Aktuelles KunstgeschehenIÖsterreich
Landeck I Schloßmuseum
Tone Fink - Hans Ladner - Flobert Scherer - Erich
Tschinkel
Im Rahmen des -Prisma Landeck-i. einer Begegnung der
Künstler der Alpenregion. werden, wie Gert Ammann sagt,
i-punktuella Akzente vorgestellte. Tone Fink. der in Wien le-
bende Vorarlberger. zeigte neue Materialbilder. Es ist der
Mensch. der bei allen vier Künstlern im Mittelpunkt der ge-
zeigten Arbeiten steht. und Tone Fink macht uns mit seinen
"Tastbildern". mit den Überklebungen die Verletzlichkeit
und Verletzungen des Menschen bewußt. die immer wieder
überkleidet. überklebt, verbunden werden. Hans Ladner,
der lnnsbrucker Bildhauer. der an der Akademie in Mün-
chen unterrichtet. ist der realistischste der vier Aussteller.
Seine Plastiken verleugnen nie das Material, das Auftragen
der Masse; teigige Elemente prägen oft die expressiven Fi-
guren. i-Die anatomische Gesetzlichkeit bleibt Grundlage
seiner iiguralen Bildkonzeptem Flobert Scherer, Südtiroler
aus Schlanders. brachte Olbiider und Graphiken. Die erste-
ren sind durchwegs aus den sechziger Jahren. haben aber
nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. wEs sind Zustandsbe-
richte. . die die prinzipielle Frage nach dem Bestand der
Menschlichkeit stellen.- Erich Tschinkel. geborener Stei-
rer. in St. Johann in Tirol lebend. konfrontiert uns mit einem
lebensgroß. sehr gegenständlich, aber in einem distanzie-
renden Grau-Schwarz gehaltenen Menschenbild. Seine
Männer sind. ganz gleich. ob sie stehen. liegen oder was
immer sie machen. in ein Koordinatensystem eingespannt.
Der Betrachter wird zu Vergleichen herausgefordert.
(5. 7.-30. B. 1981) - (Abb. 15. 16)
Kärnten
Klagenfurt! Große Galerie im Künstlerhaus
Harald Schreiber
366 Zeichnungen. jeden Tag eine (es handelte sich um ein
Schaltjahr). in Bleistift. Farbstilt. Aquarell. Gouache. Tu-
sche, Mischtechnlk. alles auf Papier. gaben uns einen Ein-
blick in die sehr persönliche Geschichtsauffassung. in die
Vorliebe zu verschiedenen Künstlern der Vergangenheit
und in die Lebensbezogenheit des Malers. Auf fast allen
Blättern tauchen. gleich Ausgrabungenl. Wiedergaben be-
kanntar Kunstwerke auf. Eine starke Bevorzugung von
Frühkulturen ist gegeben. Die Gruppierungen scheinen
eherzufällig, haben aber letztlich wohl Bezogen heit zu dem
offenbar unbelasteten Verhältnis Schreibers zur Geschich-
te. Arnulf Flohsmann nennt es ein ßkindhaltes Staunen-i.
Dieses Kindhaite äußert sich auch in einem piktographi-
schen Signum. welches auch ein Dabeisein des Autors in al-
len seinen Zeichnungen mlt einschließen soll und damit
wohl auch ein über der Zeit stehendes Dasein des einzel-
nen. hier des Zeichners, zu symbolisieren hat. (22. 5:6. 6.
1981) - (Abb. 17)
Villach I Galerie an der Stadtmauer
Karl Bauer
Eine sehr repräsentative und vor altern auch qualitätsvolle
Ausstellung. Der Maler. Nestor der Karntner Kunstszene,
hat sich jederzeit von Moden ferngehalten und ist seinen ei-
genen Weg gegangen. Mancher Zeit belächelt und als out
betrachtet. bewiesen die gezeigten 26 Olbilder und 10 Gra-
phiken. dafi Bauers Grundsätze: Ehrlichkeit der Aussage.
Beherrschung des Materials und der Technik, alle Zeiten
und Moden überdauert. In den Landschaftsbildern sind die
Farben zurückgenommen. still. gesättigt. Die figuralen Dar-
stellungen. hier in der Mehrzahl. zeigen bei aller kraftvollen
Farbigkeit eine vornehme Zurückhaltung. Der Aufbau und
das Kolorit der pastos gemalten Bilder läßt an eine mediter-
rane Atmosphäre denken. lkonenhaft blicken uns die Ge-
sichter dieser Menschen aus einer humanen Distanz entge-
gen. Ftaum ist um jeden. und jeder Iäßt auch dem anderen
Raum. (20. 5.713. G. 1981) - (Abb. 18)
Steiermark
Graz I Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum
Hans Florey
Der Künstler ist sowohl Maler als auch Musiker. seine 48
ausgestellten Farbtafeln zeigen einmal eine systematische
Farbdarstellung der von Matthias Hauer entdeckten Tropen
in 35 Grundbildern sowie verschiedene Modelle der verän-
derten Grundbilder. Tropen-Studien. Farb-KIangtransposi-
tionen u. ä. Der 1931 in Salzburg Geborene ist Professor an
der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Graz
und Mitglied der Wiener Secession. Er arbeitet mit ei-
ner Gruppe konstruktiver Künstler zusammen. Die ausge-
stellten Objekte in Ihrer Folge zu erfassen werden eine ge-
wisse theoretische Vorbildung und Eignung erfordern.
(Q. 7.-27. B. 1951)
Jakob Gauermann
Auf Grund einer umfangreichen Arbeit von Frau Dr. Eva
Marko über den Maler wurde diese 110 Objekte umfassende
"n:
große Schau über den Kammermaler des Erzherzogs Jo-
hann gestaltet. 1773 bei Stuttgart geboren. ist Jakob Gau-
ermann ab 1806 in Wien ansässig und ab 1511 im Dienste
des steirischen Habsburgers. Hier wurde deutlich die Be-
deutung des Malers für die österreichische Malerei des Bie-
dermeiers herausgearbeitet. Aus allen Lebensabschnitten
Jakob Gauermanns waren Beispiele vertreten. Wenn auch
die druckgraphischen Blätter überwiegen - allein das Lan-
desmuseum besitzt 60 dieser Arbeiten -. so geben doch
auch einige Beispiele der Ölmalerei und eine ganze Anzahl
von Aquarellen Einblick in die ganze Schaffensbreite des
Künstlers. Deutlich konnte man den Stilwandel von den
Frühwerken Jakob Gauermanns, die noch vom Rokoko und
Klassizismus geprägt waren. verfolgen. Jakob Gauermann
leitet. nach Eva Marko, im Landschafts- und Genrefach zu
einer neuen Formensprache über. die sich etwa bei seinem
Sohn Friedrich Gauermann dann voll entfaltet. Ein - leider
nur hektographierter- sehr gründlich ausgearbeiteter Ka-
talog mit einer grundlegenden Darstellung von Leben und
Werk des Meisters aus der Feder von Eva Marko. mit Litera-
turhinwelsen und einem Werkverzeichnis der ausgestellten
Arbeiten sowie einigen Blldwiedergaben. ergänzte die
Schau. (9. 7.727. 8. 1981) - (Abb. 19)
Oberösterreich
Linz I Stadtmueeum Nordico
Herbert P. Scheithauer
Der 1941 in Zwickau Geborene versucht durch technische
Darstellungen reiner Linearität das Element der Spannung
festzuhalten. Scheithauer. der viel in der Welt gereist ist. will
den Raum aufzeigen. einen Raum. der immer wieder durch
Spannungen gekennzeichnet ist. Scheithauer meint auch.
daB die Spannung ein leitender Faktor unseresZusammen-
lebens ist. daß sie nicht nur eine negative Wirkung hat. son-
dern auch zu allem positiven Zueinander erforderlich sei.
Seine Gestaltungen haben etwas Exaktes. und sein erklär-
tes Ziel ist. auch eine größere Kreativität in der technischen
Darstellung zu erreichen. denn die Technik. so meint er. sei
-die spannendste Kunst unserer Tage-r. (26. 5.-21. 6. 1981)
P (Abb. 20)
Karl-Heinz Haiböck - Fotos
Den 1947 geborenen Oberneunkirchner beschäftigt schon
seit seiner frühesten Jugend die Landschaft. Einst ver-
suchte er ihr zeichnend und malend näherzukommen. nun
ist die Kamera sein Gestaltungswerkzeug. --Haiböcks Land-
schaftsfotog rafien sind formale Analysen der ilächigen und
räumlichen Strukturen. sind Aussagen über Wesensmerk-
male. die den Charakter einer Landschaft ausmachen." Es
ist erfreulich. daß im Ncrdico immer wieder den Fotografen
eine Möglichkeit. ihre Werke zu präsentieren. geboten wird.
(27. 5:21. e. 1981)
Niederösterreich
Krems I Raitfeisenkasse
Leo Zogmayer
Der 1949 in Krems geborene Künstler richtete sich 1978 in
seiner Heimatstadt ein Kupferdruckatelier ein. und seither
verließen verschiedene Mappenwerke aus seiner Hand
diese Werkstatt. Seine Graphikzyklen in den verschiedenen
Techniken machten ihn bald bekannt. Auch in dieser Aus-
stellung. die leider aus Platzgründen nur eine kleine Aus-
wahl bieten konnte. waren die verschiedensten Arbeitswei-
sen vertreten. So waren Lithographien, Radierungen. aber
auch originale Federzeichnungen zu sehen. Das Motiv ist
bei Zogmayer immer wieder die Landschaft. genauer. ein
Ausschnitt dieser, ein Objekt in der Landschaft. wie es eine
Baum- oder Eluschgruppe ist. wie es aber auch Häuser. Sta-
dein. Mauern sind. Es gelingt ihm. mit lockeren Strichen die
Atmosphäre anzuzeichnen und dann in massierten Strich-
verdichtungen gewisse Objekte kontrapunktisch zu fixie-
ren. wobei es ganz gleich ist. ob es sich dabei um ein inter-
essantes Bauwerk oder um ein Grasbüschel handelt. immer
spricht die Graphik aus sich heraus. (25. 6-3. 9. 1951) -
(Abb. 21)
Eichgraben I Verein für Kunst und Kultur
Jutta Waloschek
Die Künstlerin ist Österreicherin und lebte lange Zeit in Ar-
gentinien. wo sie auch mitetiichen auszeichnenden Preisen
bedacht wurde. Sie zeigte Tapisserien und Bilder. Als letzte
Arbeiten entstanden große Textilappllkationen. ein Tripty-
chon, dem Liebespaar gewidmet. doch gibt es auch Klein-
formate. fast in Briefformat. Jutta Weloschek ist ebenso
eine unermüdliche Malerin und Zeichnerin. "Wie an einem
Faden halte ich an der Linie fest: Weg durch die Papierland-
schaft. rettend in den (das) Bereich der eigenen Frei-
heit . . .-. sagt sie. Wie ein aufgerollter Faden ohne Ende rol-
-len.eben diese Linien oft über das Papier. (20. 6-19. 7.
1981) - (Abb. 22)
Burgenland
Oslip I Cselley-Mühle
Susanne Popeika - Hanna Schimek - Barbara 1
S. Popelka. geb. 1949 in Hallein. zeigte r-Selbstdarsi
gen- und ein noch in Arbeit befindliches Projekt nFig
parks. Die Zeichnungen und Olbilder der Selbstdarst
gen weisen die Einsamkeit und persönlichen Schwiei
ten (die ja nicht nur die der S. P. sind). Der Figurenpa
den Menschen in seiner Abhängigkeit zur Umwelt (v
glauben. zu jeder!) zeigen. H. Schimek. geb. 1948 in
stellte Zeichnungen und Olbilder. die in den letztenJ
entstanden sind. vor. Großflächig. in bedrückenden K
nationen verschiedener Ausschnitte wird ein Zi
menschlicher Existenz abgelegt. B. Szüts, geb. 195i
sentiert figurale Ölbilder und Aquarelle. Puppenhafte(
ten in traumhaften Gruppierungen legen Tiefensch
frei. (a. e.-6. 7. 1981)- (Abb. 23. 24) Alois
Buchbesprechung
Wilhelm Mrazek. Forster. Ein Maler und Ma
Künstler des Wiener Jugendstils. Belvederel
A. Hadwiger. Wien 1981. 176 Seiten. öS 750.-
Der Autor. bis 1979 Direktor des Österreichischen Mu
fürangewandte Kunst in Wi n. istfürdie Behandlung
Themas besonders prädestiniert. sind doch Forsters
ten hauptsächlich auf dem Gebiet der -angewai
Kunst zu finden. Auch hat sich Wilhelm Mrazek lang
intensiv mit den künstlerischen Strömungen der Ja
dertwende beschäftigt. Zu guter Letzt wurde erst duri
wichtige Ausstellung in dem von ihm geleiteten M
der Künstler wiederentdeckt.
Leopold Forster. geboren 1878, war der Gründer derl
Mosaikwerkstätten und der Edelglaswerke in Stoc
Niederösterre h Mrazek bettet seine Darstellung v(
sters Schaffen in das breite Bett der Geschehnisse i
Jahr 1900. Er zeigt in klar und übersichtlich gestaltet
piteln die Ablaufe des Kunstgeschehens. die Protagc
und deren Nachfahren. Besonders wird die wichtigi
der Kunstgewerbeschule und ihrer Lehrer gewürdig
pold Forster. ein Schüler Kclo Mosers. der an der gi
ten Schule unterrichtete. stellte schon 1903104 gerne
mit allen Großen jener Zeit erfolgreich mit der i-Vereii
Wiener Kunst im Hausr- aus. Das Plakat für diese Sc
von ihm gestaltet. Die gezeigten Aquarelle und die "i
rabilder der Elauerntypen seiner Heimat erinnern an c
kannten Ferdinand Andri. Schriften und lnseratenan
haben eine strenge ornamentale Fassung. Besondei
beweisen seine Mosaikarbeiten eine sehr persönlic
neuerungsbestrebung. Seine Qualität wurde. wie l
mit Texten zeitgenössischer Kritiker und Kunstkenn
Ludwig Hevesi, Josef August Lux und Berta Zucker
belegt. bereits damals erkannt und gewürdigt. Nebi
sem umfassenden und für alle verständlichen. mit via
taten versehenen Text bringt das Buch 155 Abbild:
alle auf Kunstdruckpapier und in einer ausgezeicl
Wiedergabe. Sehr eindrucksvoll sind die 66 farbigen
von den Aquarellen. Plakaten. Temperaarbeiten. V01
aber von den Mosaiken und Glasfenstern in den Kircf
Steinhof und der Dr.-Karl-Lueger-Gedächtniskircl
WienerZentralfriedhof sowie in verschiedenen Lokal
Privathäusern. Eine besondere Überraschung sind c
ren Formen der Glaser und Flaschen aus den von l
geleiteten Stockerauer Edelglaswerken.
Ein Buch. das bis zu dem stilgerechten Vorsatzpa
Auswahl und Durchführung dem Anlaß entsprecher
stergültig gestaltet wurde. Ein Buch. das einem lil
Unrecht vergessenen K" stler wieder seine ihm g
rende Stellung einräumt. Ein Buch. das jedem Kunz
essierten und Freund des Jugendstils zu empfehler
AlciS