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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXVI (1981 / Heft 178 und 179)

Aktuelles KunstgeschehenIÖsterreich 
 
Landeck I Schloßmuseum 
Tone Fink - Hans Ladner - Flobert Scherer - Erich 
Tschinkel 
Im Rahmen des -Prisma Landeck-i. einer Begegnung der 
Künstler der Alpenregion. werden, wie Gert Ammann sagt, 
i-punktuella Akzente vorgestellte. Tone Fink. der in Wien le- 
bende Vorarlberger. zeigte neue Materialbilder. Es ist der 
Mensch. der bei allen vier Künstlern im Mittelpunkt der ge- 
zeigten Arbeiten steht. und Tone Fink macht uns mit seinen 
"Tastbildern". mit den Überklebungen die Verletzlichkeit 
und Verletzungen des Menschen bewußt. die immer wieder 
überkleidet. überklebt, verbunden werden. Hans Ladner, 
der lnnsbrucker Bildhauer. der an der Akademie in Mün- 
chen unterrichtet. ist der realistischste der vier Aussteller. 
Seine Plastiken verleugnen nie das Material, das Auftragen 
der Masse; teigige Elemente prägen oft die expressiven Fi- 
guren. i-Die anatomische Gesetzlichkeit bleibt Grundlage 
seiner iiguralen Bildkonzeptem Flobert Scherer, Südtiroler 
aus Schlanders. brachte Olbiider und Graphiken. Die erste- 
ren sind durchwegs aus den sechziger Jahren. haben aber 
nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. wEs sind Zustandsbe- 
richte. . die die prinzipielle Frage nach dem Bestand der 
Menschlichkeit stellen.- Erich Tschinkel. geborener Stei- 
rer. in St. Johann in Tirol lebend. konfrontiert uns mit einem 
lebensgroß. sehr gegenständlich, aber in einem distanzie- 
renden Grau-Schwarz gehaltenen Menschenbild. Seine 
Männer sind. ganz gleich. ob sie stehen. liegen oder was 
immer sie machen. in ein Koordinatensystem eingespannt. 
Der Betrachter wird zu Vergleichen herausgefordert. 
(5. 7.-30. B. 1981) - (Abb. 15. 16) 
Kärnten 
Klagenfurt! Große Galerie im Künstlerhaus 
Harald Schreiber 
366 Zeichnungen. jeden Tag eine (es handelte sich um ein 
Schaltjahr). in Bleistift. Farbstilt. Aquarell. Gouache. Tu- 
sche, Mischtechnlk. alles auf Papier. gaben uns einen Ein- 
blick in die sehr persönliche Geschichtsauffassung. in die 
Vorliebe zu verschiedenen Künstlern der Vergangenheit 
und in die Lebensbezogenheit des Malers. Auf fast allen 
Blättern tauchen. gleich Ausgrabungenl. Wiedergaben be- 
kanntar Kunstwerke auf. Eine starke Bevorzugung von 
Frühkulturen ist gegeben. Die Gruppierungen scheinen 
eherzufällig, haben aber letztlich wohl Bezogen heit zu dem 
offenbar unbelasteten Verhältnis Schreibers zur Geschich- 
te. Arnulf Flohsmann nennt es ein ßkindhaltes Staunen-i. 
Dieses Kindhaite äußert sich auch in einem piktographi- 
schen Signum. welches auch ein Dabeisein des Autors in al- 
len seinen Zeichnungen mlt einschließen soll und damit 
wohl auch ein über der Zeit stehendes Dasein des einzel- 
nen. hier des Zeichners, zu symbolisieren hat. (22. 5:6. 6. 
1981) - (Abb. 17) 
Villach I Galerie an der Stadtmauer 
Karl Bauer 
Eine sehr repräsentative und vor altern auch qualitätsvolle 
Ausstellung. Der Maler. Nestor der Karntner Kunstszene, 
hat sich jederzeit von Moden ferngehalten und ist seinen ei- 
genen Weg gegangen. Mancher Zeit belächelt und als out 
betrachtet. bewiesen die gezeigten 26 Olbilder und 10 Gra- 
phiken. dafi Bauers Grundsätze: Ehrlichkeit der Aussage. 
Beherrschung des Materials und der Technik, alle Zeiten 
und Moden überdauert. In den Landschaftsbildern sind die 
Farben zurückgenommen. still. gesättigt. Die figuralen Dar- 
stellungen. hier in der Mehrzahl. zeigen bei aller kraftvollen 
Farbigkeit eine vornehme Zurückhaltung. Der Aufbau und 
das Kolorit der pastos gemalten Bilder läßt an eine mediter- 
rane Atmosphäre denken. lkonenhaft blicken uns die Ge- 
sichter dieser Menschen aus einer humanen Distanz entge- 
gen. Ftaum ist um jeden. und jeder Iäßt auch dem anderen 
Raum. (20. 5.713. G. 1981) - (Abb. 18) 
Steiermark 
Graz I Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum 
Hans Florey 
Der Künstler ist sowohl Maler als auch Musiker. seine 48 
ausgestellten Farbtafeln zeigen einmal eine systematische 
Farbdarstellung der von Matthias Hauer entdeckten Tropen 
in 35 Grundbildern sowie verschiedene Modelle der verän- 
derten Grundbilder. Tropen-Studien. Farb-KIangtransposi- 
tionen u. ä. Der 1931 in Salzburg Geborene ist Professor an 
der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Graz 
und Mitglied der Wiener Secession. Er arbeitet mit ei- 
ner Gruppe konstruktiver Künstler zusammen. Die ausge- 
stellten Objekte in Ihrer Folge zu erfassen werden eine ge- 
wisse theoretische Vorbildung und Eignung erfordern. 
(Q. 7.-27. B. 1951) 
Jakob Gauermann 
Auf Grund einer umfangreichen Arbeit von Frau Dr. Eva 
Marko über den Maler wurde diese 110 Objekte umfassende 
"n: 
große Schau über den Kammermaler des Erzherzogs Jo- 
hann gestaltet. 1773 bei Stuttgart geboren. ist Jakob Gau- 
ermann ab 1806 in Wien ansässig und ab 1511 im Dienste 
des steirischen Habsburgers. Hier wurde deutlich die Be- 
deutung des Malers für die österreichische Malerei des Bie- 
dermeiers herausgearbeitet. Aus allen Lebensabschnitten 
Jakob Gauermanns waren Beispiele vertreten. Wenn auch 
die druckgraphischen Blätter überwiegen - allein das Lan- 
desmuseum besitzt 60 dieser Arbeiten -. so geben doch 
auch einige Beispiele der Ölmalerei und eine ganze Anzahl 
von Aquarellen Einblick in die ganze Schaffensbreite des 
Künstlers. Deutlich konnte man den Stilwandel von den 
Frühwerken Jakob Gauermanns, die noch vom Rokoko und 
Klassizismus geprägt waren. verfolgen. Jakob Gauermann 
leitet. nach Eva Marko, im Landschafts- und Genrefach zu 
einer neuen Formensprache über. die sich etwa bei seinem 
Sohn Friedrich Gauermann dann voll entfaltet. Ein - leider 
nur hektographierter- sehr gründlich ausgearbeiteter Ka- 
talog mit einer grundlegenden Darstellung von Leben und 
Werk des Meisters aus der Feder von Eva Marko. mit Litera- 
turhinwelsen und einem Werkverzeichnis der ausgestellten 
Arbeiten sowie einigen Blldwiedergaben. ergänzte die 
Schau. (9. 7.727. 8. 1981) - (Abb. 19) 
Oberösterreich 
Linz I Stadtmueeum Nordico 
Herbert P. Scheithauer 
Der 1941 in Zwickau Geborene versucht durch technische 
Darstellungen reiner Linearität das Element der Spannung 
festzuhalten. Scheithauer. der viel in der Welt gereist ist. will 
den Raum aufzeigen. einen Raum. der immer wieder durch 
Spannungen gekennzeichnet ist. Scheithauer meint auch. 
daB die Spannung ein leitender Faktor unseresZusammen- 
lebens ist. daß sie nicht nur eine negative Wirkung hat. son- 
dern auch zu allem positiven Zueinander erforderlich sei. 
Seine Gestaltungen haben etwas Exaktes. und sein erklär- 
tes Ziel ist. auch eine größere Kreativität in der technischen 
Darstellung zu erreichen. denn die Technik. so meint er. sei 
-die spannendste Kunst unserer Tage-r. (26. 5.-21. 6. 1981) 
P (Abb. 20) 
Karl-Heinz Haiböck - Fotos 
Den 1947 geborenen Oberneunkirchner beschäftigt schon 
seit seiner frühesten Jugend die Landschaft. Einst ver- 
suchte er ihr zeichnend und malend näherzukommen. nun 
ist die Kamera sein Gestaltungswerkzeug. --Haiböcks Land- 
schaftsfotog rafien sind formale Analysen der ilächigen und 
räumlichen Strukturen. sind Aussagen über Wesensmerk- 
male. die den Charakter einer Landschaft ausmachen." Es 
ist erfreulich. daß im Ncrdico immer wieder den Fotografen 
eine Möglichkeit. ihre Werke zu präsentieren. geboten wird. 
(27. 5:21. e. 1981) 
Niederösterreich 
Krems I Raitfeisenkasse 
Leo Zogmayer 
Der 1949 in Krems geborene Künstler richtete sich 1978 in 
seiner Heimatstadt ein Kupferdruckatelier ein. und seither 
verließen verschiedene Mappenwerke aus seiner Hand 
diese Werkstatt. Seine Graphikzyklen in den verschiedenen 
Techniken machten ihn bald bekannt. Auch in dieser Aus- 
stellung. die leider aus Platzgründen nur eine kleine Aus- 
wahl bieten konnte. waren die verschiedensten Arbeitswei- 
sen vertreten. So waren Lithographien, Radierungen. aber 
auch originale Federzeichnungen zu sehen. Das Motiv ist 
bei Zogmayer immer wieder die Landschaft. genauer. ein 
Ausschnitt dieser, ein Objekt in der Landschaft. wie es eine 
Baum- oder Eluschgruppe ist. wie es aber auch Häuser. Sta- 
dein. Mauern sind. Es gelingt ihm. mit lockeren Strichen die 
Atmosphäre anzuzeichnen und dann in massierten Strich- 
verdichtungen gewisse Objekte kontrapunktisch zu fixie- 
ren. wobei es ganz gleich ist. ob es sich dabei um ein inter- 
essantes Bauwerk oder um ein Grasbüschel handelt. immer 
spricht die Graphik aus sich heraus. (25. 6-3. 9. 1951) - 
(Abb. 21) 
Eichgraben I Verein für Kunst und Kultur 
Jutta Waloschek 
Die Künstlerin ist Österreicherin und lebte lange Zeit in Ar- 
gentinien. wo sie auch mitetiichen auszeichnenden Preisen 
bedacht wurde. Sie zeigte Tapisserien und Bilder. Als letzte 
Arbeiten entstanden große Textilappllkationen. ein Tripty- 
chon, dem Liebespaar gewidmet. doch gibt es auch Klein- 
formate. fast in Briefformat. Jutta Weloschek ist ebenso 
eine unermüdliche Malerin und Zeichnerin. "Wie an einem 
Faden halte ich an der Linie fest: Weg durch die Papierland- 
schaft. rettend in den (das) Bereich der eigenen Frei- 
heit . . .-. sagt sie. Wie ein aufgerollter Faden ohne Ende rol- 
-len.eben diese Linien oft über das Papier. (20. 6-19. 7. 
1981) - (Abb. 22) 
Burgenland 
Oslip I Cselley-Mühle 
Susanne Popeika - Hanna Schimek - Barbara 1 
S. Popelka. geb. 1949 in Hallein. zeigte r-Selbstdarsi 
gen- und ein noch in Arbeit befindliches Projekt nFig 
parks. Die Zeichnungen und Olbilder der Selbstdarst 
gen weisen die Einsamkeit und persönlichen Schwiei 
ten (die ja nicht nur die der S. P. sind). Der Figurenpa 
den Menschen in seiner Abhängigkeit zur Umwelt (v 
glauben. zu jeder!) zeigen. H. Schimek. geb. 1948 in 
stellte Zeichnungen und Olbilder. die in den letztenJ 
entstanden sind. vor. Großflächig. in bedrückenden K 
nationen verschiedener Ausschnitte wird ein Zi 
menschlicher Existenz abgelegt. B. Szüts, geb. 195i 
sentiert figurale Ölbilder und Aquarelle. Puppenhafte( 
ten in traumhaften Gruppierungen legen Tiefensch 
frei. (a. e.-6. 7. 1981)- (Abb. 23. 24) Alois 
Buchbesprechung 
Wilhelm Mrazek. Forster. Ein Maler und Ma 
Künstler des Wiener Jugendstils. Belvederel 
A. Hadwiger. Wien 1981. 176 Seiten. öS 750.- 
Der Autor. bis 1979 Direktor des Österreichischen Mu 
fürangewandte Kunst in Wi n. istfürdie Behandlung 
Themas besonders prädestiniert. sind doch Forsters 
ten hauptsächlich auf dem Gebiet der -angewai 
Kunst zu finden. Auch hat sich Wilhelm Mrazek lang 
intensiv mit den künstlerischen Strömungen der Ja 
dertwende beschäftigt. Zu guter Letzt wurde erst duri 
wichtige Ausstellung in dem von ihm geleiteten M 
der Künstler wiederentdeckt. 
Leopold Forster. geboren 1878, war der Gründer derl 
Mosaikwerkstätten und der Edelglaswerke in Stoc 
Niederösterre h Mrazek bettet seine Darstellung v( 
sters Schaffen in das breite Bett der Geschehnisse i 
Jahr 1900. Er zeigt in klar und übersichtlich gestaltet 
piteln die Ablaufe des Kunstgeschehens. die Protagc 
und deren Nachfahren. Besonders wird die wichtigi 
der Kunstgewerbeschule und ihrer Lehrer gewürdig 
pold Forster. ein Schüler Kclo Mosers. der an der gi 
ten Schule unterrichtete. stellte schon 1903104 gerne 
mit allen Großen jener Zeit erfolgreich mit der i-Vereii 
Wiener Kunst im Hausr- aus. Das Plakat für diese Sc 
von ihm gestaltet. Die gezeigten Aquarelle und die "i 
rabilder der Elauerntypen seiner Heimat erinnern an c 
kannten Ferdinand Andri. Schriften und lnseratenan 
haben eine strenge ornamentale Fassung. Besondei 
beweisen seine Mosaikarbeiten eine sehr persönlic 
neuerungsbestrebung. Seine Qualität wurde. wie l 
mit Texten zeitgenössischer Kritiker und Kunstkenn 
Ludwig Hevesi, Josef August Lux und Berta Zucker 
belegt. bereits damals erkannt und gewürdigt. Nebi 
sem umfassenden und für alle verständlichen. mit via 
taten versehenen Text bringt das Buch 155 Abbild: 
alle auf Kunstdruckpapier und in einer ausgezeicl 
Wiedergabe. Sehr eindrucksvoll sind die 66 farbigen 
von den Aquarellen. Plakaten. Temperaarbeiten. V01 
aber von den Mosaiken und Glasfenstern in den Kircf 
Steinhof und der Dr.-Karl-Lueger-Gedächtniskircl 
WienerZentralfriedhof sowie in verschiedenen Lokal 
Privathäusern. Eine besondere Überraschung sind c 
ren Formen der Glaser und Flaschen aus den von l 
geleiteten Stockerauer Edelglaswerken. 
Ein Buch. das bis zu dem stilgerechten Vorsatzpa 
Auswahl und Durchführung dem Anlaß entsprecher 
stergültig gestaltet wurde. Ein Buch. das einem lil 
Unrecht vergessenen K" stler wieder seine ihm g 
rende Stellung einräumt. Ein Buch. das jedem Kunz 
essierten und Freund des Jugendstils zu empfehler 
AlciS
	        
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