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tat der Firmen mußten auch die Preise gering gehalten
werden, was die möglichsten Vereinfachungen und Ra-
tionalisierungen der Arbeitsprozesse notwendig mach-
te. Die Reproduzierbarkeit war ia schon eine Folge die-
ser Überlegungen. Die großen Firmen trugen sicherlich
zu einer Verschlechterung der Arbeitsbedingungen
handwerklicher Betriebe bei. Von den Kunstthe0reti-
kern - besonders in England - wurde jedoch wieder
die qualitatvolle Einzelanfertigung gefordert, die Ziel
der Kunstgewerbereform sein sollte. Man war sich be-
wußt, daß die Industrialisierung nicht mehr rückgängig
gemacht werden konnte und sollte, dieser Fortschritt
der Technik sollte genutzt werden, aber eine letzte
Nacharbeitung von Künstlerhand sollte dennoch statt-
finden.
So war die Einzelleistung wieder gefragt. Es entwickel-
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ten sich aus dem alten Goldschmiedehandwerk zwei
Strömungen - eine fabriksmaßige für die Gebrauchs-
güter und eine handwerkliche gediegene künstlerische
Ausarbeitung.
Aber auch die Fabriken selbst suchten die Möglichkeit,
Einzelanfertigungen In Auftrag zu geben, verfügten sie
doch durch den Gewinn aus der Serienproduktion über
genügend Geldmittel, iene entstehen zu lassen. Diese
aufwendigen Arbeiten wurden von Meistern geschaf-
len, die oft nurfreie Mltarbeiterder Firmen waren. Diese
Kunstwerke waren dann für die Firma Aushängeschild
bei Gewerbeausstellungen, wenn nicht gar Weltaus-
stellungen. Bei einer möglichen Preisverteilung konnte
die Firma mit einer vergrößerten Vsrkaufschance rech-
nen, nun nicht bezogen auf das prämiierte Stück, son-
dern durch den gewachsenen Bekanntheitsgrad bezo-
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gen auf die Gesamtproduktion.
Das Konkurrenzdenken wurde auch mit nationalem
Eifer betrieben, der dem Ausland Gleichwertiges entge-
gensetzen wollte. DerWienerGoldschmied Ratzersdor-
fer hatte auch im Ausland große Wertschätzung gefun-
den. seine Arbeiten - im Stil der Renaissance gehalten
mitAnlehnung an die Kunstkammersammlungen -wa-
ren sehr aufwendig gestaltet. Er setzte neben den Me-
talltechniken auch die Verwendung von Kristallglas ein.
Gerade die späten 80er Jahre beweisen die Beliebtheit
von Prunkgeräten.
Die aus den verschiedensten Materialien bestehende
Prunkschüssel, von J. Stork und Karger entworfen, in
der Ausführung von Dörflinger und den Gebr. Frank
(Abb. 3), bedingte die Anwendung mehrerer Techniken.
Dazu wurden Spezialisten herangezogen, um eine
Anmerkung 2
ß Dazu Gerhan Eggen
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