MAK

Volltext: Monatszeitschrift V (1902 / Heft 8 und 9)

Was für die Charak- 
teristik Byam Shaws 
wichtiger ist, als seine 
Auffassung des Sujets, 
deren Fehler man wie- 
der seinem Übermut 
zuschreiben darf, wel- 
cher aller herkömm- 
lichen Ideen spottet, ist 
die eigentümliche Mal- 
weise, welche in diesem 
Bilde des Künstlers 
schwächste Seiten zu 
die Augen geradezu be- 
leidigendem Ausdruck 
bringt. Das Bild - ein 
Galeriewerk von be- 
deutender Grösse - ist 
in Stücken gemalt, und 
wenn auch die Kompo- 
sition einheitlich ist, 
kann von einem Farben- 
plane nicht die Rede 
sein. Jede Figur, jedes 
Kostüm ist nach der 
Natur gemalt, und zwar 
mit grösster Sorgfalt bis 
ins kleinste Detail auf Byam Shaw, Aus der Illustrations-Serie „Der Prediger Salomo" 
Weissern Grunde ausge_ („Denn in Eitelkeit kommt er . . . ", VI, 4) 
führt, mit absoluter 
Ausserachtlassung jeder Rücksicht auf harmonische Wechselwirkung der 
Farben. Der Hauptfehler der Präraphaeliten ist hier ad absurdum geführt. Ein 
Gesicht zum Beispiel wird in reinen Fleischtönen gemalt; um diesen Kopf 
herum wird später das saftige Grün der Wiese gesetzt, die Wirkung dieser 
neuen Farbe auf das Fleisch aber vollständig ignoriert! Die Farbenzusammen- 
stellung ist sozusagen dem Zufall oder der Laune des Kostümiers über- 
lassen, welcher den Künstler mit Stoffmaterial versorgt. So Findet man neben 
dem an sich genügend hässlichen, giftigen Rosa des Venuskleides das 
Purpurrot der Messalina und das Braun und Gold des Brokatmantels von 
Michelangelo, eine Farbenzusammenstellung, die an Geschmacklosigkeit 
ihresgleichen sucht. Das Ganze wirkt wie ein Mosaik oder wie ein buntes 
Kirchenfenster ohne die ausgleichende Transparenz des Glases. Es ist für 
die Grösse von Byam Shaw's Talent bezeichnend, dass bei all diesen 
schreienden Fehlern das Bild doch anziehend ist, dass man es vom ästhe- 
52
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.