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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIX (1984 / Heft 196 und 197)

Ulrich Nefzger 
Kunst und Natur - 
Salzburger Brunnenschöpfungen 
hema dieses Aulsatzes ist das Wort i-Schöplungir 
alten, was aul ein gemeinsames hervorbringendes 
zip in Natur und Kunst zielt. Im biblischen Bericht 
ieht sich die Schoplung durch Gott als Gestaltwer- 
i,alsGliederungdeswustenChaoszudemhin,was 
ils iiNaturii in ihrer Elementaiordnung erkennen. 
und was iiNaturii dem Wesen nach fur den Mena 
in sei. spiegeln in den verschiedenen Epochen 
rschiedliche Verstandnisweisen mannigtaltig wir 
Es sei an die berühmte Schilderung Petrarcas von 
er Besteigung des Mont Ventoux 1336 erinnert, mit 
er an der Wende zweier Zeiten die erste großere 
irschilderung in der europäischen Literatur gibt " 
1 dem weiten Fernblick vom Bergesgiplel in die 
e der Natur senkt er seine Augen und erfahrt aus 
h "Bändchen allerwinzigsten Formatsii,den mitge- 
en vBEkQFlNtfllSSefilt des hl. Augustinus, eine 
aubenderr Einsicht in seine menschliche Natur 
' der Stelle, wo er zuerst seine Augen hinhettete. 
nnt er, daß "nichts bewundernswert ist außer der 
e' Neben ihrer Große ist nichts groß Da beschied 
wich, genug von dem Bergegesehen zu haben, und 
jte das innere Augeaul mich selbst." tn dieserVer- 
sserung seiner selbst zeigt sich aber nicht so sehr 
vache, als eine erneuerte Einsicht in die wahre 
le der Schopfungsnatur, d. h in das, was ihre pria 
2 Größe sei, der auch die Seele iidem Uranlange 
Herkunltii nach enlslanime. 
iso wieGroßeundArt der iiNaturirsind auch die For- 
derbildenden Kunst ihr gegenüberinicht allein der 
nbegrili als solcher) unterschiedlichen Ansichten 
rworien So hat bekanntlich die Zeichen- und Male 
t in Schilderung einer ganz bestimmten Natura 
lschait, einer iiGegeiidii, erst seil dem ausgehen: 
l8. Jahrhundert gegen den herkommlichen Akade- 
tus in Barock und Klassizismus eine immer gro- 
Wertschatzung als ästhetische Eigenwertigkeil 
gefunden, die über die topographisch eindringliche 
Gewissenhaitigkeil weit hinausging. Dann aber 
erschiendieseAusdruckslorm derLandschaltsdarstet- 
lung mit einem Anspruch schoplerischer Durchdrin- 
gung, wie er vordem nur allerhbchsten Bildabsichteri 
zugekommen war. So spricht Ferdinand Olivier bei den 
gualitätvollenArbeitenvonWilhelm Friedrich Schlotter- 
beck und Johann Jakob Strüdl - die immerhin die Vor- 
boten der kunsllerischen Entdeckung des Saizburger 
Landes waren - von iimatten Prospektschildereienii, 
2 
 
die iidurchaus keinen Begrill von Große und Wi 
Anmuth und reichen Mannigtaltigkeiten ierter Ge 
denrr um Salzburg boten z 
Die Duplizität von Naturgroße und Seele, wie 
Petrarca spürte, scheint zwischen 1810 und 183i 
der künstlerischen Verklärung der Landschalten: 
burgs unter romantischen Vorzeichen in einem 
theismus zu verschmelzen Es zeigt sich "die ho 
Welt auf das innigste mit der irdischen Natur verwi 
so wie Novalis es ersehnte Aus der dargeste 
Manniglaltigkeit irdischer Schönheit sollte sich br 
losdieewigeSchonheitdergölllichenSchopfungo 
baren, Doch entsprach diese Sehnsucht nach Eir 
von NaturundSeeleeinerschmerzlichgeluhlten Pr 
tat von Menschenwelt und Natur. Langsl gab es 
selbstverstandliche Sicherheit des Glaubens als i 
ren Halt derWelt nicht mehr Im romantischen Bala 
akt der Rellexion darüber mochte eben deshalb f 
burgalsverklärter Landschattsgrundyals Ursprung 
Heimat erlebt werden Was die Romantiker hier 
untruglichem Gespur entdeckten. war dieser Urg 
harmonischer Erscheinung, eine Fraglosigkeit 
Zusammensein von Kultur und Natur. Es zeigte 
ihnen darin die Reinheit der Zusammenhänge. d 
die sich gleichsam aut den elementaren Grund de 
hen Schopiungstage ungetrubt blicken ließ 
Doch hatten gerade die Romantiker ein besond 
Sensorium dafür, wie unter dem stillen Leuchter 
Schönheit gewaltige Machte wirksam waren, die 
Innere der Menschennatur und der Erdnatur gleic 
maßen formen Die vielzitierte Rühn-iung Saizb 
durch Alexander von Humboldt stellte diese 5 
immerhin mit Neapel und Konstantinopel in eine R 
landschaftlich hingebreiteter Stadte, deren Charz 
entschieden von vulkanischen bzw neplunischen l 
ten geprägt ist. In der Tat ist Salzburg eine Stadt! 
schalt, geformt aus enger Drangung und Weite
	        
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