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Volltext: Monatszeitschrift XXII (1919 / Heft 6, 7 und 8)

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Dies alles ist nichts Neues und nur wegen des Krieges rnuß die Lösung 
dieses Problems beschleunigt werden und es ist ein Vorteil dieser Zeit, daß 
der Widerstand gegen diese Auffassung abgenommen hat wegen der Not- 
wendigkeit eines ökonomischen Materialgebrauches. Wir Jüngeren kennen 
diesen Widerstand fast nicht mehr und uns scheint dies alles selbstverständ- 
lich. Dem ist jedoch nicht so und ich möchte in Erinnerung bringen, welchen 
Widerstand im Anfang der modernen Bewegung die führenden Architekten, 
die diese Entwicklung geahnt und gefördert haben, zu besiegen hatten. 
Besonders in den Jahren 1890 bis 1910 war Vieles umstritten, was jetzt, 
in dieser Zeit der ökonomischen Not, von selbst zur Ausführung zu gelangen 
 
Abb. 1. Konkurrenzemwurf für die Amsterdamer Börse, 1885 
scheint. Das aufgeweckte Leben in der Baukunst war damals internationaler 
Art und darauf gerichtet, die Kunst dem modernen Leben anzupassen. Sie 
suchte dafür ihre Objekte speziell in modernen praktischen Aufgaben, welche 
früher nicht existierten, wie zum Beispiel Maschinenhallen, Eisenbeton- 
bauten, Eisenkonstruktionen usw. In der Lösung dieser Probleme gingen 
voran Männer, wie in Österreich Otto Wagner, in Deutschland Peter Behrens, 
in Amerika Sullivan und Frank Lloyd Wright und in meinem Vaterlande 
Dr. H. P. Berlage, die alle eine moderne, reelle Auffassung in der Baukunst 
verteidigten und nach diesem Grundsatz arbeiteten. 
Die Resultate dieses Arbeitens der genannten Künstler haben ausge- 
wiesen, daß im Rahmen dieser Auffassung eine große Freiheit der Gestaltung 
gewährt ist. Man sieht das zum Beispiel, wenn man die Arbeiten Otto 
Wagners mit den Arbeiten Berlages vergleicht. Der Unterschied ist charak- 
teristisch und nicht nur Folge der persönlichen Gestaltungskraft, sondern
	            		
191 auch von lokalen Bedingungen, wie Klima, Lebensgewohnheiten usw. ab- hängig. Man könnte daraus die Schlußfolgenmg ziehen, wie auch Scheffler dies aus mehreren Gründen tut, daß vorläufig von einer internationalen Kunst oder einem internationalen Stil nicht die Rede sein wird; doch ist es Abb. 2. Fassadenentwurf für die Kathedrale in Mailand, 1887 auffallend, daß zum Beispiel gerade in den Nützlichkeitsbauten dieser ver- schiedenen Architekten auch wieder gewisse Ähnlichkeiten zu bemerken sind. Es fällt aber aus dem Rahmen dieses Aufsatzes, darauf weiter einzu- gehen. Obwohl es also, wie oben gesagt, aussieht, als ob in der Zukunft die Entwicklung der modernen Baukunst regelmäßiger gehen und sie die
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