tha Vennersten-Reinhardt
r Spätnazarener
mz Anton Stecher -
Tiroler Künstlerschicksal
Die dankenswerte Ausstellung des Tiroler Landesmu-
seums Ferdinandeum iiKlassizisten - Nazarener.
Kunst im Oberland 1800 -1850ir des Sommers 1982
zeigte erstmalig eine Überschau der Kunst dieses
Gebietes in jener Zeitspanne. Sie trug damit in vorbild-
licher Weise dazu bei, das auf internationaler Ebene
erwachende Interesse an der stillen. dem Ideal-
Schönen zugewandten Kunstauffassung der Nazare-
nerauchirn heimatlichenBereichzuwecken undzuverr
tiefen.
Eine der interessantesten Künstlerpersönlichkeiien,
die vorgestellt wurden, ist zweifellos Franz Anton Ster
cher. von dem ein aquarelliertes Selbstbildnis, ein in Öl
gemaltes Porträt seines früh erblindeten Onkels, des
Bildschnitzers Joseph Barthlmä Kleinhans. die großen
herrlichen Bilder der Seitenaltäre der Plarrkirche von
Nauders und sechs Zeichnungen zu sehen waren. In
Stechers Kunst fließt der nazarenischen Kunstaullas-
sung einegemüthalte Ausdruc kstiele zu, deren N
und zuweilen ekstatische Innerlichkeit seine Bilc
dem Abgleiten in diezuweilen etwas blutleere Frö
keit der Kunst gleichgesinnter Zeitgenossen be
In seinen Arbeiten verbindet sich die hochgest
Sicht nazarenischen Kunststrebens mit den V
unmittelbaren Ergriffenseins und Ergreilenwoller
sie die alpenlandische Bildtradition seit ihrer
Blüte im späten Mittelalter und besonders auch
Epoche des Barock auszeichnet. Stechers hor
sibles Naturell. dessen Empfindsamkeit sich zu
zu krankhaften Störungen steigerte, war von Ha
geeignet, die höfische Kühle und poetische Wel
die viele Werke besonders der späten Nazareni
weisen. durch ein Moment radikalen Ergrittensei
realistischer Unmittelbarkeit aufzubrechen. Das
gen der Nazarenerwar, nicht nur durch eine NeL
nung auf die Reinheit von Linie und Farbe einen
nzAntonStecher. wDiesiebenTodsünden-r, um 1852. Blei-
t. 33.5 x 49 cm, Innsbruck. Tiroler Landesmuseum Ferdi-
ideum
em llachbogigen, dunklen Hollenraum ist im Flammen.
höllischen Feuers ein Zittemlalt (Zeit) angeordnet, das
TotenkopfumschließtunddessenäußerenRandeinesich
iSctiwanzende beißende Schlange (Ewigkeit) bildet. Mit
(oplnachurilen(Umkehrungdergölllichen Ordnung)liegt
sterhalte Mensch über dem Totenschädel ausgespannt.
e Kieteröllnet, um ihn zu verschlingen Rechts unten sitzt
nem Hocker aus Stielelbeinen mit hohen Absätzen und
annung mit Plauenaugenmuster (Eitelkeit), um den Hals
andern Spiegel, kostbarem Stollstück und Emblem mit
Ptauenaugen das plauenköplige Laster der Hollart, auch
Sunde der Augenlust genannt, und pickt nach dem Auge des
Verdammten. Aul ihmundauteinemSchildmitKriegssymbolen
stehenddas LasterdesZcrnesmildergerlernden Schlangedes
Hasses. deren Schwanzende die Hände des Delinquenten hin-
lerdessen Rücken lesselt. Uber ihm ziehtdas schweinekopfige
LasterderVöllereimiteinerdreizinkigenGabeldem Sunderdas
Gedärm aus dem Leib. Als Gegenstück sitzt links im Vorder-
grund aui einem Geldsack (Aulschritt 50000) der Geiz und
schüttet mit der Linken aus einer Schaufel Geldstücke in einen
mit den Zeichen der Veränderlichkeit und Vergänglichkeit
(Krücken. Wanderstab und Schwert) geschmückten Kessel,
unter dem Feuer brennt. Mit der Rechten gießt er das llussige
Gold dem Verdammten in den Mund. Als Gegenstück ZL
hockt aul dem Rücken des Geizes das eselsköplige La:
Trägheit, das mit einer Kette ebentalls die Hände des Ge
ten aul dessen Rucken lesselt. Mit dem rechten hochg
nen Beinauldern Hals derTrägheit und mildem linken au
querovalen Schild steht die Ohrenbläserei und bläst in ei
um das sich der Gewissenswurm (Reue) windet, der d:
der am Herzen nagt. lm Oueroval ist der Kopl einer hä
alten Frau (Geschwätzigkelt) sichtbar. die in ein Ohr spri
mit den Fingern eine verspottende Geste (Schaden
macht. Zwischen den Beinen des Verdammten liegt bau
das bocksküplige Laster der Wollust mit Brustbild einer r
Frau (Schamlosigkeit) und Skorpion (Unlruchtbarkeit).