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Volltext: Alte und Moderne Kunst XVIII (1973 / Heft 130 und 131)

allein arbeiten. Oder ob einer ie nach Stimmung 
und Intuition allein vor die Staffelei geht, ob man 
einander gegenseitig inspiriert. Es muß für den 
Künstler ohne Zweifel ein seltsames Abenteuer sein, 
„zu zweit zu malen". Vielleicht ist dieses Ausüben 
einer hautnahen künstlerischen Betätigung von dieser 
Seite her gesehen eines der Geheimnisse der engen 
künstlerischen Bindung von Vater und Tochter. 
Einer natürlichen Bindung folgend, die ein ver- 
ständiger Künstlervater von klein auf hegte. Max 
Florian, Steuer-Schüler, bäuerlich einfach unter den 
Karawanken aufgewachsen, suchte seinen Aussagen 
gemäß stets den eigenen Weg: „. . . die fremden 
und bedeutenden Maler der Kunstgeschichte, die 
Stilrichtungen und geistigen Bewegungen bedrückten 
mich wie Gespenster." Steht man vor seinem Werk, 
begreift man diese schier elementare Bedrückung. 
Das Bestreben, frei von allen Einflüssen ein Eigener 
zu sein. So soß und sitzt er auch heute noch - 
„höchst altmodisch"? - auf dem Stockerl vor seiner 
Staffelei inmitten der Natur und „reißt" auf seine 
ihm gemäße Weise daraus ein Stück heraus, um es 
zu malen. Er vertieft sich in ein menschliches 
Antlitz, um ein höchst adäquates menschliches 
Porträt daraus zu machen, ohne psychologisch 
bedingte Kinkerlitzchen und raffinierte Seelen- 
ouslotung! Ein Künstlervater, der, erfahren, seine 
Tochter Henriette in die ersten malerischen Geh- 
versuche leitet. Von ihr meint Prof, Dr, Mrazek: 
„lhr Stil ist ein ursprünglicher Subiektivismus, ist 
losgelassener ,Wildwuchs', der aller bildnerischen 
Mittel sich bedient, ist Ausdruck eines ,ungebro- 
chenen' Bewußtseins, dessen gedankliche und 
gestalterische Äußerungen aus der Sphäre eines 
,wilden Denkens' stammen, wie es einstens bei 
primitiven Völkern und in primitiven Kulturen 
vorherrschend war und heute nur mehr als die 
völlig verschüttete Schicht des Unbewußten vorhan- 
den ist. . ." 
Henriette Florians Werk ist, gesamt gesehen, 
vom Element des Dunklen und Schweren getragen 
und von maskuliner Härte geprägt. Sie sieht 
visionär auf interplanetare Welten. Das Schroffe, 
Bizarre als ein die Umwelt Bedrohendes läßt sie 
als ein Kind ihrer Zeit erkennen. In vielen ihrer 
menschlichen Gesichter eingeschrieben ist stets 
etwas Sphinxhaftes. Eine hart „gezeichnete" Ernst- 
haftigkeit, die kaum, nur ganz selten, einem vagen 
„Augenlächeln" Platz macht. Maximilian Florian 
hingegen lebt in der lichten, verklärten Welt seiner 
Kindheitslandschaft, wo das reine Blau des Himmels 
ein Blau geblieben ist. Konfrontation zweier so 
gegensetzlicher künstlerischer Welten einer harmoni- 
schen „Vater-und-T0chteW-Künstlergemeinsam- 
keit. 
Trotz enormer Hitze kamen an die 10.000 Menschen 
in die breit angelegte, sehr übersichtlich gestaltete 
Schau von Vater und Tochter Florian in die Aus- 
stellungshalle ins Neue Haus (Abb. 6-8). 
Leopold Netopil 
l Ernst Haas, Laubstudie [Xanthosomo Mataftt, Zyklus 
nnns Schöpfung" 
Ernst Haus, Blatt im Morgennebel, Zyklus „Die Schöp- 
fung" 
Seidenstickerei (shishu-butsut mit Jagdfalken, Auflage- 
technlk, H 73 cm, E a9 cm 
Löwe (koma-inu). Tempelwand 
Zierplatte, Porzellan, Blick auf den Futshi, H 62,3 cm, 
L 93,9 cm 
Die Maler Max und Henrlette Florian vor ihrem e- 
meinsamen Werk „Die Geburt der Eva", 1970, äl, 
210 x 260 (m 
Henriette Florian, ots Malerin, 197a. ol, 152 x 70 cm 
Max Florian, Bildnis meiner Mutter, was. o1, u x 69 cm 
msieutswto 
 
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