15 Jahrhundert
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Herkunft partiell reflektiert. scheint eine spezifisch Ant-
werpener Quelle zu haben. Die vielfigurige Einzelbild-
fassung des NATa'COeliK'TheTTIES läßt sich auf dem Sek-
tor der Malerei nur im vom Wiener Tüchlein repräsen-
tierten Typus nachweisen. Im flämischen Raum ist die
Sybillen-lkonographie heute allein aufdem Gebiet texti-
lerGestaltung in Wandteppichen zurgleichen Zeitgreif-
bar." Die dortige lnszenierungsform hängt nicht direkt
mit dem Wiener Typus zusammen, sondern variiert die
Anordnung der Figuren. Die Seherin und der Kaiser ste-
hen, beziehungsweise knien einander gegenüber, ha-
ben iedoch mehrere Personen zur Begleitung, die als
Zeugen dem Geschehen beiwohnen. Ein Detail am Ran-
de: Die Brüsseler Tapisserie bringt eine Turmuhr, die.
auch darin von der Wiener Fassung abweichend, wie-
derum den Rundturm der Silbermann-Fassung
schmückt. Auf einem anderen Wandteppich erscheint
die Sybillen-Weissagung wieder als Teil eines weiteren
szenischen Programms", diesmal als Teil einer Bildfol-
ge zum Leben Mariens.
Eine spezifische Stileigentürnlichkeit des Wiener Tüch-
leins, jene auf konsequente Vertikalisierung angelegte
Formensprache, fand in den Werken der iiPseudo-
Blesir-Gruppe weitgehend eine Entsprechung; nicht da-
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gegen fand sich dort auch jene steil-aufsichtig gegebe-
ne Raumsicht; insbesondere die enge. Zwischenräume
geradezu negierende Staffelung der Figuren stellt eine
Eigenheit der vorliegenden Tüchleinkomposition dar.
Wir möchten in diesem Zusammenhang abschließend
auf mögliche Verbindungen zu Tapisserie-Kornposi-
tionen hinweisen, die es ja, wie erwähnt, zum Sybillen-
thema gibt. Gerade die Projektion der Figuren auf eine
extrem aufsichtig gegebene Landschattsfolie ist ein
spezifisches Merkmal für Kompositionen, die für Wand-
teppiche konzipiert wurden. Bei der Darstellung der
wAra-CoeIhr-Begebenheit im Rahmen des Marienlebens
liegt derAnlaß so steiler Figurenstattelung und aufsich-
tiger Raumprojektion in der mehrregistrigen Abbil-
dungsweise und der Anordnung simultaner Szenen
neben- und übereinander.
Fazit dieser Beobachtungen ist die Feststellung, daß
das Wiener r-Sybillentüchleinu eine für Tapisseriekom-
positionen gebräuchliche Stilhaltung zeigt. Der Schluß.
den wir daraus ziehen möchten. ist die Annahme, daß
dieGestaltungdes Themas im WienerTüchlein Wurzeln
in derTapisserieproduktion derZeit gehabt haben kann.
Wie wir anhand der verwandten Variationen zur Wiener
Sybillendarstellung zeigen konnten, scheint ein allge-
mein bekanntes Vorbild vorgelegen zu haben - das in
einem Fall als Vorlage für eine Glasfenstergestaltung
gedient hat: das Londoner Zeichnungs-Fragmenl -,
das möglicherweise für einen Tapisserie-Kartcn Ver-
wendung gefunden haben kann. Gewichtigstes Argu-
ment für die Annahme einer solchen Vorlage ist die Exi-
stenzderSilbermann-Version, einerzweiten. nicht iden-
tischen Fassung des Wiener Tüchleins. Es ist schwer.
im Auftreten ein und derselben Komposition in der eher
ungebrauchlichen Technik der Ternperamalerei auf
Leinwand einen Zufall zu sehen. Wir möchten in diesem
Zusammenhangauch daranerinnermdaßsich im0euv-
re des wPseudo-Blesk-Meisters ein weiteres Tüchlein
findet. das eindeutig eine Tafelbildkomposition variiert,
wo also der textile Bildträger durch jene Kompositione-
form bei weitem nicht die tapisseriehatte Wirkung er-
zielt, wie dies bei dem Wiener i-Sybillentüchleink zu se-
hen ist. Hierbei scheint die Tempera-auf-Leinwand-
Malerei doch eine Ersatztechnik für Wandteppiche ge-
wesen zu sein. Daher auch unsere Vermutung, daß das
hypothetische Vorbild, auf das unsere Untersuchung
immerwiedergestoßen ist, möglicherweise im Bereich
der großformatigen Tapisserie-Darstellung zu suchen
ist.