die Schwelle, die Peter Strudel nur in der profa-
nen Allegorie zu überwinden vermochte. Die
Verbindung von Lukas Hildebrandt zu Peter
Strudel und seinem Kreis wird durch die beiden
Seitenoltarbilder von Pottendorf, eine 1717 von
Johann Georg Schmidt signierte Barbara-Marter
und eine diesem nahestehende Anbetung der
Könige, neuerlich bestätigt. Nach Strudels Tod
konnte der Wiener Schmidt (edoch nur bei
einigen kleinen Kirchenbauten Hildebrandts von
der zweiten an die erste Stelle aufrücken.
Vier eine Zeitlang verschollene Rundbilder mit
Allegorien der Künste (Abb. 12-15) aus dem
Palais des Vizekönigs von Neapel, Wirich Graf
Daun (ietzt Kinsky), auf der Freyung in Wien, die
Rottmayr oder Solimena zugeschrieben wor-
den waren und die neben den Deckenfresken
von Carlone und Chiarini als einzige Leinwand-
gemölde aus der Bauzeit erhalten sind, gehören
zu den spätesten Werken Peter Strudels. Sie
wiederholen ältere (3) Deckenbilder gleichen
Themas, aber kleineren Formates, die sich im
Wiener Gartenpalais Schönborn (Abb. 9) befun-
den haben "z. Da Hildebrandt im April 1713 erst
die Pläne für Daun ausarbeitet und 1715 bereits
die Inneneinrichtung entwirft, muß der drei-
stöckige Stadtpalast (trotz der Pest im Jahre
1713!] in der überaus kurzen Zeit von nur ein
bis zwei Jahren erbaut worden sein. Angesichts
der stets sorgfältigen Vorbereitung und Bau-
führung Hildebrandts könnte auch hier eine Vor-
ausbestellung der Bilder bei Strudel angenom-
men werden. Gegen einen älteren Vorratsbe-
stand spräche nicht nur ihre auf den Bauherrn
als Feldherrn, Staatsmann und Mäzen der Künste
und Wissenschaften anspielende Thematik (Alle-
gorien der Malerei, Poesie-Musik, Staatskunst
und Astronomie - die ersten beiden nach Ripas
lkonologie), sondern auch die stilistische Fortge-
schrittenheit der Tondi. Die Herrschaft der Künste
(Architektur, Bildhauerei, Malerei und Poesie-
Musik) wird schon im Stiegenhaus des Palais
durch Carlo Carlanes Deckenmalerei verherrlicht.
Diese späten Allegorien Strudels führen diejeni-
gen für die Hofburg von 1699 unter Steigerung
der malerischen Freiheit und dekorativen Sicher-
heit der Komposition sowie einer Aufhellung der
Farbigkeit weiter. Sie lassen sich - Vorboten der
folgenden Wiener Malerei des 18. Jahrhunderts
- mit der gleichzeitigen Entwicklung in Venedig
durchaus auf eine Stufe stellen.
Das zweite große Bauvorhaben Friedrich Karls
von Schönborn war der Ausbau seines Land-
schlosses auf der 1710 erworbenen Herrschaft
Göllersdorf durch Hildebrandt. Ende des Jahres
1713 waren bereits zwölf Zimmer stuckiert. Im
Juli 1714 entstehen Jonas Drentwetts Decken-
fresken in Kapelle, Sala terrena und Bibliothek.
Das auch hier wie beim Wiener Gartenpalais
Schönborn bisher unbeachtete Inventar van1747"
verzeichnet insgesamt neun Bilder Peter Strudels,
wozu noch die erst 1717 in einem „Salettel"
außerhalb des eigentlichen Schlosses angebrach-
ten dreizehn großen Bilder kommen, die wahr-
scheinlich aus der aufgelösten Bildersammlung
des Grafen Woldstein stammten und deshalb
von Schülern der Akademie erst für den neuen
Zweck zurechtgemacht werden mußten". Außer
Strudel nennt das Inventar noch sieben Bilder
von Johann Georg Schmidt, eines von Johann
Josef Scheubel sowie sechs Bilder „nach Strudel",
wodurch neuerlich dessen Dominanz in der Aus-
stattung der Schönborn-Schlösser deutlich wird.
Da einige Bilder Strudels im Inventar als „nicht
ausgemacht" bezeichnet werden, ist anzunehmen,
daß ihre Fertigstellung durch den Tod des Ma-
lers im September 1714 verhindert wurde und
auch weitere Gernöldeplüne für Göllersdorf
nicht mehr zustande kamen.
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12-15 Peter Strudel, Allegorien der Malerei, Poesir
Musik, Astronomie und Staatskunst, um 1714
entstanden. Wien, Palais Daun-Kinsky auf der
Freyung