Neben Giulio Alenis SJ „Allgemeiner Weltbe-
schreibung", die auf Diego Pantoias SJ Erläute-
rungen zu Matteo Riccis SJ „Großer Welt-
karte" aus den Anfängen der Jesuitenmission zu-
rückgeht, zählen die „China Monumentis, qua
Sacris qua Profanis" des Athanasius Kircher SJ
zu den wichtigsten Frühwerken (1667 erschienen)
über die Landwege nach China, ebenso wie der
„Novus Atlas Sinensis" des Martinus Martini SJ,
der mit Recht als „Vater der geographischen
Kenntnisse über China" bezeichnet wird.
Bei dem großen Anteil der Jesuitenmissionare an
der Begegnung zwischen China und Europa er-
scheint es durchaus folgerichtig, wenn man im
Rahmen dieser Ausstellung der Tätigkeit der
Jesuiten in China eine eigene, umfangreiche Ab-
teilung gewidmet hat, die ebenfalls von Liselotte
Wiesinger erarbeitet wurde. Die bisher übliche,
ausgesprochen europäistische Missionierungswei-
se, die keinerlei Anpassung an vorgegebene
Kult- und Kulturtormen in den Missionsländern
duldete, war für das zentral regierte China in
seiner hochentwickelten Kultur, das sich systema-
tisch von der in seinen Augen barbarisch erschei-
nenden Außenwelt abschloß, unannehmbar. Ales-
sandra Valignano, der Visitator der ostindischen
Missionen, war der Wegbereiter der neuen Apo-
stolatsmethoden, die es den Missionaren zur
Auflage machten, chinesisch „lesen, schreiben
und sprechen" zu lernen. Unter großen Trans-
skriptionsschwierigkeiten haben Michele Ruggieri
SJ und Matteo Ricci S] ihr erstes portugiesisch-
chinesisches Lexikon geschrieben und damit über-
haupt erst die Grundlage einer Verständigung
zwischen Europa und China geschaffen. Die Je-
suiten legten von Anfang an den größten Wert
auf Druckerzeugnisse und bauten mit Hilfe von
Büchern, geographischen Karten und Bildrepro-
duktionen die Vorurteile der gebildeten Chine-
sen gegenüber den Europäern ab, indem sie ne-
ben der christlichen Überlieferung vor allem
auch die neuesten europäischen Publikationen
auf dem Gebiet der Astronomie, Mathematik,
Kosmographie und Mechanik nach China brach-
ten, für die dort ein sehr reges Interesse bestand.
Die neue„Akkommadationsmethade"derJesuiten
bedingte andererseits auch, daß sich die Missio-
nare mit den chinesischen Klassikern und der
konfuzianischen Philosophie auseinandersetzten
und ihre Untersuchungen hierüber an Europa
weitervermittelten.
Neben Schriften des eigentlichen Begründers
dieses Annüherungswerkes des Jesuiten Matteo
Ricci waren die offiziellen Jahresberichte von
Nicolas Trigault SJ an seinen Ordensgeneral
(1615 in Antwerpen erschienen) zu finden und
die „Histoire de L'Expedition Chretienne au
Rayaume de la Chine" aus dem Jahre 1617, die
auf den Memoiren Riccis fußt, sowie weitere
Dokumente bis hin zu den folgeschweren Zeug-
nissen aus der Zeit des Ritenstreites, der nach
beinahe 200 Jahren dieses erfolgversprechende
iesuitische Missionsunternehmen durch theologi-
sche Kontroversen und Rivalitäten mit anderen
Orden zunichte machte.
Einen ausgesprochen literarischen Charaktertrug
auch der Beitrag von Frau Dr. Eva Kraft über
die China-Bibliothek des Großen Kurfürsten, der
sich zugleich als ein eminent wichtiger Beitrag
zu den spezifisch preußischen China-Bemühun-
gen erwies. Friedrich Wilhelm, seit 1640 Kurfürst
von Brandenburg-Preußen, betrieb in seinen rea-
listischen Bestrebungen, das arme Preußen wirt-
schaftlich wie auch geistig mit den neuesten
Erfordernissen und Erkenntnissen in Beziehung
zu setzen, eine aufgeschlossene Politik, die im
wesentlichen auf seine persönlichen Beziehun-
gen zu Holland - seinen dortigen Studienaufent-
halt und seine Heirat mit der Oranierin Luise
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