bereits den Spätrömern geläufig. Ornamente, die dem vegetabilischen
oder gar dem animalischen Bereiche entnommen wären, finden sich nur
sehr selten, und dann in einer der Technik entsprechenden weitgehenden
Stilisirung.
Die gesticktem Verzierungen Llassen sich in zwei große Gruppen
theilen: nämlich in solche, die durch Kreuzstich, und in solche die durch
Plattstich hervorgebracht sind. Der Kreuzstich ist in seiner Bethätigung
gebundener; er bevorzugt daher wie die Weberei geometrische, nament-
lich sternförmige Muster. Mit Vonliebe reiht er in Bordürestreifen rauten-
förmige Configurationen aneinander, die durch Sterne ausgefüllt sind,
während in den beiden zwischen ie -zwei Rauten freibleibenden Zwickeln
halbe "Sterne Raum finden. Aber auch das vegetabilische Bereich weiß
der Kreuzstich nutzbar zu machen: symmetrisch aufsteigende Bäumchen,
gewöhnlich bekrönt von einem fächerartigen Strahlenbiindel, weiß er
unerschöpflich zu variiren, ebenso gebrochene Wellenranken und schräge
Bäumchen an den Säumetl. Selbst vor Thier- und Menschengebilden
schreckt er nicht zurück, aber er gebt ihnen doch lieber aus dem Wege,
da sie ihm nicht so viel Spielraum zur Entfaltung einer abwechselungs-
reicheren Mannigfaltigkeit bieten.
Die zweite Gruppe der Leinenstickereien innerhalb der sogenannten
nationalen Hausindustrie ist durch Plattstich hervorgebracht. Hier
tritt das Geometrische völlig zurück. und entfaltet sich das vegetabilische
Element in reichlichster Weise. Vom aufsteigenden Stiel, der häufig-wie
auch im Kreuzstich- aus einer Vase hervorwächst, aber nicht mehr streng
die gerade Linie einzuhalten braucht, zweigen rundliche oder lanzett-
förmige, gerade oder geschwungene Blätter ab; die Bekrönung bildet
entweder eine schwellende Knospe, die die slavischen Kunstschriftsteller
gerne als durchschnittenen Apfel bezeichnen, oder die entfaltete Blüthe.
Diese letztere lässt sich entweder in der Seitenansicht sehen, in welchem
Falle sie ein nellten- oder tulpenförmiges Profil zeigt, oder in der geraden
Ansicht ihrer Kelchfülle, die gewöhnlich das Bild einer voll aufgebllihten
Rose darbietet. Auch dieses Schema lässt natürlich eine unbegrenzte
Anzahl von Variationen zu. Die Geschmeidigkeit des Plattstiches gestattet
selbst eine - wenn auch bescheidene - Heranziehung des Thierreichs.
Namentlich Vogeltiguren sind sehr beliebt, darunter der sogenannte Hahn
(thatsächlich ein Pfau) in völlig linearer Stilisirung, dagegen andere,
insbesondere der Doppeladler, in naturalistischer Darstellung.
Hiemit haben wir die beiden Haupttechniken und ornamentalen
Hauptschsmen der sogenannten nationalen Hansstickerei gekennzeichnet.
Die zahllosen Mittel- und Mischformen lassen sich hier nicht einmal auf-
zählen, geschweige denn beschreiben. Es würde auch zu weit führen,
im Einzelnen anzugeben, welche Techniken und Ornamente von den
einzelnen Volksstämrnen bevorzugt werden. Im Allgemeinen ist zu sagen,
dass die Serben und die Ruthenen dem Kreuzstich den Vorzug geben,
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