10 Seidenlampas lanciert und mit Lahngoldiaden broschiert.
ltalien,14.Jh.
11 Brokatell brnschieri, Ph. Haas B. Söhne, Waen, um 1873
spielte Der Wert der hier gesammelten historischen
Originale lag nicht so sehr in ihrem Geschichte dokue
mentierenden Charakter und nur sekundar in der ästhe-
tischen Wirkung Vorrangig war die Verwertbarkeit als
Muster für eine aktuelle Produktion.
Formal zeigen die historistischen Stolte die charakteri-
stischen Merkmale von Kopien. Einerseits wird größter
Wert darauf gelegt. das hochgeschatzte Vorbild möge
lichst genau zu iilrnltlerenii, andererseits scheut man
sich nicht, Details zu vereinfachen, und ist stolz darauf,
vermeintlich erkannte Fehler des Originals korrigieren
zu konnen So trischt man z. B die oft ausgeblichenen
Farben des Vorbildes auf oder verandert sie ganz. lllml'
liiIlOrlri meint hier keinestalls, das Alter und die daraus
resultierende Wirkung mitzukopieren
Halt man sich bei den gleichzeitigen historistischen
iiKlfChetlSlülfefltt an einen der wichtigen. wenn auch
nicht einzigen, ursprunglichen Gebrauchszusammen-
hangederVorbilder,sowirdclieserbeiDekorstoffen,die
die gleichen Vorbilder haben. bewußt verlassen und sie
erhalten eine vollkommen neue Funktion. Wenn Les-
sing diese Verschiebung verteidigt und rechtfertigend
darauf verweist, daß die italienischen Seiden auch
schon im 14. und 15. Jahrhundert nicht nur in Kirchen
rq M,
verwendet worden sind. negiert er vollkommen die
neue, nämlich iibüfgefliChföti Komponente im Gebrauch
von Stollen, die jetzt zur lnneniaumgestaltung dieser
gesellschaftlichen Schicht, die das 19. Jahrhundert
pragt. geschallenwurden Wenn die lruhen Stoffe auch
nichtnurderKlerusverwendethatte. sowaren siedoch
ihrer wertvollen und raren Materialien und der relativ
aufwendigen Herstellung wegen fast ausschließlich
dem Adel vorbehalten
Eine gewisse Exklusivität allerdings mussen auch die
Haasschen Stoffe gehabt haben, denn daß sie lur eine
Weltausstellung produziert und von den fachkundigen
Berichterstattern sehr gelobt wurden, bedeutet KBIHGS
falls, daß sie auch bei den Käufern ein breites Echo lan-
den. Die Quellen belegen eher das GegenteilÜ
Die Voraussetzungen fur eine weitere Verbreitung wa-
ren durch moderne Produktionsmethoden aber durch-
aus gegeben. Trotz allerTheorien des 19, Jahrhunderts
zum Kunst-Handwerk, die eine Abkehr von der lltdLlr
striellen Herstellung propagierten, wurden diese Stoffe
auf mechanischen Jacquardwebstühlen wesentlich
einfacher, schneller und deshalb in größeren Mengen
produziert alsdie aufwendigen Gewebe des Spätmittel-
alters. Das Material wird, der neuen Funktion und den
Anmerkungen 41 - 44
" S0 schreib! Lessing H. a. 0.. S. 155. zur Verwendung de! von Ihm Slrllü
abgelehnten Blumen EIS V0n einer Musterung, Iin welcher wl! noch mils
len inne leben um! welche au! de! Wiener Aussrellung die breite MBSSQ
de! Produldlun völlig behenschil. Und De! H Frauenberger: Die Kunst-
lndnslrle au! der Parissr Weltausstellung 1578. Lelpllg 1879. S. 11.
heiß! es. ndass nach mehr als einem Vlerteljahlhunderi angestrengte-
sler Thäligkeil de! sChüler Sempefs nur sen! wenige produzierende
Firmen der modernen Gescnmacksrichlung gewonnen worden sma-
" G. Semper. a. E. 0.. 1884. S 15.
" K. Moser: Flächenschmuck. ln' Die Quelle, lll, 0. J. (1901)
" Vgl z. B : A Rlegl: Siillragen, Grundlegungen zu einer Geschichte de!
Omamermk Berlin 1893. S IX: wDamiterscheintem Grundsatz hinweg-
geräumt, der die gesamte Kunsilehra seit 25 Jahren souvermn bar
herrschte: die Idenlmcirung de! Textilorriamemik mit Flächenverzie-
rung oder Flachomarnenllk schlechlweg. . Die Flächenvsrzlerunq
wird zur höheren Ernhen. die Textilverllerunq zur subordmlerten Tnell-
elnneil. gleichwertig anderen llächenverliemndßn Künsten! Rieql
sein sich mehrfach kriiisch mir ssmpsrs Theorien auseinander. so
lehnt er die wenerias Betrachtung historische! Stile ab und setzlslch
lür eine wsrtlrele Betrachtung der Kunst ein Vgl. l. B. wDle Sßllrüml-
scheKunslinduslnscuwrsn!901.bes.lndsr Elrrleiluhg. Danrvlslslcner
eine gedankliche Parallele zur Ablehnung bestimmter als vorbildlich
geltender nisturlsche! Vnrbilderdurch dlS Künstler der Zelt um 1900 zu
sehen