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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXVIII (1983 / Heft 186 und 187)

ria, Buchbesprechungen 
 
or Griessmaier 
Fritz Novotny - 
Jahre 
eKunsthistoriker,seitihrengleichartigenStudien einander 
idschaftlichverbunden.leiertenkürzlichihren 80. Geburts- 
zurückgezogen aus dem Wiener Kulturleben, das sie jahr- 
telang befruchteten. Griessmaler, geboren 19 12. 1902, 
Novotny, geboren 10. 2 1903, beide in Wien, studierten 
hzeitig an der Universitat Wien Kunstgeschichte, ersterer 
Musikgeschichte. Beide wurden Assistenten am Kunsthi- 
schen Institut der Wiener Universität. Novotny fruher, und 
sich ausschließlich der Forschung widmete, habilitierte er 
l938fürmittelalterlicheund neuzeitliche KunsLwurdeSpä- 
i.o., schließlich ord. Universitatsprofessor, von seinen 
ilern verehrt und geliebt. Ab 1939 auch an der Österreichi- 
n Galerie tätig. leitete er ab 1960 last ein Jahrzehnt deren 
xhick. Der Preis der Stadt Wien für Geisteswissenschatten 
e ihm 1956 verliehen. Griessmaier hingegen wechselte 
zur Volksbildung. wurde 1938 wissenschaftlicher Beamter 
lsterreichischen Museum für angewandte Kunst, 1939 Di- 
ir der dortigen Bibliothek wie auch der Oslasiatischen 
nlungen, 1953 schließlich Vizedirektor und 1959 Direktor 
ßsterreichischen Museums für angewandte Kunst 
Novotny erarbeitete wichtige Untersuchungen über die 
rei des 19. und 20. Jahrhunderts, nachdem er mit seinem 
ngswerk, iiFlomanische Bauplastikrr (darin natürlich 
ingrabern behandelnd). 1930 auf sich aufmerksam ge- 
1t hatte. Die grundlegenden Bücher über wPaul Cezanneii 
Cezanne und das Ende der wissenschaftlichen Perspekti- 
QQBIeiIeteneineReihevon anderengrundsätzlichenArbei- 
iie auch Monographien über Maler ein, parallel nebenein- 
rgehend vDie Monatsbilder Pieter Brueghels-i 1948 und 
großen franzüsischen lmpressionistenu 1952, denen sich 
 
fur ein kunstgeschichtliches Sammelwerk 1960 iiPainting and 
Sculpture in Europe17B0 -1880k anschloß. Die Reihe der Mo- 
nographien setzte mit i-Adalbert Stifter als Materii 1941 ein (Stif- 
ter gilt zeitlebens seine große Liebe), "Wilhelm Busch als Zeich- 
ner und Malern folgte 1949 (dem er sich, selbst humorbegabt, 
verbunden fühlt), dann entstand als gewaltiges Denkmal iiDer 
Maler Anton Flomakoii 1954 (den er damit in das rechte Licht 
rückte), weiters verlaßte er geistreiche Studien in Bildbänden 
über Oskar Laske. Franz von Zulow, Gerhard Frankl, Walter Ga- 
merith, Georg Ehrlich u. a., nahm sich auch vieler österreichi- 
scher Künstlerin Ausstellungskatalogen an. In Großausstellun- 
genbetreuteervanGogh,Gauguin,CezanneToulouse-Lautrec 
wie auch Munch 
Viktor Griessmaier belaßte sich nach Arbeiten verschiedener 
Thematik 7 Emailarbeiten in St. Stephan in Wien 1933, die 
Sammlung Heydt 1936, Entwickiungslragen der (mongoli- 
schen)Ordos-Kunst 1937 7 ebenfalls mit der österreichischen 
Kunst der Frühzeit (iiRomanisches Kunstgewerbe in Öster- 
reichii 1937), brachte 1954 ein Werk über nJapanische Holz- 
schnitteii und 1956 uber den iilmpressionismusß heraus. Dazwi- 
schen liegt aber sein Hauptwerk, riÖsterreich, Landschaft und 
Kunst" 1950; in den Texten und der Auswahl dieses umfangrei- 
chen Biidbandes brachte er seine ganze Liebe und sein Wissen 
über das winnere-r Österreich. das -Wesen des Österreichi- 
scheniiein.inpsychologischerEinfühlung Landschaltmit Musik 
vergleichend. Denn auch das haben die beiden Freunde ge- 
meinsam,die LiebezuÖsterreich;beidewarengroßeWanderer 
und sind Kenner des Landes. Die feine, stille, zurückhaltende 
ArtderbeidenGelehrtenwirdjedem,dersiekenntodermtihnen 
zu tun hatte, in dauerndem Gedächtnis bleiben. 
Heinz Schöny 
Eduard Sekler: Josef Hoffmann, Dasarchitektoni- 
sche Werk. Residenz-Verlag, Salzburg und Wien, 
1982. 539 Seiten: einleitender Textteil, Werkver- 
zeichnis; reichhaltige fotografische und zeichne- 
rische Dokumentation. 
Ein Vierteliahrhundert nach dem Tode von Josef Hoffmann stellt 
das vom Residenz-Verlag herausgegebene Buch die erste Mo- 
nographie dar, die der Bedeutung des Architekten gerecht wird 
Josef Hoffmanns Wichtigkeit für die österreichische sowie auch 
tür die internationale_Kunstentwicklung im 20. Jahrhundert ist 
nun unbestritten. Mehr als zwei Generationen e volle 50 Jahre 
- umfaßte Hoffmanns schöpferische Tätigkeit: wln ihrem Ver- 
lauf veränderte sich die europäische Architektur so gründlich, 
wie nur selten vorher und Hoffmann hat diese Veränderung als 
ein Protagonist mitgemacht i- 
Josef Hoffmann warein Schülervon OttoWagnerunddieAnfän- 
ge seiner Tätigkeit fallen in eine Zeit, die durch den Widerstand 
gegen die unschopterische Wiederholung historischer Stilfor- 
men und ein intensives Suchen nach einer neuen zeitgemäßen 
Ausdrucksweise gekennzeichnet war. Diesem Suchen und dem 
zeitgenössischen Ideal der iiVeredelung des Menschen durch 
die Verschönerung der gesamten Lebensumgebungir ver- 
schrieb Hoffmann alle seine Kräfte. Sein Schaffen umfaßte 
nicht nur das Gebiet der Architektur, sondern auch jenes des 
Kunstgewerbes aller Art: er war der Schöpfer und Hauptvertre- 
terjener Richtung, diedas österreichische Kunstgewerbe in der 
ganzen Welt berühmt gemacht hat. Im einleitenden Textteil 
schildert der Autor einfühlsam die menschliche PSfSÜFtIiCHKBII 
Hoffmanns im Zusammenhang mit Ereignissen des privaten 
und geselischaftlichen Lebens, die den Charakter des Künstlers 
mitbestimmt hatten; weiterbelaßt ersich mit seinem gesamten 
architektonischen Werk in chronologisch angeordneten Kapi- 
teln, in denen er mehrere Phasen des Wandels unterscheidet: 
den rrhistorisierenden Anfang. eine kurze Periode des kurven- 
reichen Jugendslils. eine solche des geometrischen Purismus 
oder Elementarismus, ein Nebeneinander von Klassizismus 
und tolkloristischem Regionalismus bei zunehmender Dekora- 
tion. ein expressionistisches Zwischenspiel und schließlich die 
Übernahme der Stilmerkmale des ,Neuen Bauens -- 
Diese Entwicklung wird an Hollmanns Arbeiten demonstriert, 
die mit der Einfühlungskraft eines Architekten und mit wissen- 
schattlicher Gründlichkeit dargestellt und durch Vergleiche in 
die internationale architektonische Szene eingeordnet werden. 
Das umfangreiche Werkverzeichnis enthalt ausführliche, mög- 
lichst prazise Beschreibungen von ausgeführten und unausge- 
führten Arbeiten von Hoffmann. die lnnenausstattungen inbe- 
griffen. Ouellen- und Literaturangaben sowie Fotografien und 
Zeichnungen begleiten die beschriebenen Obiekte. 
Das Buch stellt ein Standardwerk auf dern Gebiet der 
Architektur- und Innenarchitekturgeschichte des 20. Jahrhun- 
derts dar Vera J. Behal 
:hiede I Peter Paul Wipiinger. Gedichte und Foto- 
ien. OberosterreichischerLandesveriag, Linz 1981 , 
Seiten, 25 Abb. 
r Paul Wipiinger, der sich hauptsächlich mit Lyrik beschäl- 
Essays zur Literatur. bildenden Kunst sowie zur Kulturpoli- 
ber auch Textefür literarische Chansons. Prosa, Hürspiele 
eb, fotografiert auch und ist bereits durch mehrere Buch- 
kationen bekannt (Hoc est enim, inaki Casa. Grenzen. Git- 
Er wurde durch verschiedene Preise ausgezeichnet. 
chlede-r ist ein Beispiel bester Buchausstattung, ist eine 
niung von Gedanken und Gedichten,- deren Ausdruck 
h Fotografien verstärkt wird. die sowohl geschmackvoll 
zassend ausgewählt als auch ausgezeichnet dargebracht 
[graphische Gestaltung: Gerhard Fessier, Peter Paul Wip- 
r). - DemAutoristes möglich, in seinen Gedichten mitwe- 
l Worten Gefühle zu vermitteln; kurz und bündig gelingt es 
den Leser Einsamkeit und Verzweiflung, Träume und Sehn- 
te, Erinnerungen undTodesangst spüren zu lassen _ Wip- 
r selbst scheint in seiner Lyrik zu leben. Seine Texte sind 
Opposition. nicht Kitsch und nicht irreale Verschonerungs- 
rche, sondern dieAuseinandersetzung mit der Umwelt. der 
JCh der Verarbeitung von Ängsten und Sehnsüchten. Er 
lt den Tod in sein Leben auf und stellt sich der Tatsache der 
en Einsamkeit des Menschen. Durch die Gedichte und 
durch die Fotografie wird dem Leser die Möglichkeit gege- 
sich persönlich mit diesen Problemen auseinanderzuset- 
ind ganz bewußt ruhigerzu werden. Ruhe und Stille - Wor- 
ein der heutigen Zeit oft unangenomrnen verhallen - kon- 
rier erneut aufgegriffen und in sich selbst einbezogen wer- 
ngersWort-und Bildiyrik,einerseitsstreng undernst.ande- 
iits Hoffnung vermittelnd. ist lebensnahe. undwir können in 
alle von uns selbst wiederfinden, deren wir uns allein viel- 
tnicht bewußt geworden wären. V. Egger 
er E. Ryndziak in Passau 
eit stellt der Künstler in der Theater-Galerie aus. Seit 1978 
Modlinger Künstlerbund engehdrig, drängt es den vitalen 
r und Grafiker. trotz seinerJehre seine feinsinnigen Werke. 
Heinz Hegenbart. "Seltene Webtaschen aus dem 
Orientil. herausgegeben von Adii Besim. Kunst- 8rAnti- 
quitätenveriag. München, 1982 
Die in diesem Buchvorgesteiiten orientalischen Gewebe führen 
auf ihren Ursprung, das Stammland der Meder (Azerbeidjan- 
Kurdistan) zurück. In der Mehrzahl stammen sie von den dort 
noch bis in die 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts nomadisierenden 
Schah-sevan. in Muster und Farben ähneln diese Webarten 
sehr denen der Kaukasier. Sehr spät. aber noch rechtzeitig er- 
kannt, werden sie heute als letzte Vertreter einer nicht mehr re- 
produzierbaren Kunst empfunden. Über Einleitung und kulturhi- 
storische Einführung zum Thema xTextiie Gebrauchsgegen- 
stände im Orientrr zeigt das Teppichbuch. das die Bibliothek 
jedes Sammlers orientalischer Webkunst sinnvoll ergänzt, 
43 Exempiarejener Sammlung, die kürzlich im Hause Besim in 
einer Ausstellung präsentiert wurde. Jedes gezeigte Stück ist 
numeriert, nach Herkunftsland, Alter und Große systematisiert 
und eingehend beschrieben. Diese ausführliche schriftliche 
Dariegungvon Mustern,FarbenundGesamtzustandsowieeine 
Strukturanalyse machen dieses Werk zur Pflichtlektüre von 
Teppichkennern und -liebhabern. DerTextteii istsowohl ll'l deut- 
scher wie in englischer Sprache abgefaßt. 
Alfred Janata. der Leiter der Abteilung für Nordafrika. Vorder- 
undZentralasien am Museum türVölkerkunde in Wien. bezeich- 
net den Erwerb dieser Websammlung als einen gelungenen ein- 
maligen Fischzug der Firma Besim, Diese geschlossen anzu- 
kaufenwarfoigerichtig,undermeinheswäreschön.kbnntedie- 
se einmalige Objektgruppe auch in Zukunft erhalten bleiben. 
Dem Autor Heinz Hegenbart attestiert er beispiellose Akribie 
nicht nur in den Analysen, die jeden Tapitologen zufriedenstel- 
len,sondernauchhervorragendeUmsrchlimZusammentragen 
ethnographischer Details über die Produzentengruppen. die 
den professionellen Ethnologen verbiüffen. 
red. aces p. r.li, n. 
engagiert und zeitkrltisch. an die Öffentlichkeit zu bringen. 
Nach beruflichen Zwängen nunmehr als freier Künstler neu be- 
ginnend. entfaltet sich die künstlerische Kraft des Erfahrenen 
voll in seinem Werk, I. n. 
Ernst H, Gombrich, iiOrnament und Kunstrr_ Schmuck- 
trieb und Ordnungssinn in der Psychologie des dekorati- 
ven Schaffens. Kiett-Cotta, Stuttgart 1982, 420 Seiten, 
11 Farbtafeln, 90 Schwarzweißtafein, 354 Abbildungen 
Ernst H. Gombrich, 1909 in Wien geboren, seit 1936 in England 
ansässig, hielt im Herbst 1970 sechs Vorlesungen am Institute 
of FineArts der NewYorker UniversitatunterdemTitel nDieAna- 
lyse des Ornamenten, Diese Voriesungsreihe diente dem Autor 
als Fundament für des vorliegendeWerk. in Anlage und Konzep- 
tion ähnilch, stellt wOrnament und Kunst-x eine Fortsetzung und 
Ergänzung seiner vorangegangenen Arbeit i-Kunst und Illusion. 
dar. 
in einer sachlich-klaren Sprache - ohne deswegen in Pseudo- 
wissenschaftlichkeit oderOberflachlichkeit zu verfallen - brei- 
tet der Autor vor dem Leser und Betrachter (denn das Buch ist 
reichlich bebildert) einen Fundus an information aus. Niemals 
hätte ich es für möglich gehalten. daß die Auseinandersetzung 
mit Muster und Ornament. Dekoration und Verzierung so span- 
nend und abwechslungsreich. derart interessant und fesselnd 
sein kann. Der unbelangene Leser lernt. präziser zu schauen. 
der Autor öffnet ihm die Augen, macht ihn aufmerksam. Zusam- 
menhänge und Unregelmäßigkeiten wahrzunehmen und zu er- 
kennen. 
Gombrich behandelt den zentralen Gegenstand seines Buches 
nichtisoiiert, iosgelöstin iuftleererTheorieeondern ziehtkunst- 
geschichtliche Betrachtungen und Querverbindungen, Stii- und 
Entwickiungsfragen. mode- und geschmacksbedingte Enrirä- 
gungen in seine Arbeit mit ein. Er bedient sich der Erkenntnisse 
der lnformationstheorle. um etwa die Psychologie des Sehens 
zu analysieren. untersucht angrenzende Wissensgebiete. um 
neuartige Erkenntnisse zu finden. Dem Leser werden Anregun- 
gen vermittelt, sich weiter mit dem Thema zu beschäftigen. aus- 
ulernd umherzustreilen. um Neuland zu entdecken. 
Das Buch lädt ein zum Nachlesen, Nachschlagen, was durch 
die übersichtliche Gestaltung und die Seitenhinweise bei den 
Abbiidungenwesentiich erieichtertwird. nOrnamentund Kunstq 
- ein Buch zur oftmeiigen Benützung. ein Standardwerk. das 
die Jahre überdauern wird. Manfred Chobot
	        
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