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Full text: Alte und Moderne Kunst XXIX (1984 / Heft 196 und 197)

;sung vermerkt für die letzte Zeit von Stechers Linzer 
ifenthalt Unregelmäßigkeiten im gesundheitlichen 
efinden des Künstlers. Diese scheinen der Anlaß 
wesen zu sein, daßder Künstler um seine Entlassung 
s der Ordensgemeinschalt ansuchte. Am 26. Mai 
143 übersiedelte er in das lnnsbrucker Kolleg, wo er 
edereifrigtätigwar. Dort erreichte ihn die Bewilligung 
ines Gesuches. Am Dreikönigstag 1 844 verließ erden 
den, um unter den leichteren Bedingungen privaten 
tags zu leben. Er blieb weiterhin dem Orden eng ver- 
nden und malte in dieser Zeit die beiden leider durch 
imben zerstörten prachtvollen Medaillons für den 
iorraum der lnnsbrucker Jesuitenkirche. In diesem 
hr entstanden auch die beiden in der Ausstellung 
zeigten herrlichen Altarbilder für die Kirche des hei- 
etlichen Nauders und das ebenfalls gezeigte meister- 
he Porträt des blinden Onkels (Abb.). in der Folgezeit 
tstanden eine Reihe kleinformatiger Bilder religiöser 
d sittenbildlicher Thematik. In ihnen versuchte der 
instler weitere Kreise anzusprechen, war er doch als 
ivatmann auch ökonomisch ganz auf sich gestellt. Zu 
n beiden bedeutendsten Werken dieser Jahre gehört 
s schöne Seitenaltarbild wSt. lsidor im Geben der Kir- 
e zu Tobadill bei Landeck des Jahres 1846. In diesem 
hr dürfte Stecher auch nach Nordamerika gegangen 
in, um dort im Zuge der rasch aufblühenden Jesuiten- 
ssion erbaute Kirchen mit dem nötigen Bildschmuck 
versehen. Seine bedeutendste Schöpfung in Über- 
e waren die prächtigen Bilder lür die St-Philomena- 
'che inCincinnatLdie leiderbeleinem Brand imJahre 
22 völlig zerstört wurde. Die einzigen noch erhalte- 
n Arbeiten scheinen die Fresken von Conewago- 
iapel in Pennsylvania zu sein und ein stark beschädig- 
Kreuzwegzyklus. der sich noch vor zwanzig Jahren 
dortigen Depot befand. 
Jahre 1851 kehrte Stecher wieder in die Heimat 
zurück. wo inzwischen seine Mutter gestorben war. 
Laut einer Notiz im Klosterarchiv der PP. Serviten lebte 
der Künstler bei ihnen als nPfründnerrr. wohl zumindest 
so lange. als er an dem großen Fresko der Außenwand 
der Servitenkirche. einer Darstellung der Kreuzab- 
nahme. malte. Das Fresko wurde bereits 1903 seines 
schlechten Erhaltungszustandeswegen in Mosaiktech- 
nik übertragen. Auch dieses Mosaik ist zerstört. Es fiel 
einem Bombardement 1945 zum Opfer. Die Ölskizze zu 
diesem Fresko. die Stecher den Patres als Modell vor- 
legte. existiert noch im Besitz des Klosters. Als Kurio- 
sum sei erwähnt. daß es aui der Rückseite folgende 
rechtunfrommeAufschritt trägt: vHatfürimmerimChor 
zu bleiben, widrigenlalls räche sich die Mutter Gottes 
selbst am Dieb. Kirchenräuber oder Brandlegem Der 
das Bild so sehr schätzende Pater setzte seinen Namen 
darunter und das Datum des Tages. an dem er dies 
schrieb. den 1. Juni 1865. Doch auch in Innsbruck 
waren während Stechers Abwesenheit - wenn auch in 
geringerem Umfang - neue revolutionäre Ideen zum 
Durchbruchgekommen.AlserimJahre 1852 einigeBil- 
der ausstellte, wurden sie von der Tagespresse geflis- 
sentlich übergangen. Der empörte Künstler präsen- 
tierte sie dann selbst in einem Aufsatz im Tiroler Boten 
DiesemAufsatzverdankenwirdieeinzigeunserhaltene 
Äußerung des Künstlers über sein Werk und damit 
zugleich einen authentischen Einblick in seine Vorstel- 
Iungswelt. 
EinigedermeisterlichenindiesenJahren entstandenen 
Zeichnungen waren ebenfalls in der Ausstellung zu 
sehen. Die Thematik dieser seiner letzten Lebenszeit 
kreiste unaufhörlich um die letzten Dinge Sünde - 
Weltgericht - Erlösung. Das ergreifendste Beispiel 
dieses inneren Ftingens ist das erschütternde Blatt "Die 
sieben Todsündenii (Abb. l). ln ihm erreicht Stechers 
künstlerische lnterpretation ig natianischerGewissens- 
bildung ihren intensivsten Ausdruck. In seiner 
unheimlichen Lebendigkeit und sachlichen Pragi 
ist es eine aulrütlelndeAllegorie aufdie Lasterhaltii 
des Menschen und das Fegefeuer seiner Not. M 
cherweise ist es inspiriert durch Stechers Kent 
eines in der Albertina. Wien. bewahrten Blattes vli 
Hölleu des italienischen Künstlers Federico Zucc 
(um 1540 -1eoe). 
Die letzte große Arbeit ist eine ebenfalls für die SSF 
gemalte Darstellung des HI. Grabes. Sie fand wor 
den Osterzerembnien des Jahres 1852 oder 1853 
erste Verwendung. Heute findet sie an anderm Ort 
Kirche in Reith bei Seefeld, noch alljährlich Ver 
dung. 
Am 19 August 1853 starb Stecheriwie das Totenl 
vermerkt - an Lungensucht im Heim seiner Schwr 
Flosalie. verehelichte Freisseisen. am Unteren S 
platz Nr. 136, dem heutigen Fürruter-Haus. we 
Tage mehr als neununddreißig Jahre alt. Sein bli 
Onkel war kaum zwei Monate vor ihm verstorben 
der sechsundsiebzigjährige Vater überlebte se 
bedeutenden Sohn nur um wenige Tage. Unter 
reicher Beteiligung der Bevölkerung wurde er 
21.August 1853 urn vier Uhr nachmittags beerdigt 
Friedhof. aui dem er bestattet wurde. ist längst a1 
lassen und ein Teil der Stadt geworden. Er befand 
im Bereich des heutigen Adolf-Pichler-Platzes 
Aufgrund der zahlreichen und bedeutenden Afbi 
des Künstlers in Linz gab das dortige Kulturamt 
Monographie über Franz Stecher heraus. in dem 
Werke des Künstlers katalogisiert und kunstgesch 
lich bearbeitet sind. Im Laufe der Jahre wurden we 
Arbeiten bekannt. die in den Kunstiahrbüchern 
Stadt Linz 1969 und 1974175 publiziert wurden. 
bekannte Gesamtwerk beläuft sich nun auf 172 A 
ten. Während der letzten Wochen wurden in Tirol
	        
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