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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Bukowina

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Nach und nach begann man jedoch einzusehen, daß das graue Steppenvieh, ungeachtet 
seiner Genügsamkeit, seiner Widerstandsfähigkeit gegen die Ungunst der klimatischen Ver 
hältnisse und seiner Ausdauer als Arbeitsvieh, wegen des späten Eintrittes der Reife in die 
wirthschaftlichen Verhältnisse nicht Passe. Zu Beginn der Siebziger-Jahre ging man auch 
daran, die Zucht im Lande selbst zu heben und zwar die eines besseren und edleren Vieh 
schlages. Die erstenVersuche gingen vomVereine fürLandescultur aus, der mitZuhilfenahme 
der ihm von Ackerbau-Ministerium zur Verfügung gestellten Staatssubventionen in einzelnen 
Gemeinden Zuchtstiere — theils Mürzthaler, theils Berner und Pinzgauer — aufstellte. 
Die Erfolge waren meist sehr günstige, die Kreuzungsproducte des grauen einheimischen 
Viehes mit Mürzthaler, später mit Berner und Pinzgauer, bewährten sich und in jenen 
Gegenden, wo durch eine längere Reihe von Jahren solche Stationsstiere aufgestellt waren, 
wurde das graue Steppenvieh nach und nach verdrängt und fand selbst die bäuerliche 
Bevölkerung, die anfänglich von dem Aufgeben des grauen Viehes nichts wissen wollte, 
an dem farbigen und Fleckvieh Gefallen und Lust zur Zucht desselben. 
Ein gänzlicher Umschwung der Verhältnisse trat im Jahre 1882 in Folge der gegen 
Rußland und Rumänien eingeführten Grenzsperre ein. 
Um den Ausfall an dem aus diesen Ländern bisher importirten Vieh wenigstens 
theilweise auszugleichen und um im Lande selbst die Zucht eines besseren Viehschlages zu 
begründen, wurden 200.000 Gulden als Staatsvorschuß zur Beschaffung von Hornvieh 
bewilligt und es erfolgte ein Massenimport von Vieh westländischer Schläge: Berner, 
Pinzgauer, Pufterthaler, Kuhländer u. s. w. Die ziemlich planlose Durchführung des 
Importes und der Zutheilnng des importirten Viehes einerseits, anderseits aber der 
Umstand, daß die Maßregel der Grenzsperre und die Einführung neuer Viehschläge, die, 
was Haltung, Pflege, Stallungen und Fütterung und auch Klima betrifft, an günstigere 
als die hiesigen Verhältnisse gewöhnt waren, die Bevölkerung, insbesondere die Klein 
grundbesitzer ganz unvorbereitet trafen, brachten es mit sich, daß ein Gemisch aller möglichen 
Kreuzungen hervorgerufen wurde und ein großer Theil des importirten Viehes einging. 
Eine weitere Folge der Grenzsperre und der Fehlernten an Heu in den Jahren 
1889 und 1890 war der Rückgang in der Gesammtzahl der Hornviehstücke, der bei der 
Zählung vom 31. December 1890 gegenüber den Ergebnissen früherer Zählungen zu Tage 
trat; freilich darf nicht vergessen werden, daß dem quantitativen Rückgänge ganz beträchtliche 
qualitative Fortschritte in der Zucht gegenüber stehen. Denn wenn auch die mit dem 
Importe westländischen Hornviehes erzielten Erfolge nicht ganz dem hierauf verwendeten 
Kostenauswande entsprachen, so blieb noch einiges gutes Zuchtmaterial im Lande, es ent 
standen mehrere Reinblutzuchten von Bernern bei den Großgrundbesitzern und die Pinzgauer 
Zucht auf der Gestütsherrschaft Radautz, welche Reproductoren lieferten, die vom Vereine
	        
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