I Aktuelles KunstgeschehenlÖsterreich
Wien
Fastwochenausstellung i-Anthropos" auf den Plät-
zen der Wiener Hofburg
Es ist sehrerfreulich, so viele moderne Plastiken und Skulp-
turen mitten in der Stadt vielen Menschen, diesich sonst nie
mit diesen Werken auseinandersetzen. nahezubringen, ob
jedoch die Konfrontation mit den historischen Bauwerken
(etwa von Fischer von Erlach d. J.) und den monumentalen
Plastiken der Vergangenheit zu einem Verständnis für die
Moderne beitrug. möchten wir bezweifeln. Nach den Wor-
ten der für die Ausstellung Verantwortlichen: Eisler, Hrdlic-
ka, Ronte und Sterk, war k in Vergleich mit den histori-
schen Kunstwerken beabsichtigt, sondern Kunst sollte wie-
der in das Alltagsleben gestellt werden. Dazu hätten sich
freilich viele andere Plätze (etwa die Kärntner Straße) gebo-
tan, wo die historischen Vergleiche weniger t-störend- ge-
wesen wären. Hier aber wurde uns bewulit. daß nur absolute
Qualität sich im historischen Rahmen behaupten kann.
Diese war leider nur mit sehr wenigen Objekten gegeben.
Das Verhältnis von Masse und Macht schien überhaupt
nicht beachtet worden zu sein. Die 60 Objekte zeitgenössi-
scher Bildhauer aus acht Ländern waren fast durchwegs zu
dicht aufgestellt, viele recht beiläufig. manche wichtige Ar-
beit. wie Henry Moores ß-Großer Totemkopf", geradezu ver-
steckt. Ob die Gruppierung Florian Bodini, Wander Bertoni.
Fritz Wotruba. Fritz Cremer beim Denkmal des Kaisers
Franz die Menschen. die hier täglich vorbeigingen. oder die
Touristen zum Nachdenken über die Bezüge anregte,
möchten wir bezweifeln. Kritische Objekte, wie sie von der
Jugend gefordert werden, waren selten. Ein Versuch. der an
anderem Ort, mit durchdachterem Konzept wiederholt ge-
hört.
Wiener Künstlerhaus
S internationale Fotografen
Aspekte - Variationen fotografischer Themen
Die 6 Fotografen waren: aus Holland Prof. Wim Nordhoeck.
er zeigte Strukturen aus Land und Wasser, aus der CSSR
Dlpl.-Ing. Jiri Havel. dessen Ausschnitte aus Waldmotiven
sehr eindrucksvoll waren; aus der BRD hatte Dr. Raimo Ga-
reis i-Geometrische Collagen" beigesteuert; aus Österreich
Prof. Hans Mayr Farbexperimente mit Polarisationen; wei-
tars Gustav Edöcz realistische Porträts von Zigeunern und
Prof. Willy Hengl sehr stimmungsvolle Fotos von Mykonos
unter dem Titel -lnsel der Träume".
Die Ausstellung "Aspekte" stellte allein aus Österreich die
Bilder von 19 Fotografen vor. Weiters waren noch die BRD.
die Schweiz. Polen, Ungarn und die UdSSR mit verschiede-
nen Beispielen vertreten. Besonders zu nennen wären
Friedrich Horacek und Erich Miedler. die bei aller Realität
Hintergründigkeit erzielten, ebenso Josef Samuel mit seiner
an den Holzschnitt erinnernden Technik. Alle Ästhetik. alles
technische Können und alle Hintergründigkeit werden frei-
lich durch die erschütternde Reportage aus dem Vietnam-
Krieg ins Abseits gedrängt. Diese nüchternen, ja brutalen,
kunstlosen und technisch schlechten Bilderfolgen trafen
den humanen Kern im Betrachter und werden uns nicht so
schnell loslassen. (16. 5-8. 6. 1981) - (Abb. 1)
Moderne Vergangenheit 1800-1900
Eine interessante Zusammenstellung von Einrichtungs-
und Gebrauchsgegenständen, für die schon sehr früh
künstlerisch durchgeformte, zeitlos schöne und einfache
Formen gefunden wurden. Besonders schön waren die ver-
schiedenen EB- und Tischgeräte aus Silber. die bereits 1810
eine erstaunlich nüchterne Klarheit zeigten. Gut waren
auch die Hinweise auf die verschiedenen Einflüsse der ein-
zelnen Schulen. Im Zentrum der Ausstellung standen kom-
plett eingerichtete Zimmer von Otto Wagner. Kolo Moser,
Josef Hoffmann und Adolf Loos und wiesen letzte Entwick-
lungen jenes Jahrhunderts und damit auch schon auf den
Jugendstil und die Moderne. Zeitgenössische Aquarelle
und Gouachen gaben lnterieurs jener Zeit wieder und er-
gänzten die umfangreiche Schau. (20. 5.-9. 8. 1981) -
(Abb. 2)
Galerie Würthle
Egon Haug
Mit 56 Exponaten wurde ein umfassender Überblick über
die verschiedenen Schaffensgebiete dieses sehrzu Unrecht
etwas ins Abseits gedrängten Künstlers geboten. Mengen-
mäßig waren zwar die Bleistift- und Olkraidezeichnungen
vorherrschend. die großen Acrylbilder beherrschten jedoch
den Raum. Haug zeigte durchwegs Landschaften. ein Sujet.
mit dem er sich schon jahrelang auseinandersetzt. Die Far-
ben werden pastos aufgetragen. geben ganz unvermittelt
und ungebrochen Weite und Raum. Die Graphiken. beson-
ders die einfachen Bleistiftzeichnungen, haben eine sehr
flüssige Linienführung und si d, bei aller Ruhe der Motive,
sehr bewegt. Immer wieder können wir feststellen. daB dort.
wo Haug spontan arbeitet. ganz gleich. ob direkt vor der Na-
tur oder im Atelier. die besten Resultate erzielt werden. Es
ist zu hoffen, daß mit dieser Ausstellung in der angesehenen
Galerie Haug ein großer lnteressenkreis erschlossen wurde
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und weitere internationale Beachtung folgt. (27. 5-13. 6.
1981) - (Abb. 3)
Peter Kubovsky
Der Linzer Graphiker zeigte durchwegs Federzeichnungen
von verschiedenen Städten. Hier ist der Strich vorherr-
schend, der Strich in seiner Härte und nervösen Spannung,
der Strich in immer neuen Ansätzen, Verdichtungen und
Sprüngen. Die sichere Erfassung architektonischer Struk-
turen mit ganz wenigen, oft unzusammenhängend hinge-
strichelten Konturen ist erstaunlich und zeugt von einer Si-
cherheit und großer Könnerschaft. Kubovsky ist sich auch
durchaus bewußt, wo und in welchem Zusammenhang
seine Technik besonders zum Tragen kommt. Das Flimmern
der Atmosphäre in südlichen Städten. über freien Plätzen
oder über Wasserlaufen zieht ihn folgerichtig immer wieder
an. Durch Strichbündelungen erreicht der Graphiker eine
gewisse Düsternis. die immer wieder auch in seinen Blät-
tern anzutreffen ist. Mühelos entwickelt er eine Geschlos-
senheit der Komposition, die vom Betrachter fraglos aufge-
nommen wird. Eine allzu gewisse Konstante im Oeuvre des
Graphikers gibt manchmal zu bedenken. (17. 6-4. 7. 1981)
- (Abb. 4)
Neue Galerie
Mario Decleva
Der 1930 in Jugoslawien geborene Maler, der die meiste Zeit
seines Lebens in Wien lebte, arbeitete und auch auf der
Hochschule für angewandte Kunst unterrichtete, hat sich
nie vom Figurativen gänzlich entfernt. Ausschnitte. Gegen-
überstellungen. Einbeziehungen, Neuformulierungen so-
wohl der Landschaft, aber auch und Immer wieder der
menschlichen Erscheinung können wir zu jeder Zeit in dem
Werk Declevas beobachten. Die große Gedächtnisschau für
den 1979 leider viel zu früh in aller Stille dahingegangenen
Künstler brachte einen Überblick der Entwicklung bis hin zu
den wichtigen Werken der letzten Jahre. Auch daß die
Zeichnung und Radierung sehr wichtige und entschei-
dende Richtungen in dem Schaffen des Malers waren,
wurde hier ersichtlich. Viele der farbkräftigen Bilder haben
geradezu etwas Mystisches. Bei der Vernissage wurde eine
Monographie über den Künstler. von K. Sotriffer herausge-
geben und mit Beiträgen von Prof. DDr. W. Skreiner und
Dr. R. Rubinig, vorgestellt. (4. 6-30. 7. 1981) - (Abb. 5)
Galerie Spectrum
Fred Nowak
Auch hier handelte es sich um eine Retrospektive. Der 1919
in Wien geborene und auch immer hier arbeitende Künstler
war eine im Kunstbetrieb der Stadt gegebene Konstante.
Von Beruf Drucker und Graphiker, beherrschte eralle tech-
nischen Raffinessen und gab sein Wissen an viele seiner
Kollegen weiter. Eine stattliche Anzahl der "Phantastischen
Realisten-r. aber auch manch andere Maler erwarben bei
Nowak ihr drucktechnisches Können. Er selbst bevorzugte
den von ihm erfundenen Einzeldruck, eine Art Monotypie in
vielen Farben, von dem auch hier in den für den Künstler
charakteristischen Farben Rot. Blau und Braun Beispielezu
sehen waren. Gerade die letzten Arbeiten Nowaks zeigten,
daß der immer lebendige, trotz seiner Gehbehinderung be-
wegliche Fred Nowak wieder zu Neuem unterwegs war und
uns, würde ihn nicht ein schmerzhaftes Leiden 1974 dahin-
gerafft haben, noch manch Interessantes beschert hätte.
(14. 5-30. S. 1981) - (Abb. 6)
Akademie der bildenden Künste
Wolfgang Hollegha
Der 1929 in Klagenfurt geborene. s 't 1972 als Hochschul-
professor an derWiener Akademie tätige Maler gehörte seit
den Nachkriegsjahren dem Kreis um die Galerie St. Stefan
und Otto Mauer an. Ererhielt 1957 den Guggenheim-Preis
und 1960, nach erfolgreichen Ausstellungen in den USA.
den Garnegie-Preis. Holleghas Bilder wurden und werden
von den meisten Betrachtern als abstrakt. als Farbkomposi-
tionen und frei jeden Bezuges zur Natur gesehen. Dem ist
jedoch nicht so. Seine Arbeiten sind. wie gerade diese
Schau zeigte. durchaus Gestaltungen von Gesehenem. Ge-
schautem. Sowohl das Kleine, im Ausschnitt, als auch das
Große. in der Zusammenfassung, ist gegeben. Alles aber
wird bei Hollegha durch die Farbe gestaltet. durch das lok-
kere Gefüge des reinen Farbauftrages. der aus einer unge-
zwungenen, schwungvollen Geste kommt. (7. 5.-14. 6.
1981) - (Abb. 7)
Galerie am Graben
Rosemarie Benedikt
Unter dem Titel Steinzeug in Mal- und Ritztechnik waren
neue Arbeiten der als Assistentin auf der Hochschule für
angewandte Kunst in Wien tätigen Künstlerin zu sehen. Das
ungemein Sympathische an dem Schaffen dieser Keramike-
rin ist. daB sie bisher in allen ihren Ausstellungen zeigte. daß
es auch ohne besondere Mätzchen und ausgefallene Extra-
vaganzen möglich ist. qualitätsvolle. formgerechte und
doch immer wieder frisch und neu erscheinende Keramiken
zu schaffen. Gerade die hier gebotenen Arbeiten mit ihrem
einfachen und doch sc wirkungsvollen Dekorbestätij
Haltung der Rosemarie Benedikt. (1B.5.-13.6. 1
(Abb. a)
Schmuckgestalter aus Padua
Den fünf Künstlern ist die strenge. einfache Form
meinsames Anliegen. Sicher ist Schmuck ein Luxus
stand, eine Zierde, soll zur Erhöhung des Ansehens
Trägers beitragen. In einer Zeit der strengen Linienfi
bei der Kleidung haben sich auch die wenigen Scl
stücke. die sich noch als Glanzpunkte meist der E
mode erhalten haben. einem fast technischen Fori
non genähert. Renzo Pasquale, Francesco Pavan.
Piazza, Piergiuliano Reveane und Graziano Visintin.
außerordentlich exakte Arbeiten, die entsprechende
und Trägerinnen erfordern und dann gerade in ihrer
dringlichen Schlichtheit ihren Wert besiegeln. (15. 6.
1981) - (Abb. 9. 10)
Salzburg
Salzburg I Galerie Academia
Jean Miro
Die gezeigten Lithographien und großformatigen l
dierungen erwiesen nicht nur erneut die technisct
vour der Arbeiten dieses großen Alten der Modern
dern auch die Richtigkeit des ihnen zugedachte
spruchs von Patrick Waldberg: -Choreographie in d
ten. die jenem Axiom vollen Nachdruck verleiht: ver
Horizont - wiedergeiundenes Paradies." (2.-31. 8.
Fritz Fröhlich
Die Aufzeichnungen Katharina de Stradas über Kai
dolf ll. waren für den Linzer Professor Ausgangspi.
einen siebenteiligan Zyklus von Pastellen, in dene
schnitthaft. wie von Bühnenscheinwerfern angestra
vBiidBYK und die Ängste des künstlerisch so bedeu
Habsburgers ihren Ausdruck in der Sprache unsei
finden. Einige Ölbilder und die Erinnerung an die A
lung von Aquarellen Fröhlichs vor drei Jahren am sel
ergänzten den positiven Eindruck von diesen eigen
gen Arbeiten. (15. 9.-7. 10. 1981) - (Abb. 11)
Salzburg f Galerie Brodil
Oscar Bottoli
Ausdrucksstarke Zeichnungen sowie einige Sku
Elottolis kennzeichneten mit ihrer Sensibilität, ihre
delbarkeit (im positiven Sinne) und dem aus ihnen:
ren stetigen Interesse an der Körperlichkeit und Kör
tigkeit des Menschen die wichtige Position dieses E
ers innerhalb der österreichischen Plastik unsen
(11. 9.710. 10, 1981) - (Abb. 12)
Salzburg l Galerie Armstorfer
Werner Otte
Nach einer anregenden Ausstellung von Objekte:
gang Zeiszners (dazu Abb. 13) wurde dieser aufstrel
Salzburger Galerie mit der Präsentation neuer A
Werner Ottes abermals ein beachtlicher Erfolg zutei
ungegenständliche. wenn auch mit Titeln versehen
lithographien und Aquarelle verströmen in ihren kalli
sohen Elementen und in ihrer Farbgebung eine tief
kalitat. Wenn musikalische Notationen der histo
("Contra Clementi") und der neuen Musik (-Ein Abi
Klaus Ager") alsfreie Bildzeichen Verwendung finde
dies nicht nur äußere Formgebung. vielmehr gelingt
seinen Bildern überzeugend. Klangstrukturen ins i
zu transportieren und so die geistige Einheit der Kür
ter Beweis zu stellen. (25. 8.-13.9. 1981)
Salzburg I Galerie Welz
Henry Moore
1952 hatte Friedrich Welz in einer umfangreichen un
tigen Ausstellung auf das Schaffen von Moore, Mai
Wotruba hingewiesen. Heute ist die Position von jed
ser Bildhauer weltweit unumstritten - nach wie vorf:
ren ihre Arbeiten und alle ihre Werke. alle ihre -ldet
und über Skulptur heben sich hoch über die Sch.
Epigonen und Nachäffer. Moores Leitmotiv der i-Re
Figuren war nun hier in einem von 1922 bis 1980 reic
Bogen auserlesener Beispiele zu studieren. (29. 7.
1981) - (Abb. 14)
Tirol
Innsbruck l Tiroler Kunstpavillon
Gerhardt Moswitzer
Der Bildhauer - wir berichteten ausführlich in Nr.
seiner großen Ausstellung in der Wiener Secession
hier neun seiner umfangreichen Arbeiten aufgestl
schöner Katalog mit dem Referat, das Arch. Günther
stein anläßlich der Verleihung des Würdigungsprei
Bundesministeriums für Unterricht und Kunst 1978
Künstler gehalten Ihat. begleitet die Schau. (27. 5
1981)