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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIX (1984 / Heft 196 und 197)

ierung der Ausstellungsinszenierung und des 
n Eindrucks: nMedardo Rosso ist in Wien und hat in 
as Kunstsalon eine Anzahl seiner erstaunlichen 
e ausgestellt. Wie er sie ausgestellt hat, das ist 
ein Kuriosum. Es sind Reihen von viereckigen. glä- 
in Käfigen, in deren jedem ein seltsames Gebilde 
igen ist... Jeder Käfig ist auf einen bestimmten 
inkel des Beschauers eingestellt, so daß man den 
nur so sehen kann, wie ihn der Künstler zeigen 
lnd über jedem Käfig sind ein oder zwei Glühlam- 
iitSchiimen angebracht, sodaßiederGegenstand 
r ihn vorteilhatteste, 3a einzig mögliche Beleuch- 
iat. DieAusprobung und Feststellung dieser Licht- 
"IQ hat allein manchen Arbeitstag in Anspruch 
hrrien." Rosso hat in den späten Jahren seine 
turen auch fotografiert und war bestrebt, in den oft 
ientlich unscharfen Fotografien den Eindruck, den 
Skulpturen bewirken sollten, zu fixieren. Durch 
meiden der Fotografien fixierte er den jeweiligen 
chtungswinkel. iiEr gießt alles selbst, und in der 
a ist er so empfindlich, daß er schon deshalb Glas- 
zaulstellt. diedasAngreilen derWerke unmöglich 
en. Merkwürdig, daß die Leute Plastik immer 
 
eilen wollen. Sie ist doch nicht gemacht, abgeta- 
u werden. sondern fur die Augen, für das Gehirn ' 
'n laßter auch Niemanden um die Statue herumge- 
Sieistgemacht,umuntergewissen Lichtbedingun- 
ion einem gewissen Punkte aus als ein Ganzes 
. gewissen Eindruck zu machen, der vorwiegend 
talerischer sein wird. Die Hauptsache ist, das 
rial ganz vergessen zu lassen. Denn nicht alsStoff 
ikt man einen Menschen oder Gegenstand, son- 
als eine 7 Tonalitat ,Alles was nach Materie 
eckt, ist falschl sagt er mir wörtlich ,Wir reden 
ur ein, daß wir auf eine andere Weise existieren, 
ese Tapete, dieser Sessel. Ach nein, wir sind bloß 
ansequenzen von allen den Dingen.die uns umge- 
Selbst wenn wir uns bewegen, sind wir immer mit 
'en Dingen verbunden Wir erscheinen dem Auge 
ilseineTonalität,einGegensatzvon Farbe vrTrotz 
rlolges führt Rosso. etwa in einem Gesprach mit 
Bachs geb Brunnhol in Wien seine Polemik 
1 Fiodin weiter Er fuhrt in seinen Ausstellungen 
die ihm geschenkte Rodin-Skulptur mit, um seine 
legenheit. seine "Wähfhell" gegen Rodin auszu- 
an In manchen Fällen ersetzterdie Skulpturdurch 
Iotogralre 
ar Österreichischen Volkszeitung vom 19. Fe- 
' schreibt ein mit den Initialen i.k. zeichnender 
eruberseine Begegnung mit Rosso sehranschau- 
iMan hat Bücher uber ihn geschrieben und nennt 
ls Bahnbrecher in einem Atem mit Rodin Er will 
nichts mehr von dem Schöpfer des Baizac-Stand- 
s wissen. weil dieser ihm nicht konsequent geblie- 
st, Einen Torso von Rodin, ein Tauschgeschenk 
n eine Arbeit von Rosso. hat dieser ietzt neben die 
 
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Kopie eines antiken Torso zum Vergleiche aufgestellt. 
Sehen Sie.sagter,dasistein gutesStiickaberschauen 
sie den antiken Torso an und sehen Sie die Ahnlichkeitl 
Die ganze Plastik steckt noch immer in der Antrke.ii 
iiMan sieht hin, betrachtet die Nachbildung alter Kunst, 
in denen Ftossosich als souveräner MeisterjederTech- 
nik zeigt, und wendet sich seinen plastischen Impres- 
sionen zu, der ,Dame mit dem Schleier, der ,Lachen- 
den, den ihrer Mutter zuiauchzenden oder ruhrend 
wehen, kranken. bekümmerten Kinderkopfchen. Und 
wenn man in die krausen Dinger hineingeschaut hat, 
muß man gestehen. Ja. das lebt wirklich mehrlii 
Für Hevesi ist Rosso der "malerische Plastiker bis aufs 
Messer" iiAlles Detail. sagter, ist Verbrechen: bloßdas 
Ganze als Ganzes darf wirken, das plastische Werk an 
seiner Stelle als Teil der Architektur. Man soll ebenso- 
wenig urn das plastische Werk herumgehen. als man 
hinter ein Bild schaut, um die Ruckseite zu unter- 
suchen," 
Rosso selbst bevorzugte die Prasentation seiner Skulp- 
turen in der Nahe von Bildern, sodrangte er in Paris auf 
die Aufstellung seiner Skulpturen in der Nahe des von 
ihmgeschätzten EugeneCarriere, undanseinen Forde- 
rer Harald Gutherz schrieb er 1904. daß seine Skulptu- 
ren im Salon d'Automne in der Nähe von Cezanne und 
Renoir aufgestellt worden seien und sie dort gut aussä- 
hen In Wien lindet Fiosso ein autnahmebereites Publi- 
kum und eine interessierte Presse. in Meier-Graefe und 
Ludwig Hevesi FordererseinerKunst. HevesisArtikelin 
derZeitschrift "Kunst und Kunsthandwerkii ist dererste 
analytische Beitrag zum Verständnis des Kunstlers 
Frau lda Sachs erinnert sich an seinen Aufenthalt in 
Wien FiossolitttrotzallerSympathiedieihm entgegen- 
gebrachtwurde, darunter, daß ernichtdeutschk 
er sandte ihr reden Tag eine kurze handschri 
Notiz. Blumen oder eine Telegramm. in welchen 
Treffen verschlug " Auf Grund seines Gewich 
dem Unwillen zu gehen, unternahm er Ausflüge r 
Droschke. wozu er den Oberkellner seines Liebli 
staurants, der Italiener war, einlud Eines Tages 
endaßein Mitgliedder Familie Lanckoronski seir 
stellung besucht hatte, iedoch kein Stück erv 
hatte. Er zwang Frau Sachs. ihn zu dem Ans 
Lanckoronskiszu begleitenwurdevom Butlerin: 
gebeten und ersucht zu warten Schnell entfernt 
der Vorhalle die rornischen Portratkopfe und ei 
siedurch eigeneArbeiten, die er mitgebracht ha 
das Haupt der Familie Lanckoronski erschien, I 
Rosso treuherzig i-Sehen Sie doch. wie viel lebe 
meine Skulpturen sind im Verhältnis zu diesem ß 
Derverblullte Lanckoronskikautteiedochnichts 
Anekdoteistaußersterhellendlürdieimpulsivej 
liche Art, die sich Rosso zeit seines Lebens bi 
hatte. 
Von Wien führte ihn derWeg nach London, wo die 
plastischeArbeit, der i-Ecce Puerii, das Portratde 
nes des Sammlers Ludwig Mond, Alfred William 
entstand, ienes spate Hauptwerk des Künstlei 
Jahre zwischen der letzten Skulptur und seinem 
Altervon siebzigJahrenbrachten seineAnerkenr 
Italien. welche vor allem auch durch den ElflSi 
Futuristen und seiner treuen holländischen Fr- 
Etha Fles erreicht wurde. Wien wurde fur Floss 
wesentliche Station der Anerkennung und der 
bevor die Futuristen ihn als ihren wichtigsten Vo 
reklamierten.
	        
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