenen Köpfe wein
Kinder aus Elfenbein im Herzog-Anton-Ulrich-ML
Braunschweig (Abb, 9)" und die Büste eines sch
den Knaben im Victoria 8 Albert-Museum (Abb.
bezeichnet irL.v.Lückeii, gehen in diese Fiichtur
Typen- und Afiektenlehre des 18. Jahrhunderts, c
rade in England eine besondere Bedeutung hatte
Stil und der Technik nach sind die Braunschv
Stücke, wenn überhaupt eigenhändig, wahrsche
spät, gegen 1742MB, vielleicht sogarmit dem Lon
Kopf nach 1 757 (?)entstanden, im Gegensatz zu di
hen Dresdnern von 1725130. - Mit noch erhal
leih gearbeiteter Ormulufassung an der Stelle di
SchleifegebundenenGürtelsobenzeigtdasmit31
Länge auffallend große, 1917 zuletzt nachgewies
Wickelkind aus Elfenbein (Abb. 11) ausgeproche
träthafte Züge. Die tiefe, ausdrucksvolle Bohrur
Augen, die anliegenden, santt geschwungenen
locken, der Kontrast kantig-festen Tuches und ha
dünner Schleite sowie durch Fiitzung und Punkti
gemusterterOberllachesind kennzeichnend fürJ
Lückes expressive,virtuosgehandhabteEllenbeir
nik. Das Tuch ist zudem offenbar noch bemalt",
Zu der unter 8. genannten, voll bezeichneten Alle
des Herbstes oder des Weines in Leningrad (Ab
wäre unter den Eltenbeinarbeiten J. C. L. Lücke:
auf die Gruppe von vor 1736 "Die Zeit hebtdie ges
ne Kunstii (Abb. 12) zu verweisen. Die im Ganzen
zeugend selbständig komponierte Porzeilangrupr
vergleichbarer Vorliebe tür das reiche Detail, dift
zierteOberflachen erinnertmitihrengrobemdicke
hen, den kräftig rundlichen Gliedmaßen und de
knochenlos weich und weit gespreizten Fingern L