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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXVI (1981 / Heft 178 und 179)

Gerd-Dieter Stein 
PAN: Illustrationen und 
Literarisches in einer 
bibliophilen Kunstzeitschrift 
wEine Kunst, die sich über die von Mir bezeichne- 
ten Gesetze und Schranken hinwegsetzt, ist keine 
Kunst mehrmru 
In Berlin wurde das Kunstverständnis vom Kaiser, 
der nachdrücklich auch in diesen Dingen Kompe- 
tenz und Sachkenntnis für sich beanspruchte, und 
von seinem Hof bestimmt. Der Direktor der Berli- 
ner Kunstakademie und Präsident des "Vereins 
Berliner Künstler", Anton von Werner, vertrat offi- 
ziell die preußisch-hohenzollersche Kunstauffas- 
sung. Gegen ihn, vor allem gegen derartige Bevor- 
mundung in ästhetischen und künstlerischen Be- 
langen, wehrte man sich. Nach Brüsseler Vorbild 
gründeten 1892 zunächst elf Künstler die Gruppe 
der nXlu. Mit Walter Leistikow und Ludwig von 
Hofmann fanden sich hier bereits zwei der später 
so namhaften Jugendstilmaler. Noch im gleichen 
Jahr kam es anläßlich einer Munch-Ausstellung 
im "Verein Bildender Künstlem zu einem Skandal, 
denn eine außerordentliche Generalversammlung 
beschloß die Schließung der Ausstellung. Dage- 
gen protestierten die jungen Künstler und gründe- 
ten 1893 in Berlin eine "Freie Künstlervereini- 
gungu, aus der sich 1898 die Berliner Sezession 
bildete. 
Der Schriftsteller Otto Julius Bierbaum und der 
Kunsthistoriker Julius Meier-Graefe gründeten 
1895 in Berlin die bibliophlle Kunst- und Literatur- 
zeitschrilt PAN. Die Titelseite hatte der Münchner 
Maler Franz Stuck entworfen. In dieser exklusiven 
Zeitschrift wurden neue literarische Arbeiten aller 
Gattungen und Richtungen (u.a. von R. Dehmel, 
A. Holz, C. Flaischlen und J. Schlaf) erstmals ver- 
öffentlicht. Außerdem bot jedes Heft kunst- und li- 
teraturkritische Beitrage; eingebundene Original- 
graphiken machten auf die neuen künstlerischen 
Formvorstellungen aufmerksam. Neben Ludwig 
von Hofmann und Walter Leistikow zahlten u.a. 
noch Peter Behrens, Otto Eckmann, August En- 
dell, Joseph Sattler, Fidus zu den ständigen 
künstlerischen Mitarbeitern des PAN. Eine ästhe- 
tische und einfache Typographie hatte man ge- 
wählt. Der zweispaltige Satz war ausgewogen und 
wohlproportioniert; das handgeschöpfte Papier 
war von exquisiter Qualität. Den Text schmückten 
Vignetten; viele der ganzseitigen Kunstblätter wa- 
ren separat eingebunden, da sie sich weniger als 
Buchgraphik verstanden, sondern freie Arbeiten 
waren (2.8, Behrens, Der Kuß. - Leistikow, Flie- 
gende Kraniche)? 
Henry van de Velde hatte seinen im PAN veröffent- 
lichten Aufsatz "Allgemeine Bemerkungen zu ei- 
ner Synthese der Kunst" mit Kcpfleisten und an- 
QQ 
 
1 Franz von Stuck, Titelblatt zu PAN, Berlin 1895,. 
pie 
2 Ludwig von Hofmann, Spiegel, Abbildung in Ja 
IV, 1898, bei Seite 230 
3 Peter Behrens, Der Kuß, Farbholzschnitt, 1898 
deren Zierelementen illustriert, die ihre a 
prägte Beziehung zum Schriftbild betonten 
Eckmann unterstrich noch wesentlich nachi 
licher derartige Bemühungen um neuartige 
graphische Gestaltungsformen. Er hatte de 
dicht "Heimweh-r von Hans Bruckner auf i 
doppelseitigen Blatt umrahmt. Aber auch bl 
sem interessanten Beispiel ist darauf hin: 
sen, daß es sich primär um ein gesondertes l 
blatt handelt, daß Eckmann nicht in die allg 
ne Typographie des PAN eingriff. In Abwan 
der lateinischen Schreibschrift hatte Eck 
seine Schrift mit dem Pinsel geschrieben. 
diente sich also keiner Satzbuchstaben. 
Haar- und Druckstriche entstand der Eindrt 
ner weichen Formgebung. Dieses Organiscl 
ßende kommt dem Gedicht entgegen, harm 
mit seinem Ausdruck und lnhalt. Ein Pflan: 
nament ziert die Randspalte an der Außen 
des Blattes und schwingt auf der Unterseit 
Schriftblattes nach rechts hin aus. Das Pfle 
ornament findet seine Entsprechung ir 
Schrift. Hierdurch bildet das Motiv der Darsti 
eine Einheit mit dem Text (sich biegende, 2 
den sinkende Blätter und geknickte Blüter 
gel). Um einen Eindruck von der Vielzahl c 
PAN veröffentlichten Beiträge zu vermittelr 
len informativ einige Beispiele aus dem 4. 
gang (1898) erwähnt werden: 
Dichtungen von Emil Alfred Herrmann, Pat 
tor, Johannes Schlaf, Richard Dehmel, E. R. 
Oskar A.H. Schmitz, Wilhelm Schäfer, Loth 
bert Schultz, Theodor Fontane, Detlev von l 
cron, Ludwig Scharf, Otto Thörner, Hugo von 
mannsthal, Richard Beer-Hofmann, Hans 
mann, Ludwig Jacobowski, Jonas Lie, Max E 
Wilhelm Holzamer, John Henry Makay, i 
Flaischlen, Friedrich Nietzsche, Rainer Mar 
ke, Maximilian Dauthendey, Ludwig Benjami 
leth, Gustav Falke. 
Aufsätze von Rudolf Schick, Hugo von Tsr 
Heinrich Alfred Schmid, Alfred Lichtwark, 
Signac, Wilhelm Bode, Friedrich Carstz 
A. Brunnemann, N.V. Dorph, Woldemar von 
litz, Lou Andreas-Salome, Max Lehrs, Max L 
mann, Wilhelm Schölermann, Karl Wolfskeh 
dinand Labari, Ludwig Volkmann, Julius l 
Graefe. 
Kunstbeilagen von Arnold Böcklin, Paul Si 
Hippolyte Petitjean, Maximilien Luce, Thei 
Rysselberghe, Adolf Hildebrand, Georges St 
Henri Edmond Cross, Henri van de Velde, l 
Krüger, Hans Olde, Walter Leistikow, Wi
	        
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