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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXVI (1981 / Heft 178 und 179)

Christian Witt-Dörring 
Mit der Erfindung der Argandschen Lampe' durch 
Argand und L'Ange setzte 1785 auf dem Gebiet des 
Beleuchtungswesens eine rasante Entwicklung ein, 
die immer raffiniertere und wirksamere Lichtquellen 
hervorbringen sollte. Diese Entwicklung zielte nicht 
nur darauf ab, eine Verbesserung der Beleuchtung 
zu erreichen, sondern wirkte sich auch in bezug auf 
die Schaffung moderner Formen, billigerer War- 
tungsmethoden und niedrigerer Anschaffungsko- 
sten aus. Aus einer 1823 erfolgten Zusammenstel- 
lung der vom Klempnergewerbe erzeugten Lam- 
penmodelle ist die Fülle des Angebots zu erahnen: 
-iVasen-, Fleif-, Säulen- oder Tischlampen, ordinäre 
Hänglampen, Schreib-, Billard-, Trumeaux- oder 
Spiegel-, Lusterlampen, ferner Argandische, Bor- 
diersche, Weingeist-, Sinumbralampen u.s.w. . . ß? 
Im Wien des Vormärz waren es Klempner (Spengler), 
Vergolder, Glasfabrikanten, Bronzearbeiter, Bild- 
hauer, Tischler und Möbelfabrikanten. die Beleuch- 
tungskörper in ihrem Verkaufsprogramm führten. 
Einer der wichtigsten Erzeuger von Raumbeleuch- 
tungen, die Größe des Angebots sowie modische 
Ausformung betreffend, war die "Danhausersche 
k. k. privilegierte Möbelfabrikß. Aus ihrem Bestand 
besitzt das Österreichische Museum für ange- 
wandte Kunst eine große Anzahl von Entwurfs- 
Zeichnungen, die gleichsam als Sortimentkatalog 
angesehen werden können. Es sind dies gegen 2500 
Zeichnungen von Einrichtungsgegenständen und 
Vorhangdraperien, die, nach Typen sortiert, inner- 
halb einer Typengruppe durchnumeriert sind. Die- 
ses Nummernsystem ermöglichte es, ähnlich einem 
modernen Versandwesen, Bestellungen aus dem 
Ausland ohne Komplikationen abzuwickeln. Der Be- 
reich der Beleuchtungskörper war in zwölf Gruppen 
eingeteilt: Glas-Lampen (15 Modelle), Luster (179 
Modelle), Girandolen (32 Modelle), Candelaber (39 
Modelle), Alabaster-Lampen (7 Modelle), Cana- 
pee-Leuchter (9 Modelle), Billard-Lampenstelle (1 
Modell), Wandleuchter (40 Modelle), Kirchenleuch- 
ter (7 Modelle), Tafelleuchter (13 Modelle), Spiel- 
leuchter (10 Modelle) und Lichtschirme (19 Model- 
le). 
Die kürzlich von Lorenz Seelig im Coburger Staats- 
archiv aufgefundenen Rechnungen sowie Korre- 
spondenz zur Neueinrichtung des Bürglaß-Schlöß- 
chens in Coburg sind für das Wissen um die Dan- 
hausefsche Möbelfabrik von großem Interesse? Sie 
ermöglichen zum ersten Mal, den Ablauf einer Ge- 
schäftsanbahnung zu verfolgen, und vermitteln 
neue Hinweise für die Datierung und Preisgestal- 
tung der Danhauserschen Produkte. Dem künftigen 
Käufer (in diesem Falle Herzog Ernst l., von Sach- 
sen-Coburg-Saalfeld) wurden auf Vermittlung sei- 
nes Wiener Agenten (Vinzenz Ritter v. Blumenberg) 
Musterzeichnungen dergewünschten Gegenstände 
zugeschickt. Daraus konnte er auswählen und mit- 
tels der entsprechenden Obiektnummern bestellen. 
Die erhaltenen Musterzeichnungen zu den Lustern 
Nr. 6, 85, 78 und 48 können mit einer Rechnung vom 
18. Juli 1815 in Verbindung gebracht werden 
(Abb. 5), in der diese Objekte verrechnet wurden 
und somit vor diesem Zeitpunkt entstanden sein 
müssen. Damit können aber auch die Lustermodelle 
Nr. 1-78 in die Zeit von 1807-1815 datiert werden. 
Diese enge zeitliche Begrenzung ist möglich, da 
man über die Anfänge der Danhausefschen Möbel- 
fabrik genauere Angaben besitzt." Josef Danhauser 
hatte an der Wiener Akademie eine Ausbildung als 
Bildhauer erhalten und ab 1807 mit der Erzeugung 
von nvergoldeten, versilberten und bronzierten 
Bildhauenuaren- begonnen, die, der damals herr- 
schenden Geschmacksrichtung entsprechend, für 
die Innendekoration benötigt wurden. Im darauffoi- 
genden Jahr erhielt er das "k. k. Landesfabriks-Pri- 
vilegiumt- für seine Produktion, die nicht nur aus 
Dekorelementen zur Möbelverzierung bestand. 
Mvvt-.- .....tt. e": ...._t......t,. -t.....t..at... natura" ...... 
Enlwurfszeichnung zu -Luster m 104-. 
Feder. laviert J. Danhauser. um tatorzo. 
OMAK, lnv. m; Kl awt, txtvmnz 
7flammiger Luster -Amor auf Schwanen- 
gefahrt-q Holz. Hoizpaste, goldfarben ge- 
IaBt; rtachtragl. eleklriftziert. .1. Danhauser. 
um tswrzo. Martin Suppen, Kunsthandel, 
Wien 
ubartrtausefs k. k. priv Möbel Fabrik-t; D6- 
lall des nVasquez-Planes": kolorierte Li- 
thographie, Wien, 1835 ÖMAK, lnv Nr.. Ki, 
114495 
Firmen-Etikett der k, k. priv Landes Fabrik 
des Jcs Danhauser. Auf der Stsrtdllache 
der Girandnie (Abb 6) 
Rechnung der k. k. priv. Landes Fabrik des 
Joseph Danhauser an Herzog Ernst l. v. 
Sachsen-Coburg-Saalleld vom 1B. 7. 1815 
 
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Beleuchtungskörper aus der k. k. priv. Landes Fabrik des Josef Danhauser in 
 
 
 
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