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Volltext: Alte und Moderne Kunst XVIII (1973 / Heft 130 und 131)

die Schwelle, die Peter Strudel nur in der profa- 
nen Allegorie zu überwinden vermochte. Die 
Verbindung von Lukas Hildebrandt zu Peter 
Strudel und seinem Kreis wird durch die beiden 
Seitenoltarbilder von Pottendorf, eine 1717 von 
Johann Georg Schmidt signierte Barbara-Marter 
und eine diesem nahestehende Anbetung der 
Könige, neuerlich bestätigt. Nach Strudels Tod 
konnte der Wiener Schmidt (edoch nur bei 
einigen kleinen Kirchenbauten Hildebrandts von 
der zweiten an die erste Stelle aufrücken. 
Vier eine Zeitlang verschollene Rundbilder mit 
Allegorien der Künste (Abb. 12-15) aus dem 
Palais des Vizekönigs von Neapel, Wirich Graf 
Daun (ietzt Kinsky), auf der Freyung in Wien, die 
Rottmayr oder Solimena zugeschrieben wor- 
den waren und die neben den Deckenfresken 
von Carlone und Chiarini als einzige Leinwand- 
gemölde aus der Bauzeit erhalten sind, gehören 
zu den spätesten Werken Peter Strudels. Sie 
wiederholen ältere (3) Deckenbilder gleichen 
Themas, aber kleineren Formates, die sich im 
Wiener Gartenpalais Schönborn (Abb. 9) befun- 
den haben "z. Da Hildebrandt im April 1713 erst 
die Pläne für Daun ausarbeitet und 1715 bereits 
die Inneneinrichtung entwirft, muß der drei- 
stöckige Stadtpalast (trotz der Pest im Jahre 
1713!] in der überaus kurzen Zeit von nur ein 
bis zwei Jahren erbaut worden sein. Angesichts 
der stets sorgfältigen Vorbereitung und Bau- 
führung Hildebrandts könnte auch hier eine Vor- 
ausbestellung der Bilder bei Strudel angenom- 
men werden. Gegen einen älteren Vorratsbe- 
stand spräche nicht nur ihre auf den Bauherrn 
als Feldherrn, Staatsmann und Mäzen der Künste 
und Wissenschaften anspielende Thematik (Alle- 
gorien der Malerei, Poesie-Musik, Staatskunst 
und Astronomie - die ersten beiden nach Ripas 
lkonologie), sondern auch die stilistische Fortge- 
schrittenheit der Tondi. Die Herrschaft der Künste 
(Architektur, Bildhauerei, Malerei und Poesie- 
Musik) wird schon im Stiegenhaus des Palais 
durch Carlo Carlanes Deckenmalerei verherrlicht. 
Diese späten Allegorien Strudels führen diejeni- 
gen für die Hofburg von 1699 unter Steigerung 
der malerischen Freiheit und dekorativen Sicher- 
heit der Komposition sowie einer Aufhellung der 
Farbigkeit weiter. Sie lassen sich - Vorboten der 
folgenden Wiener Malerei des 18. Jahrhunderts 
- mit der gleichzeitigen Entwicklung in Venedig 
durchaus auf eine Stufe stellen. 
Das zweite große Bauvorhaben Friedrich Karls 
von Schönborn war der Ausbau seines Land- 
schlosses auf der 1710 erworbenen Herrschaft 
Göllersdorf durch Hildebrandt. Ende des Jahres 
1713 waren bereits zwölf Zimmer stuckiert. Im 
Juli 1714 entstehen Jonas Drentwetts Decken- 
fresken in Kapelle, Sala terrena und Bibliothek. 
Das auch hier wie beim Wiener Gartenpalais 
Schönborn bisher unbeachtete Inventar van1747" 
verzeichnet insgesamt neun Bilder Peter Strudels, 
wozu noch die erst 1717 in einem „Salettel" 
außerhalb des eigentlichen Schlosses angebrach- 
ten dreizehn großen Bilder kommen, die wahr- 
scheinlich aus der aufgelösten Bildersammlung 
des Grafen Woldstein stammten und deshalb 
von Schülern der Akademie erst für den neuen 
Zweck zurechtgemacht werden mußten". Außer 
Strudel nennt das Inventar noch sieben Bilder 
von Johann Georg Schmidt, eines von Johann 
Josef Scheubel sowie sechs Bilder „nach Strudel", 
wodurch neuerlich dessen Dominanz in der Aus- 
stattung der Schönborn-Schlösser deutlich wird. 
Da einige Bilder Strudels im Inventar als „nicht 
ausgemacht" bezeichnet werden, ist anzunehmen, 
daß ihre Fertigstellung durch den Tod des Ma- 
lers im September 1714 verhindert wurde und 
auch weitere Gernöldeplüne für Göllersdorf 
nicht mehr zustande kamen. 
34 
12-15 Peter Strudel, Allegorien der Malerei, Poesir 
Musik, Astronomie und Staatskunst, um 1714 
entstanden. Wien, Palais Daun-Kinsky auf der 
Freyung
	        
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