Friedrich Czagan
Japanische
Färberschablonen des
19.Jahrhunderts
Die öltesten Gewebereste, die in Japan gefun-
den wurden, sind etwa zweitausend Jahre alt.
Schon damals, in der mittleren Yayoi-Zeit also,
war die Weberei vom Festland, von China und
Korea, beeinflußt. Doch nicht nur Techniken,
auch Musferungen und Ornamente wurden über-
nommen. So wurde z. B. die Rautenform von
den Chinesen gründlicher als von irgendeinem
anderen Volk ausgewertet; Rauten mit aufge-
brochenen Kamen, gezackte Rauten scheinen für
China bezeichnend zu sein und kamen mit dem
Buddhismus nach Japan. Ein formales Dekorma-
tiv der chinesischen Han-Zeit ist auch der soge-
nannte „Wolkenballen", ein aufgerolltes, ge-
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wundenes Band, das andere gegenständliche
Elemente in seinen Windungen einschließt und
so zu einem Gesamtmuster verbindet (Gustav
Klirnt: Stocletfries). Spiralen, Zickzackbönder,
Flechtmuster und manches andere finden sich
aber schon in der Joman-Kultur, und es führt
ein ununterbrochener Weg von den Ornamen-
ten der japanischen Höhlenmalereien, der Waf-
fen usf. bis in unsere Zeit. Die iapanische Tra-
dition klarer und präziser Ornamentformen ist
im ganzen Bereich ihres Kunsthandwerks nach-
zuweisen.
Die Webergilden stellten Gebrauchsartikel für
die oberen Klassen her. Die reichen und kampli-
zierten Muster verlangten großen Arbeitseinsatz
am Webstuhl, und so wurden diese Gewebe zu
einem Luxus- und Exportartikel. Die Aufwendig-
keit bei der Herstellung gewebter Muster for-
derte die Handwerker schon immer heraus, ein-
fachere Mittel zu ersinnen, um Textilien mit Mu-
sterungen zu bereichern, sie, zumindest für den
Blick, wertvoller zu machen. Verfahren, die dem
Batiken verwandt sind, bei denen also alle
Stellen im Stoff, die keinen Farbstoff aufneh-
men sollen, mit Wachs abgedeckt werden, gab
es schon seit uralten Zeiten (Rokechi). Daneben
wurden Verfahren entwickelt, bei denen das