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Objekt: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Mähren und Schlesien

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Parallel mit der Straße braust im jugendlichen Ungestüm über die Gesteinsblöcke seines 
Bettes der Schwarze Weichselbach zwischen engen Thalwänden hinab. 
Ein dritter Quellbach, die Malinka, kommt von der Malinowska skala (1150 Meter) 
an der galizischen Grenze und nimmt die Wasseradern des herrlichen Malinkathalcs auf. 
Wir verlassen das Dorf Weichsel durch eine schmale Thalpforte und kommen am 
Fuße der breit gewölbten Czantory in die Marktgemeinde Ustron. Neben seiner Production 
auf dem Gebiete der Eisenindustrie hat sich dieser Ort einen guten Ruf als klimatischer 
und Molkencurort erworben. Wie wir dem lateinischen Chronogramm des Curhauses 
entnehmen, ist Ustron durch sein Gründungsjahr (1802) der älteste Badeort im östlichen 
Schlesien. Etwas unterhalb beginnt das hügelige Land. Einzelne isolirte Höhen, wie der 
Helm (419 Meter) und gegen Teschen zu der Ogrodzoner Berg fallen besonders ins 
Auge. Wir folgen der Weichsel, die sich allmälig verbreitert und in zahlreiche Arme theilt, 
welche steinbedeckte Wüstungen einschließen. Allenthalben zeigen sich Spuren der Ver 
heerungen des Hochwassers. Hier mögen die kostspieligen Regulirungsarbeiten im Weichsel 
gebiete, so die Merveldt-Sperre, Erwähnung finden. In offener Thalmulde, in welche 
oberhalb das von der forellenreichen Brennica bewässerte Brennathal mündet, liegt 
links und unterhalb davon an der Weichsel das Städtchen Skotschan, die Gebnrtsstätte 
des seligen Johann Sarkander. Weiter abwärts zwischen dem Wislitzer und dem 
Winograder Berge (Utzpn rvinoAi-gUsün) strömt die Weichsel in die Ebene. Nur zur Linken 
zieht, vom Helm ausgehend, ein Hügelrücken von circa 300 Meter gegen Freistadt hin und 
bildet eine Wasserscheide zwischen der Olsa und der Weichsel. 
Wir halten nun auf dem Boden des Flachlandes, dem menschlicher Fleiß sein eigen- 
thümliches Gepräge verliehen hat. Ein Denkmal einer um Jahrhunderte zurückreichenden 
Cnlturarbeit erkennen wir in dem um Ochab liegenden, an 1000 Hektar bedeckenden 
Teichsystem, zwischen welchem bei zweckmäßiger Benützung des Terrains zahlreiche Gräben 
die Verbindung besorgen. Die reichlich vorhandene Wasserkraft ermöglicht auch den Betrieb 
einer Menge von Mühlen. Die Teichanlagen, die eine merkwürdige Thier- und Pflanzen 
welt beherbergen, haben im Laufe der Zeit wohl viel an Ausdehnung verloren. Am an 
sehnlichsten finden wir sie noch am rechten Weichselufer längs des Laufes der Jllownica. 
In unseren Tagen ist der fruchtbare Teichboden, der ehemals mit Sümpfen bedeckt gewesen 
sein mochte, meist einer rationellen Ackerwirthschaft zugefallen. Im weiteren Verlaufe läßt 
das Gelände der Weichselniederung musterhaft bestellte Felder, sorgfältig bewässerte 
Wiesen und auch größere geschlossene Waldmassen erblicken. Dazwischen verstreuen sich die 
noch vielfach mit Stroh bedeckten Hütten der Kleinbauern, dann größere Gehöfte und 
Brennereien. Die die Ebene durchkreuzenden Dämme mit ihren Eichen und Erlen 
verhindern weitere Fernsichten, dafür erhält die Gegend ein traulich umschlossenes Aussehen
	            		
511 von wohlthuend friedlicher Wirkung. Zwischen der Weichsel und der Jllownica dehnt sich der mauergleiche Schwarzwald aus, durchschnitten von dem Geleise der Nordbahn, die von Oderberg über Petrowitz, Seibersdorf und Pruchna nach Dzieditz zieht. Im Osten des Waldcomplexes liegt die Moorlandschaft der Ellgother Haide, welche von lärmendem Wassergeflügel theils als Nistplatz, theils als Wanderstation benützt wird. Auch lohnen seltene Pflanzenformen die Mühe des aufmerksamen Sammlers. Bei Aus der Barania: Czerwony usyp. Schwarzwasser wendet sich die Weichsel nach Osten, ihr Lauf bezeichnet nunmehr bis zur Bialamündung die Reichsgrenze gegen Preußen. Westwärts des Schwarzwaldes zeigt sich der hochragende Dampfkamin der großen Chybyer Zuckerfabrik — ein weithin sichtbarer Orientirungspunkt. Bevor die Weichsel bei Dzieditz schlesischen Boden verläßt, erhält sie als Nebenflüsse die Jllownica mit der Lobnitz und das galizische Grenzflüßchen Biala. Je näher wir der Bielitzer Gegend kommen, umsomehr gewinnen die Hügel die Oberhand. Sie beginnen schon bei Skotschau mit dem Winograder Berge (317 Meter) und setzen sich östlich in den Rostropitzer, Riegersdvrfer und Czechowitzer Höhen fort.
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