und unterbricht durch ihren reicheren Fall die von der Gürtung des Unter-
kleides ausgehenden Steilfalten. Übrigens steht die schöne Figur ziemlich
tief im Schatten ihres Gitterturms zurück und geht so eines Großteils ihrer
Wirkung auf den Beschauer verlustig (Abb. 53).
Das Gleiche gilt von der Pendantfigur auf der andern Giebelseite, der
heiligen Barbara mit dem Kelch. Ihr Kopf ist fast identisch mit dem Kopfe
der heiligen Katharina, ihre Bewegung mit der ausladenden rechten Hüfte
ist symmetrisch entsprechend und nur das Gewand ist, um die Symmetrie
nicht langweilig werden zu lassen, anders arrangiert, indem hier die Rechte
den von der linken Schulter fallenden Mantelzipfel quer über den Schoß
festhält und so ein paar sehr wirksame kräftige Faltenmotive ermöglicht.
Während Katharina träumerisch in die Ferne schaut, ist der Blick Barbaras
Abb. 5x. Engel zu Hiupten Mariens
sinnend gesenkt (Abb. 54). Oberhalb dieser beiden heiligen Königstöchter,
die vom Hofstaat Marias unzertrennlich sind, sind endlich noch zwei
männliche Brustbilder, eines in Patriarchentracht und eines im geistlichen
Habit, angebracht. Der bärtige Alte, in Kopibund und Pelzschaube erhebt
die Rechte wie staunend oder prophezeiend, während die Linke einen
offenbar fragmentarischen zylindrischen Gegenstand hält, der sowohl der
runde Griff eines Messers als das zusammengerollte Ende eines Schriftbandes
sein kann. Je nachdem ist die I-Ialbtigur als der Patriarch Abraham, der
Vorfahr Jesu, oder als einer der Propheten, die den Messias geweissagt
haben, zu deuten (Abb. 55).
Die andere Halbtigur, mit dem Barett, dem Doktorkragen und den
Manschetten - sie deutet in ein geöffnetes Büchlein und ist offenbar die
Darstellung eines Kirchenlehrers - zeigt eine ungleich größere künstlerische
Lebendigkeit als die korrespondierende Ideali-igur aus dem Alten Testament.
Es handelt sich augenscheinlich wieder um ein Porträt vielleicht desselben
Klerikers, den wir, leicht karikiert, als Regenschori unter den kleinen Figuren