Alle abgebildeten Obiekte befinden sich in Wiener Privat-
besitz. Abb. Nr. 4- Entwurf Jutta Sika, Abb. Nr. 6 und 8:
Entwurf Kala Moser.
Kalo Moser und seine Schüler Robert Holubetz,
Antoinefte Krasnik, Jutta Sika u. a. schufen
Entwürfe für Gläser, die im Zusammenklang mit
kühnen Montierungen Aufsehen erregten. Diese
Gläser wurden in verschiedenen Farben und
Dekoren erzeugt: vom hellgrünen, undekorierten
Glas bis zum reichen Cobalt-Papillon wurden die
Oberflächen iedem Geschmack gerecht. Loetz'
Witwe erzeugte ia nicht nur lris- und Lüsterglas,
sondern auch Farben- und Kristallglas. Zu den
eigenwilligsten Loetz-Gläsern gehören die - oft
irisierenden - Glasschöpfungen einer Maria
Kirschner, deren Farbengläser von hellen Tönen bis
ins dunkelste Blau changieren. Daneben entstanden
Blumenhalter nach Entwürfen von Leopold Bauer,
die den Effekt des Kristollglases mit gesponnener
Fadenauflage kombinierten. Bauer hatte 1903 die
Innendekoration der Spaunschen Villa geschaffen
und hier das Glas in allen nur erdenklichen
Formen und Anwendungsmöglichkeiten in den Raum
komponiert.
Die Weltausstellung St. Louis 1904 brachte erneut
einen Grand Prix. Als im Jahre 1908 Max Freiherr
von Spaun die Manufaktur seinem Sohn übergab,
war die große Zeit des irisierenden und lüstrierten
Glases vorbei. In Anlehnung an die wahlbekannten
Aventuringläser verwendete die Manufaktur Silber-
und Goldflitter im Glas; die entsprechenden
Patente wurden 1908 angemeldet. Der von 1909 bis
1911 in Klostermühle tätige Adolf Beckert brachte
aus München eine ganz spezifische Art des Über-
fanges und zugleich iapanisierende Dekorationen
mit.
Eine Krise, die die Manufaktur im Jahre 1911 an
den Rand des Konkurses brachte, konnte über-
wunden werden; 1913 wurde sie in eine GmbH um-
gewandelt. Die Kölner Werkbundausstellung des
Jahres 1914 zeigte eine neue Kollektion aus
Klostermühle nach Entwürfen berühmter Wiener
Künstler (vor allem Hoffmann und Powolny,
Nechansky, Weltmann und Peche]: geätzte Über-
fanggläser, Ziersaumdekore, Golddekore, Email-
malereien und andere Dekortechniken. Nach dem
ersten Weltkrieg wurde die Firma in eine AG
umgewandelt, Von den späteren Fabrikaten sind
außer Gläsern von Prutscher nur wenige gesicherte
Obiekte bekannt. Die Firma nahm 1925 noch an der
Kunstgewerbeausstellung in Paris teil, bevor sie im
zweiten Weltkrieg nach einem Brand geschlossen
werden mußte.
Signaturen
Wir kennen bisher drei Signaturgruppen, die gering-
fügig variiert werden können:
1. Die eingravierte Schriftsignatur „Loetz Austria"
2. Die eingravierte Pfeilsignatur (ab 11396 nachweis-
bar)
a) alleinstehend
b) hinzugefügt: Loetz oder Lötz
c) hinzugefügt: Austria
d) hinzugefügt: Spaun (eine erst anläßlich der Aus-
stellung des Usterreichischen Museums auf
Gläsern des Linzer Landesmuseums entdeckte,
bisher vollkommen unbekannte Signatur)
3. Die aus dem Uberfang geätzte Schriftsignatur
„Loetz"
Bis heute wissen wir nicht, welche Gläser und warum
sie gekennzeichnet wurden, ob die Pfeilsignatur
oder die Schriftsignatur zuerst verwendet wurde
oder ob man sie nicht gleichzeitig angebracht hat.
Waltraud Neuwirth
Eine Ausstellungr die den Gesamtbestand der
Sammlung des Osterreichischen Museums an
Jugendstilglas {über 200 Stück) präsentiert, findet
vum November 7973 bis Janner 1974 statt, Dazu
erschien eine Publikation gemeinsam mit dem
Prestel- Verlag, die sich vor allem auf das
österreichische Glas konzentriert, wobei die Firma
Laetz' Witwe allein 50 Katalognummern umfaßt.
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