Helga Kessler
Fashions of the Hapsburg
Era: Austria-Hungary
Eine Ausstellung
historischer Kostüme
macht Mode in New York
'Einer der größten Publikumserlolge des Metropolitan Museums ol Art war die Ausstellung FASHIONS OF THE__HAPSBUHG ERA: AUSTRlA-HUNGAF
Weil mehr als eine halbe Million Besucher sahen in den Ausstellungsräumen des Costume Institutes die Pracht Osterreich-Ungarns aus der Habsburgzi
und waren sichtlich beeindruckt. Aber die Ausstellung war noch mehr als nur ein Publikumserfolg, es läBt sich nämlich ihr EinfluB auf die Made von heu
deutlich erkennen. Dabei stellt sich die Frage, ob das rein zufällig geschah oder ob die Veranstalter diesen Aspekt schon im Auge hatten, als das Thema a
Ausstellung überlegt und beschlossen wurde, und inwieweit sie bei der Auswahl der Objekte daraufhin arbeiteten.
Die allererste Anregung, die Mode Österreichs
und Ungarns als Themen für eine Ausstellung zu
wählen, läßt sich auf die glühenden Berichte eines
amerikanischen Modeenthusiasten zurückführen,
der die Ausstellung "200 Jahre Wiener MOÜGtt,
vom Historischen Museum der Stadt Wien 1975176
veranstaltet, gesehen hatte. Er, ein Bekannter Dia-
na Vreeiands, der langjährigen Herausgeberin des
"Vogue Magazinesu, und seit 1972 als nSpecial
Consultantu für die jährlichen Ausstellungen des
Costume Institutes verantwortlich, berichtete ihr
begeistert von der Wiener Mode, die von Hofkiei-
dern des 18. Jahrhunderts bis zur Jugendstiimode
in der Hermesvilla zu sehen gewesen war. Ebenso
beeindruckt schrieb er von prächtigen Uniformen,
von diamantbesetzten Orden, von Schmuck-
stücken feinster Arbeit, vom goldenen Schokola-
denservice der Maria Theresia, von farbenprächti-
ien anderen Dokumenten vergangener Zeit, die er
in den Wiener Sammlungen gesehen hatte. Es
schien also die Voraussetzung für eine reichhalti-
ge, visuell sehr attraktive und kulturhistorisch gut
zu dokumentierende Ausstellung gegeben zu sein.
Einige Jahre zuvor war es Mrs. Vreeiand gelungen,
noch nie gesehene und kaum geahnte Schätze
aus den Museen von Moskau und Leningrad nach
New York zu bringen und den New Yorkern auf ein-
malige Weise die Eigenheiten der russischen Mo-
de und ihren Reichtum - vom silbernen Hoch-
zeitskieid Katharinas der Großen bis zur Farben-
pracht der russischen Voikstrachten - zu zeigen
und damit Sympathie und ein tieferes Verständnis
für eine den Amerikanern im großen und ganzen
doch sehr fremde Kultur zu gewinnen. Diese Aus-
stellung hatte damals einen einschlagenden Er-
folg auf die Mode gehabt. Yves St. Laurent wurde
ihre Farben und weiten Röcke in die "haute cc
tureu und schuf damit eine Mode, die bald allg
mein als der upeasant iookn beliebt wurde.
Mit der österreichisch-ungarischen Aussteliui
wollte man primär dem New Yorker Publikum w
der etwas Neues bieten, was an Pracht Ui
Schönheit der russischen Ausstellung nicht nac
stehen sollte, sie aber auch in keiner Weise w
derholen sollte. Da Dlana Vreeiand die Objek
selbst nicht kannte, war es natürlich nicht abz
schätzen, ob die Mode des Ancien Austrla eint
Einfiuß auf die Mode von heute haben würc
Doch ihr dafür bekannt feiner Sinn ließ vermute
daß sie zielstrebig wieder solche Objekte auswä
ien würde, die der heutigen Geschmacksrichtui
entgegenkommen würden.
Die Planung dieser Veranstaltung brachte a
fangs Schwierigkeiten mit sich. Man mußte Sil