auch die Kamine für den Salon des 1 . Stockes und 1888
den Kamin für die Bibliothek. Die Entwürfe, die im übri-
gen noch vorhanden sind, wurden ausgeführt. Die Ka-
mine sindmächtig undhistorisierend. der Kamindes Sa-
lons dem Stil des reichen Barockplafonds angeglichen.
Einige Jahre später entwarf Professor Ortwein auch für
die reichhaltige und vielfältige Schloßbücherei die Bi-
bliothekskästen. die von beinahe zeitloser Einfachheit
sind.
Um das Bild des Burgherren Fritz Reininghaus abzurun-
den, wollen wir festhalten, daß er im Laufe eines Lebens
neben seiner Obsorge für seinen Stammsitz zahlreiche
Publikationen verfaBte, Artikel und Schriften, in denen
er aktuelle, meist soziale Probleme behandelte. So u. a.
über Fortbildung von Strafgefangenen, den Schutz von
Kriegsgefangenen, die Frage der ledigen Kinder, und
während des Ersten Weltkrieges Schriftenzur Ehrenret-
tung der Zentralmächte. Lebenslang beschäftigten ihn
auch physikalische und mathematische Probleme, wie
z. B. Kalenderreformen und verschiedenste Erfindun-
gen.
Dem Reisenden, der, entlang der Mur kommend, die
aufragende Burg von Süden her betrachtet, wird eine
kleine krenelierte Mauer zwischen den höheren Da-
chern auffallen. Dahinter, auf einer kleinen Terrasse,
betrieb Fritz Reininghaus mit damals modernsten In-
strumenten astronomische Studien. Als höchst bemer-
kenswert wird das auf Rabenstein noch völlig intakte
Hausteleton aus der Zeit der Jahrhundertwende ange-
sehen. DerSchloBherrbesaBauch fürdieZeit hervorra-
gende Meßgeräte und fotografische Ausstattungen.
Daß Fritz Reininghaus, so charakterisiert ihn Sigurt Flei-
ninghaus, derSohn, vorbildlich der Familie- Frau Me-
nedora geb. Ranzoni, dem Sohn Sigurt, den drei Töch-
tern - vorstand, pragt sein Bild vollends. Besonders
seine Frau lenkte umsichtig und in allen Lagen die wech-
selvollen Geschicke Fiabensteins entscheidend mit.
Fritz Reininghaus, von großzügiger Wesensart, fühlte
sich einem starken caritativen Engagement verpflich-
tet, welches ihn des öfteren in ein Dilemma zwischen
Obsorge für Familie, Schloß und der Hilfe für andere
brachte. Zur Verdeutlichung seiner persönlichen Prä-
gung müssen wir festhalten, daß er, im Zeitalter des Li-
beralismus aufgewachsen, vielen damit zusammen-
hängenden ldeen anhing. Er trat demzufolge aus der
katholischen Kircheaus,achteteaberdennoch aiswirk-
licher Liberaler stets die Überzeugung anderer. Dies
drückte sich etwa darin aus, daß rund 100 Jahre nach
seinem Austritt aus der Kirche die Schloßkapelie aufHa-
benstein in so vorzüglichem Erhaltungszustand war,
daß kurz nach dem Tode seines Sohnes Sigurt Reining-
haus ohne jedweden Aufwand oder Änderung daselbst
eine heilige Messe gefeiert werden konnte. Letzteres
war natürlich auch dem verdienstvollen Wirken Sigurt
Reininghaus selberwährendderletzten SOtruchtbaren
Jahre aut Rabenstein zuzuschreiben. In der erwähnten
Niederschrift berichietSigurt Reininghaus: vMeinVater
behauptete ein Demokrat zu sein, erwar es auch. Als er
einmal in Zürich nach einer kleinen Operation zu Prof.
Sauerbruch sagte, wer sei ein Demokratrr, erwiderte
Sauerbruch: itSie sind der ärgste Autokrat den ich ken-
nenlernteri Für die Haltung des Schlosses einigerma-
ßen von Bedeutung war, daß Mitteder90erJahre des vo-
rigen Jahrhunderts Fritz Reininghaus mit seiner Familie
nach Zürich übersiedelte. Nunmehrteilte man halbjäh-
rig die Aufenthalte zwischen Zürich und Burg Raben-
stein. in die einschneidenden wirtschaftspolitischen
Veränderungen der Nachkriegsjahre wurde auch Fritz
Reininghaus mit hineingezogen. Er verlor in den 20er
Jahren durchdie Inflation den Großteil seines bedeuten-
den Vermögens. Ermußtesein Haus in Zürich verkaufen
und zog sich mit seiner Familie auf Schloß Rabenstein
zurück. Ohne wahrhaben zu wollen, daß er den Großteil
seines Vermögens verloren habe, starb er 1933 in dem
Bewußtsein, immer noch wohlhabend zu sein.
Sigurt Reininghaus brachte nach dem Tode seines Va-
ters eine Gedächtnistafel in dem Felsen unter dem Bal-
kon des Rittersaales an: iiFritz Reininghaus, Dominus
QA
Huic Casteli MCCMIJXXVIII - MCMXXXIII. Defensor
libertatis, veritatis, iustitiae, protector pauperum."
Sigurt Reininghaus folgte seinem Vater. in Rabenstein
am 12.Juli 1894 geboren, erfuhrereine sehrgründliche
humanistische Erziehung. Die unbeschwerte Kindheit
und Jugend aut dem Schioß ließen in ihm früh die Nei-
gungfürdenAnsitzkeimen.SigurtFieininghausvomva-
ter streng erzogen, empfand dessen extreme Gefühle
fürGerechtigkeit und Wahrheit -oft im Übermaß ange-
wendet - nicht als hemmend, denn er lebte uneinge-
schränkt danach. lntrovertiert, begegnet er allem Un-
recht scharfstens, und die oben zitierte Tafel des Ge-
dächtnisses für den Vater gilt im Prinzip auch für den
Sohn Sigurt Reininghaus. Die Übersiedlung der Familie
indieSchweizwurdebestimmendfürdenverlaufseines
weiteren Lebens. Nach Absolvierung der entsprechen-
den Schulen, promovierte er an der ETA (Eidgenössi-
schenTechnischen Hochschule)undwurdeArchitekt in
Zürich. Als Offizier der Schweizer Armee erinnerte er
sich mit Stolz an den Dienst mit der Waffe. Als Oberleut-
nant diente er in beiden Weltkriegen. Seine eigentliche
Heimat aber blieb das steirische SchloB Rabenstein.
immer wieder riefen ihn, den hochbegabten Architek-
ten, seineSohnespflichten heim nach Rabenstein, woer
sich stets fürdessen Erhalt und Bestand einsetzte. Dies
beweist folgendes in seiner Niederschrift: nSeit meiner
Sigurt und Fluth Reininghaus
frühestenJugendwaresmeinsehnlichsterWunsch, un-
ser Heim zu erhalten, dessen Erhaltung oft in Frage
stand und auch immer neue Probleme aufwarf. Wirwa-
renmitalIenTeilendesSchlosses, innenundaußen, und
mit der Umgebung eng verbundener Gerade dieser Um-
gebung und ihren Menschen widmete er als Burgherr
einen beträchtlichen Teil seiner Zeit. So, wie in alten
Zeiten auf Vischers Stich der öffentliche Verkehr der
alten Murtalstraße durch das Schloß Rabenstein führte.
durften auch die Anwohner, Bergbauern und deren Kin-
der abkürzend den Weg nehmen. Was diese Treue zu
Rabenstein an Opfern verlangte, bezeugt eine Tage-
bucheintragung: w. . . heute kam aus Zürich die Verstän-
digungdaßder Briiiantschmuckverfallen war, welchen
wirversetzen mußtenir Doch nichts hinderte Sigurt Rei-
ninghaus dem Schlosse durch weitere 60 Jahre uner-
schütterlich die Treue zu halten und der Steiermark ein
Kulturdenkmal zu erretten.
Unter vielen Interessen pflegte Sigurt Reininghaus be-
sondersdie Heimatkunde,wasinAquareliemZeichnun-
gen oderauch in Fotografien seinen Niederschlag fand.
Manche Gebaudein der Umgebung des Schlosses, wel-
che heute längst zerstört oder verändert sind, wurden
so von ihm in ihrem Bestand festgehalten. Er scheute
nicht, in allen Bereichen kundig bei Arbeiten zur Erhal-
tung des Schlosses selber mit Hand anzulegen. (Fast
Legende ist ein höchst gefährlicher Einsatz bei dem
schweren nächtlichen Unwetter, als er allein in schwin-
delnder Höhe ein Sturmloch im Dache des Saaltraktes
zu flicken begann.)
Umfassende Kenntnisse der künstlerischen Materia-
lien bis zu Werken der hohen Kunst, besonders der asia-
tischen, waren ihm eigen, und er betonte stets, daß er
sich der europäischen Kultur und Tradition zutiefst ver-
bunden fühle.
in den ZOerJahren war Sigurt Reininghaus Mitglied der
Grazer Secession und verkehrte gern im Kreis ihrer Mit-
glieder. Mitdem MalerWilhelmThönystanderjahrzehn-
telang im Briefwechsel und Thöny erwähnte auch gerne
in Briefen diegemeinsam verbrachten Stunden. Von der
Hand Wilhelm Thönys stammt ein Bild von Schloß Fla-
benstein.
Eine entscheidende Wendung nahm Sigurt Reining-
haus' Leben, als er in der Schweiz mit einer Züricherin,
Fiuth Boiler, bekannt wurde und sie heiratete. Zur Freu-
de Sigurts wurde seine Frau eine echte Fiabensteinerin
undermeintübersie: vlchweilikdaßmeineFrau ihre alte
italienische Testore-Geige ebenso innig liebte, wie ich
Rabenstein. Wir haben hier über 40 Jahre glücklich in
Leid und Freud zusammen gelebt und Ruth sich mit gan-
zer Kraft ihrer neuen Aufgabe gewidmet. Sie hat mir
auch in mehrfacher Weise unermüdlich geholfen, Ra-
benstein zu erhalten und hat es auch geliebtr Letzteres
wurde unter Beweisgesteilt. als die schweren Jahre des
Zweiten Weltkrieges zu überstehen waren und in der un-
mittelbaren Nachkriegszeit, als sie mutig in kritischer
Phase, 1945146, agierte. Ftuth Reininghaus war eine
echte Schweizerin, arbeitsam, treu und heiter. Ohne die
sogeliebte Frau, die in allem bestrebt war ihm zu helfen,
wäre Sigurt nicht in der Lage gewesen, Rabenstein zu
erhalten, die schweren Jahre des Zweiten Weltkrieges
zu überstehen und den Aufbau der Schloßpension
durchführenzu konnenSiewarauch mutig dabei,alsSi-
gurt den Flussen bloßdie Nebentrakte der Burg als Woh-
nung anwies.
Als es spater darum ging, dem Schloß für die Zukunft
entscheidendeine neue Bestimmung zu geben, erkann-
temaninderölfnungund wirtschaftlichen Nutzungeine
erträgliche Form, sowohl die Existenz des Schlosses
wie auch die von deren Bewahrern zu sichern. Auch da-
bei spielte Fluth Reininghaus mitgroßem menschlichen
Geschick im zu besorgenden weiten Areal, in engster
Verbindung zur Natur, gleichwohl im bäuerlich-gärt-
nerischen Bereich wie auch im stets wechselnden Kreis
lebensnotwendigen Gastgebens neben ihren sonstigen
Pflichten eine entscheidende Rolle. Sigurt und Buth Rei-
ninghaus, musisch begabt und aufgeschlossen, gaben
dem nunmehr neu aufkeimenden Leben auf dem
Schlosse eine eigene noble Prägung.
Sigurt Fleininghausdersein Leben(s)einerBurg widme-
te, bestach bis zu seinem Tode durch seinen lebhaften
Geist, seine innere Größe und seine offene Neigung für
alle jene, die ihm näherstanden. Die Größe und der Mut
mit welchem er die schwersten Schicksalsschläge, wie
den frühen Tod seiner Frau, trug, waren bewunderns-
wert. Zurück blieb in seiner geliebten Burg, völlig allein,
derbeinahe blinde Schlcßherr, weiter um seine Burg be-
sorgt. Nie wird der Kreis enger Freunde in der Schweiz
und Österreich die liebe und herzliche Freundschaft
und Gastlichkeit in Rabenstein vergessen.
Das Wirken des Ehepaares - zu ihrem vollständigen
Glück blieben ihnen leider Kinder versagt - hinterläßt
bei allen die es kannten genauso einen tiefen Eindruck,
wie die Schönheit der Lage der Burg und die Kunst des
Architekten.
Der folgende Beitrag über ein so gut wie unbekanntes
Loos-Projekt steht in enger Verbindung zu Rabenstein:
Fritz Reininghaus fungierte als Auftraggeber des gro-
Ben Architekten. Womit deutlich wird, wie sehr sich die
letzten Burgherren von Rabenstein bei allen ihren Vor-
haben stets der Besten ihres Faches bedienten oder
selbst als Architekten zu entwerfen wußten.