V4 Für den Kunstsammler
Franz Wagner
Das Sammeln hervorragender
Druckgraphik
ZurEröffnung desiiRupertinumsri
in Salzburg
Seit es sie gibt, seit dem 15. und dann besonders seit
dem tödahrhundert, erwecktendruckgraphischeWer-
ke oft einen Wettstreit des Sammelns, faszinierten be-
deutende Blatterdie Menschen, waren viel mehr als nur
VehikelfürVerbreitungvon Information. Im t9.Jahrhun-
dert dann, und vor allem in unseren Tagen, wurde das
Drucken von Bildern zu einerderGrundlagen für die op-
tische Überflutung unsererWelt.Aberesentstandauch
ein höchst strittiger Fragenkomplex, was denn eigent-
lich als iiOriginalir undwas als Vervielfältigung, alsiiMul-
tiplikationir zu gelten habe. Geht man von der Tatsache
aus.dem Künstlerheutenuriedeerdenkliche Freiheitin
der Verwendung neuer und neuester Techniken zu ge-
statten, so müssen trotzdem Kriterien aufgestellt wer-
den, was denn wert sei, gesammelt zu werden e nicht
nur in Hinblick auf verbindliche Einsichten und Richtli-
nien für öffentliche graphische Sammlungen.
Es gehört gewiß nicht zur Aufgabe von Museen, jedem
Studenten der Malerei noch vor Abschluß seines Di-
plomsTürundTorfüreineiiersteumfassende Einzelprä-
sentationrt zu öffnen, es gehört eberisowenig zu dieser
Aufgabe,WerkemindererQualitatausdem Depot zu ho-
len und sie einer aus Sattheit an Urteilsunfähigkeit lei-
denden und daheralles beklatschenden Menge als gro-
ße Entdeckung anzubieten. Es ist auch gewiß nicht als
besondere Leistung zu bezeichnen, zum Beispiel -wie
solches erst jüngst in der Bundesrepublik Deutschland
geschehen - ein wenn auch sehr schönes Gemälde
Watteaus für (umgerechnet) 21 Millionen österreichi-
sche Schilling vorden Schreibtisch gehalten zu bekom-
men und das Bild natürlich sofort begeistert zu erwer-
ben.obwohldasselbeWerk kurzvorherbeiChristiesfur
(umgerechnetM Millionen österreichische Schilling zu-
geschlagen worden ist und man überdies erst "hoffen
muß, ein Drittel des Betrages aus Spenden aufzubrin-
genir In manchen Kreisen ist es Mode geworden, die
Forderung nach künstlerischer Qualität als iikulina-
flSChll zu diffamieren. Aberman denke doch einmal dar-
an, wie etwa die Neuerwerbungen der großen interna-
tiunalen Museen vor und nach dem ersten Weltkrieg
ausgesehen hätten, wurden sich die dafurVerantwortli-
chen bei größter Sparsamkeit der verfügbaren Mittel
nicht einzig und allein vom Kriterium der künstlerischen
Qualität geleitet haben lassen.
Werdie Begriffe Salzburg und bildende Kunst miteinan-
der verbindet. wird wissen, wer Friedrich Welz war: für
die klassische Moderne und für das darin grundende
künstlerische Schaffen unserer Tage ist er sein Leben
lang eingetreten. seine Persönlichkeit ist in dieser Zeit-
schrift des öfteren gewürdigt worden, Vor allem hat
Welzstets undimmerjenesQualitätsbewußtsein bewie-
semdasden ProfiliertenseinerGenerationeigenwar;er
empfand und projektierte überregional. In seiner Salz-
burger Galerie 7 bis in die frühen siebziger Jahre die
einzig wesentliche andiesem Ort- hater früh Arbeiten
international wichtiger Künstler oft zum ersten Mal in
Österreich gezeigt, die von ihm zusammen mit Oskar
Kokoschka gegründete Sommerakademie ist in der
ganzen Welt bekannt.
50
t Ernst Bailach, iikriiende Mutter am Bett des schlafenden
Sohnes-r, 1911112 Lithographie
r.)
Giorgio de Chirico,
iiDie Archäo-
IOQEM, um 1935.
Bronze